Dieser Schaden ist weithin zu sehen: Am Donnerstagvormittag zwischen 10 und 10.30 Uhr wurde ein Rotorblatt im Windpark Nattheim stark beschädigt. Augenscheinlich ist es regelrecht zerfetzt. Es hängt an einer Windkraftanlage mit einer Nabenhöhe von 160 Metern, die Rotoren haben einen Durchmesser von 138 Metern. Es handelt sich um die höchsten Windräder im Landkreis Heidenhein. Verletzt wurde niemand. Die Stadtwerke haben den Wald um die Windkraftanlage in einem Sicherheitsradius abgesperrt, auch ein Wachschutz ist vor Ort.
Ursache für defektes Windrad noch unklar
Der Schaden trat auf, während Sturmtief Ignatz über den Landkreis Heidenheim zog. Ob der starke Wind ursächlich für den sogenannten Flügelschaden war, lässt sich nach Auskunft der Stadtwerke Heidenheim derzeit noch nicht sagen.
Der Heidenheimer Energieversorger ist zusammen mit der Alterric GmbH Betreiber des Windparks Nattheim mit insgesamt neun Windkraftanlagen. „Genaueres wird die Ursachenforschung ergeben, sobald das Rotorblatt demontiert werden kann“, so Stadtwerke-Sprecherin Viktoria Liske.
Kein Totalschaden am Windrad in Nattheim
Derzeit gehen die Betreiber davon aus, dass es sich nicht um einen Totalschaden an der Windkraftanlage handelt. „Voraussichtlich müssen nur die drei bautechnisch aufeinander abgestimmten Rotorblätter ausgetauscht werden“, erläutert Viktoria Liske. Dies soll bereits innerhalb der nächsten Wochen geschehen. Ob weitere Maßnahmen notwendig sind, werde gutachterlich geprüft. Die betroffene Windkraftanlage war erst am 16. April dieses Jahres in Betrieb gegangen.
Alle Anlagen abgeschaltet
Nach Mitteilung der Stadtwerke Heidenheim sind die Fachkräfte des Windenergieanlagenherstellers Enercon bereits vor Ort und haben die restlichen acht Anlagen vorübergehend abgeschaltet. „Sobald die stürmische Wetterlage es zulässt, wird das Rotorblatt demontiert“, so die Stadtwerke-Sprecherin. Danach könne erst die genaue Ursachenforschung, technische Überprüfung und Schadensermittlung erfolgen. Geplant sei es in diesem Zuge, auch die Rotorblätter der acht weiteren Windkraftanlagen zu untersuchen.
Betriebsausfall ist versichert
Darüber, was die Reparatur der beschädigten Anlage kosten wird, wollen die Stadtwerke derzeit keine Aussage treffen. „Ein finanzieller Schaden entsteht aufgrund von Gewährleistungsansprüchen des Windparkbetreibers gegenüber dem Hersteller Enercon nicht“, so Liske. Zudem sei der Betriebsausfall versichert.
Über die Preise für einzelne Windkraftanlagen machen die Hersteller meist keine Angaben, laut verschiedener Internet-Quellen können sie aber bei der Dimension des Nattheimer Windparks auf drei bis vier Millionen Euro geschätzt werden. Die Erstellung des gesamten Windparks hat 60 Millionen Euro gekostet. Jährlich können rund 80 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden.
Kaputtes Rotorblatt in Neuss
2018 knickte im Windpark Neuss in Nordrhein-Westfalen das Rotorblatt einer Windkraftanlage ab, die ebenfalls von Enercon hergestellt worden war. Es sei aber ein anderer Anlagentyp betroffen gewesen, nämlich E-92, erläutert Felix Rehwald, Sprecher der Firma Enercon. Im Windpark Nattheim stehen Anlagen vom Typ E-138 EP3. „Das Rotorblatt im Windpark Neuss war nach einem Fliehkraftschaltertest (FKS-Test) beschädigt worden“, so Rehwald.
Schaden bei einem Test
Die Untersuchung dieses Vorfalls unter Beteiligung eines externen Sachverständigen hatte ergeben, dass der Schaden an der betroffenen Anlage durch eine Kombination von ungünstigen Anströmverhältnissen ausgelöst worden war, so der Firmensprecher. „Diese treten nur im Zusammenhang mit dem Betriebszustand während der FKS-Tests auf, nicht im regulären Anlagenbetrieb“, erläutert Rehwald. Um diesen Zustand auszuschließen, war seinerzeit das Vorgehen während der FKS-Tests verändert und der kritische Betriebspunkt systematisch ausgeschlossen worden.
Wer ist Enercon?
Die Enercon GmbH ist der größte deutsche Hersteller von Windenergieanlagen und hat seinen Stammsitz in Aurich (Ostfriesland). Dort befindet sich auch das größte Produktionswerk. Mit über 30.000 installierten Windenergieanlagen in mehr als 45 Ländern zählt das 1984 von Aloys Wobben gegründete Unternehmen nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden in der Branche.
Die Alterric GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen, das dem Anlagenbauer Enercon zusammen mit EWE aus Oldenburg, einem der größten Energieversorger Deutschlands, gehört.
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