Namen werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine genannt. Weder von denen, die sich bei der kommenden Jahreshauptversammlung des SV Bolheim am 21. April zur Wahl des Vorsitzenden und dessen Stellvertretung aufstellen lassen, noch von denen, die in der sogenannten Findungskommission nach geeigneten Kandidaten gesucht haben. Ehrenvorsitzender Uwe Kessler verrät als Pressewart des Vereins und Mitglied dieser fünfköpfigen Kommission, der ehemalige Führungskräfte des Vereins angehören würden, nur so viel, dass es sich um zwei männliche Bewerber handelt und diese seit einigen Jahren im Sportverein sind. „Damit wird der Verein wieder führungsfähig sein“, so Kessler.
SV Bolheim ist seit Oktober ohne Vorsitz
Seit der überraschenden Erklärung von Karin Mecherlein bei der Hauptversammlung im Oktober 2022, nach zwei Jahren nicht erneut für das Amt der Vorsitzenden zu kandidieren, steht der SV Bolheim ohne Leitung da. Lediglich Richard Koch hält als Zuständiger für die Vereinsfinanzen noch die Stellung im Vorstand.
Warum Mecherlein das Handtuch warf, wurde offiziell nie bestätigt. Jedenfalls musste sie bei der vergangenen Versammlung deutliche Kritik einstecken. „Sie hat sicher nicht alles falsch gemacht und hatte gute Ideen. Aber ihre Herangehensweise und ihr Führungsstil waren nicht immer glücklich“, so Kessler rückblickend. Es sei etwas anderes, einen kleinen Sportverein zu managen als einen großen Konzern. Mecherlein war vor ihrem Ruhestand in den oberen Etagen eines weltweit agierenden Unternehmens tätig. Doch selbst nach ihrem Abschied erfährt Mecherlein noch Rückhalt aus den Reihen des SV, die ihr den Einsatz für den Verein zugutehalten, vor allem ihr Bestreben nach mehr Transparenz.
Bolheimer Vereinsheim sei Klotz am Bein
Kritik gibt es dafür an den derzeitigen Entscheidungsträgern, die weitestgehend im Hintergrund die Geschicke des Vereins leiten sollen. Aufreger Nummer eins ist das Festhalten am maroden Vereinsheim mit Sportgaststätte, dessen dringend nötige Sanierung der Sportverein aufgrund der klammen Kassen nicht ohne Hilfe finanzieren kann. Die Argumente der Gegenseite: Weil ein Großteil der Mitgliedsbeiträge, die nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle des Vereins sind, im Vereinsheim „versickern“ würde, Stichwort Reparaturen und Energiekosten, bleibe weniger Geld für die Förderung des Sports und der Jugend übrig. Außerdem benötigten nur wenige SV-Abteilungen überhaupt ein Vereinsheim, um ihren Sport auszuüben. Von zehn Abteilungen sind es vier mit Kegeln, Schützen, Tischtennis und Fußball. Des Weiteren würde man für die Sportgaststätte zu wenig Pacht verlangen.
Kessler pflichtet bei, dass das über 50 Jahre alte Vereinsheim finanzieller Ballast ist und man es von der Nutzung durchaus infrage stellen kann. Aber es sei mit Tradition verbunden. Der Sportverein habe es 1972 in Eigenleistung erbaut, es daher brachliegen zu lassen oder abzureißen, sei ausgeschlossen, so der Ehrenvorsitzende. Man habe sogar schon in Erwägung gezogen, an die Stadt Herbrechtingen zu verkaufen. Ungeachtet dessen, dass der SV Bolheim nie einen solchen Antrag bei der Kommune gestellt habe, beabsichtigt die Stadt laut Bürgermeister Daniel Vogt auch nicht, ein Vereinsheim zu erwerben.
Uwe Kessler: Sportgaststätten nicht vergleichbar
Kessler räumt ebenfalls ein, dass die Pacht im Vergleich zu manch anderen Sportgaststätten geringer ausfällt, doch man dürfe diese nicht miteinander vergleichen. Man sei froh, in Hans-Peter Heising und Darko Puskic überhaupt zuverlässige Gastronomen gefunden zu haben. Nach Emil Wiegand hatte man nur schlechte Erfahrungen gemacht. Und was bringe es, so Kessler, die Pacht zu erhöhen, wenn der Pächter sich diese nicht mehr leisten könne?
Kurzum: „Ich beneide jeden Sportverein, der kein Vereinsheim im Nacken hat.“ Dies ändert nichts daran, dass die Zeit drängt. Ständig müssen kleinere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen werden, etwa an der Öl-Heizung, die erstaunlicherweise immer noch die erste ist.
Gespräche über Zuschuss mit der Stadt Herbrechtingen
In der Zwischenzeit fanden laut des früheren Vorsitzenden des SV Bolheim erste Gespräche mit Bürgermeister Vogt und einem Vertreter des Fachbereichs Bau bezüglich eines möglichen Zuschusses der Kommune statt. Die Chancen für eine Geldspritze stehen Vogt zufolge sehr gut. Gemäß den städtischen Vereinsförderrichtlinien winken bis zu 12.000 Euro. Eine darüber hinausgehende Förderung ist vom Gemeinderat zu beschließen. Im städtischen Haushalt 2023 sind 175.250 Euro an Zuschüssen und Zuweisungen für Verbände und Vereine zur Förderung von Musik, Kultur und Sport veranschlagt, im Vorjahr waren es noch 155.750 Euro.
Der Sportverein plant ferner über den Württembergischen Landessportbund einen Energieberater hinzuziehen, der eine energetische Sanierung prüfen soll. Ziel sei, in der „nahen Zukunft“ eine Lösung in Sachen Vereinsheim zu haben und umzusetzen.
Genaue Zahlen über die Vereinsfinanzen möchte Kessler nicht offenlegen. Im vergangenen Jahr habe der Verein dank Corona-Hilfen zwar einen kleinen Überschuss erwirtschaftet, aber insgesamt befindet man sich immer noch im Minus. Dennoch: „Die Befürchtung einer Zahlungsunfähigkeit besteht nicht.“
Beachvolleyballfeld ist fertiggestellt
Im vergangenen Jahr hat die Turnabteilung des SV Bolheim in Eigenleistung eine Beachvolleyballanlage auf dem Sportplatzgelände gebaut, an die Stelle, wo sich die alte Sprunggrube befand. Obwohl die Abteilung laut Patrick Rio, Vorstandsmitglied der Turnabteilung, viel Zeit (circa 320 Arbeitsstunden) und Geld (4200 Euro; 500 Euro hat die Volksbank Brenztal gespendet) investiert hat, richtet sich das Angebot nicht nur an die Turnerinnen und Turner. Alle Mitglieder des SV Bolheim dürfen auf dem Sand pritschen und baggern. Zum Start der Schön-Wetter-Saison soll das Feld wieder bespielbar sein. Über den Winter wurde das Volleyballnetz zu dessen Schutz abmontiert.