Mit 56 Jahren denkt manch eine oder einer schon sehnsüchtig an den Ruhestand, Lothar Rapp hingegen stellt sich beruflich einer neuen Herausforderung und wird hierfür gemeinsam mit seiner Frau Christine sogar ins circa 250 Kilometer entfernte Neustadt an der Weinstraße ziehen. Ab 1. Juli wird er dort als Direktor der diakonischen Einrichtung „Christliche Gästehäuser Weinstraße“ tätig sein und die Weiterentwicklung des 14 Hektar großen Areals vorantreiben.

So schwer der Abschied nach zehn Jahren als Pastor der evangelischen Chrischona-Gemeinde Heidenheim und der evangelischen Stadtmission Herbrechtingen auch sei, die Entscheidung fühle sich richtig an, so Rapp. Als er das verlockende Jobangebot vor einem Jahr erhielt, pilgerte das Ehepaar drei Wochen lang auf dem Jakobsweg in Frankreich, um sich über die Antwort klar zu werden.

Chrischona-Gemeinden in Heidenheim und Herbrechtingen gaben ihm viel Freiraum und Vertrauen

„Die Zeit hier werde ich immer in guter Erinnerung behalten.“ Die Gemeinden hätten ihm stets viel Vertrauen entgegengebracht und großen Spielraum für die Umsetzung von Ideen gegeben, wofür er sehr dankbar sei. Vor acht Jahren hat er etwa begonnen, eine Pfadfinder-Gruppe zu etablieren – inzwischen ist diese auf 40 Kinder und Jugendliche angewachsen.

Gerne hätte er sich im zurückliegenden Jahrzehnt mehr der Seelsorge gewidmet, aber dafür blieb nur neben der Gemeindearbeit Zeit. Die Pastorenstelle ist geteilt: 65 Prozent für die Heidenheimer Chrischona-Gemeinde, 35 Prozent für die Herbrechtinger Stadtmission.

Bei seinem neuen Arbeitgeber in der Pfalz wird die Seelsorge von Gästen und Mitarbeitenden eine wesentliche Aufgabe von Rapp sein, der sich im Laufe seines Berufslebens zum therapeutischen Seelsorger, Ehe- und Traumatherapeut weiterbildete.

Berufswahl Pastor nach schwerem Autounfall

Gemeindepastor ist Rapp bereits seit 25 Jahren und hat sowohl Stationen in Deutschland als auch im Ausland durchlaufen. Sechs Jahre lebte die vierköpfige Familie in der Slowakei. Zum christlichen Glauben fand der gebürtige Stuttgarter, der in einem nicht religiösen Haushalt aufwuchs, erst im Alter von 19 Jahren nach einem schweren Autounfall. Statt eines BWL-Studiums machte er eine Lehre zum Krankenpfleger und anschließend die theologische Ausbildung in Bad Liebenzell.

Schwer fällt Rapp auch der Abschied vom 1. FC Heidenheim. „Es ist schade, den FCH nicht daheim in seiner ersten Bundesligasaison zu sehen.“ Der begeisterte Fan zweifelt keine Sekunde am Aufstieg des Fußballvereins, er glaubt sogar fest an die Meisterschaft.

Doch wenn er schon die Dauerkarte für die Voith-Arena hergeben muss: „Mein HDH-Kennzeichen behalte ich“, so Rapp lachend. Die Abkürzung steht für ihn nicht nur für sein langjähriges Zuhause, sondern auch für seinen ganz persönlichen Leitspruch „Heilig dem Herrn“. „Heilig“ in dem Sinn von „ganz gehörend“.

Noch keine Nachfolge für Lothar Rapp

Rapps Nachfolge steht bislang nicht fest. „Auch hier macht sich der Personalmangel leider bemerkbar.“ Doch die Gottesdienste könnten dank ehrenamtlicher Hilfe innerhalb der Gemeinden weiterhin stattfinden.

Feierliche Verabschiedung


Am Sonntag, 11. Juni, wird Pastor Lothar Rapp in der alten Turn- und Festhalle in Bolheim im Rahmen eines Festgottesdienstes verabschiedet. Beginn ist um 10.30 Uhr. Nach dem Mittagessen ist gegen 13.30 Uhr die Festveranstaltung.