Es ist fast nicht zu glauben, dass ich nun schon seit fünf Jahren in den USA lebe, liebe und arbeite.
Könnte ich, wie die kanadische Komikerin Julie Nolke, eine Unterhaltung mit meinem „vergangenen Ich“ führen, würden sich einige Dinge sicherlich unvorstellbar und post-apokalyptisch anhören.
Seit Januar 2021 sind vier Jahre Trump endlich vorbei. Euphorie und Optimismus hielten aber leider nicht lange an, da der weltweite Anstieg der COVID-19 Infektionszahlen und die damit verbundene Ausbreitung der Virusvarianten trotz verschiedener Impfkampagnen besonders in den USA auf taube Ohren und viel Widerstand stieß.
Bolheim/England
Giengen/Christchurch
Kulturelle Unterschiede wurden vor allem hinsichtlich individueller Freiheiten auf der einen und der Berücksichtigung des Allgemeinwohls auf der anderen Seite sichtbar. Hier war die Antwort auf die Frage: „Maske tragen, um andere zu schützen?“ leider sehr oft: „Nein, danke“.
Besonders traurig und erschreckend fand ich persönlich den Vergleich einiger Amerikaner, dass Masken oder Impfpass mit dem Davidstern im Dritten Reich vergleichbar seien. Den Gedankenspagat, dass hier ein beinah sicheres Todesurteil mit potenziell lebensrettenden Maßnahmen verglichen wird, scheinen einige Amerikaner nicht zu verstehen.
Impfquote in Alabama
Diese Vorfälle sind aber zum Glück Ausnahmen. Obwohl die USA mittlerweile eine Impfquote von 60 Prozent vorweisen können, ist der Staat Alabama, wo ich mit meinem Ehemann Blake lebe, mal wieder in allem hinterher, was nicht mit College Football zu tun hat. Am 4. Dezember besiegte das Football-Team Crimson Tide im Mercedes-Benz-Stadion in Atlanta die Georgia Bulldogs 41:24 und holte sich die Spitzenposition in der NCAA (National Collegiate Athletic Association) zurück. Hinsichtlich der Impfquote liegt Alabama allerdings auf dem drittletzten Platz.
Erfolge und Meilensteine
Obwohl die vergangenen zwei Jahre von viel Negativem überschattet wurden, konnte ich trotzdem einige Erfolge und Meilensteine verzeichnen: In meiner Zeit in den USA bin ich nun einen Ehemann, drei Masterabschlüsse, drei Katzen und drei Nichten reicher! Leider mussten wir unsere Hochzeitsfeier dreimal verschieben, aber hoffentlich sind in diesem Fall „Aller guten Dinge drei“. Jetzt gilt es Daumen drücken für 2022!
Wie eine Art Punktlandung erhielt ich zwei Wochen nach meinem Abschluss im Mai 2020 meine Arbeitserlaubnis und konnte bei SWJ TECHNOLOGY, der amerikanischen Tochtergesellschaft einer deutschen Engineering- und Consulting-Firma, meinen ersten Job in den USA antreten. Nach etwa 16 Monaten im Bereich Marketing und PR, arbeite ich nun seit Oktober 2021 als Projektkoordinatorin im Bereich Kapazitätsmanagement, Lokalisierung und Einkauf bei Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI) in Vance, Alabama. Hier wird fleißig daran gearbeitet, das Ziel der Elektrifizierung und Emissionsreduzierung zu erreichen und dem Verbrennungsmotor endlich den Garaus zu machen. Die Zukunft ist elektrisch.
Mein Mann Blake ist im Endspurt seines Doktorstudiums zum Physiotherapeuten und dieses Jahr schaffen wir es an Weihnachten nach zweieinhalb Jahren endlich einmal wieder in „meine Heimat“! Wir konnten sogar zwei Freunde begeistern, uns über Weihnachten zu besuchen, um ein echtes deutsches Weihnachtsfest zu erleben.
Viele Grüße aus den USA, ein frohes Fest und einen guten Rutsch!
Annika
Mehr über Menschen aus dem Landkreis Heidenheim, die im Ausland leben, gibt es bei Brücken in alle Welt zu lesen.
Herbrechtingen/Fernández