Aus Wut und Enttäuschung über das Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst sind am Dienstag einige hundert Beschäftigte dem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gefolgt und haben sich an einem ganztägigen Warnstreik beteiligt. Sowohl vor dem Klinikum als auch vor dem Landratsamt und dem Rathaus in Heidenheim trafen sich die Streikenden und zogen von dort aus gemeinsam zum Eugen-Jaekle-Platz, auf dem die zentrale Kundgebung stattfand.

Mindestens 300 beteiligten sich am Warnstreik

Verdi-Gewerkschaftssekretär Jonas Schamburek sprach angesichts der Beteiligung von einem „starken Zeichen an die Arbeitgeber“, denen gezeigt werden solle, dass die Beschäftigten das jüngste Angebot nicht akzeptierten. Seiner Schätzung zufolge beteiligten sich mindestens 300 Beschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung in den Städten Giengen und Heidenheim sowie dem Landratsamt, der Kreissparkasse und Mitarbeiter des Klinikums an der eintägigen Arbeitsniederlegung: „In Heidenheim sind heute alle Kitas geschlossen“, so Schamburek.

Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine Erhöhung der Entgelte um 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro monatlich. Zudem sollen die Auszubildenden 200 Euro mehr im Monat erhalten. Bei der jüngsten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber ein lineare Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten angeboten, außerdem eine einmalige steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlung in Höhe von insgesamt 2.500 Euro für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (1500 Euro unmittelbar sowie 1000 Euro im Jahr 2024).

Unsozial für die unteren Entgeltgruppen

„Die mittleren und oberen Entgeltgruppen anzuheben auf Kosten der unteren ist krass unsozial und ist mit uns nicht zu machen“, sagte Schamburek unter großen Beifall: „Die Preise steigen für alle, die Inflation, die Mieten und die Energiekosten spielen eine große Rolle und treffen vor allen Dingen die unteren Entgeltgruppen.“ Von der angebotenen Einmalzahlung hält der Gewerkschaftssekretär wenig: „Wenn es einmal ausgegeben ist, ist es weg. Wir brauchen mehr Geld in der Tabelle, das ist dauerhaft“, so seine Forderung.

Es sei nicht einzusehen, dass die Beschäftigten in Kliniken und in der Pflege die Leidtragenden seien und dafür bezahlen müssten, wenn ihre Arbeitgeber in eine Schieflage gerieten: „Aber genau das wird durch die Forderung nach einem Sonderopfer verlangt: dass den Beschäftigen Gehalt gestrichen werden kann“, so Schamburek: „Hakt´s denn bei den Arbeitgebern? Nachdem diese Menschen in der Pademie drei Jahre lang die Versorgung aufrechterhalten haben, sollen sie jetzt für Krisen bezahlen?“ Das Angebot der Arbeitgeber bezeichnete Schamburek als Zumutung.

Bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst sieht der Gewerkschafter eine hohe Kampfbereitschaft, würde sich jedoch noch mehr Beteiligung an den Warnstreiks liefern. Angesichts der nächsten Verhandlungsrunde, die in der kommenden Woche stattfindet, sei es notwendig, den Druck noch weiter zu erhöhen.

Stuttgart