Wissen Sie, wer der Urheber dieses Textes hier ist? Als geübter Zeitungsleser online oder Print wissen Sie, wo Sie danach schauen müssen. Am Text steht ein Autor. So ist das in Qualitätsmedien. So machen wir transparent, wer einen Text verfasst hat. Anders ist das bei ChatGPT, der künstlichen Intelligenz, die Texte schreiben kann. Oder besser: Die auf vorhandene Texte zurückgreift und daraus neue zusammenbaut.

Haben Sie den Artikel der Kollegin Karin Fuchs diese Woche gelesen? Was ChatGPT über Heidenheim weiß bzw. nicht weiß? Haben Sie gelacht über die Wissenslücken der Maschine? Auf den ersten Blick kann man sich amüsieren. Auf den zweiten Blick friert mir aber das Lachen ein.

Wer steht gerade für den Schmarren, den ChatGBT zusammenschreibt?

Nun darf man Entwicklungen wie ChatGPT nicht verteufeln. Das Ganze ist noch im Aufbau und hat sicher unendliches Potenzial, auch gutes. Aber: Es ist jetzt schon in der Welt. Es verarbeitet schon jetzt Texte zu neuen Texten, ohne dass nachvollziehbar wäre, auf welche es dabei zurückgreift. Ob schon der Ursprungstext falsche Fakten enthält, die dann im nächsten Text noch falscher werden und dann im nächsten….? Keiner kann das nachvollziehen. Obendrein: Wer steht gerade für den Schmarren, der rauskommt und der – im besten Fall – lediglich amüsant ist, aber keinem wehtut. Und: Wer wird vergütet für sein geistiges Eigentum, auf das die Maschine ungefragt zugreift und weiterverarbeitet?

Das Thema Leistungsschutzrecht ist schon jetzt ein kompliziertes. Ich will Sie nicht damit quälen, aber im Kern geht es darum, dass beispielsweise Google auf eine unfassbare Menge an Texten zugreift, die in seiner Suchmaschine zugänglich macht, dafür aber – beispielsweise Verlagen – keinen Cent bezahlt. Ohne diese Inhalte aber wäre Google – abgesehen von Shoppingangeboten - leer. Und eine leere Suchmaschine hätte keine Nutzer. Ahnen Sie die Komplexität, die erst ChatGPT mit sich bringen wird? Ganz abgesehen von Fake News?

Wir brauchen dringend Rahmenbedingungen und Rechtsräume für diese Maschinen. Leider entwickelt sich die digitale Welt schneller als unsere (nationale) Gesetzgebung, die obendrein zu kurz greift. Wir müssen da alle schneller werden, um solchen Entwicklungen nicht ausgeliefert zu sein. Politik, Ermittlungsbehörden und Verbraucherschützer sind in der Pflicht, sich aufzuschlauen. Und wir, die Bürger, sind es auch. Wir sollten uns damit beschäftigen, auch wenn es sperrig ist. Damit uns die Maschine nichts vormacht. Auch nichts Lustiges.
Schönes Wochenende