Die digitale Revolution im Unterricht kam zwangsweise über Nacht. Als die Schulen im Frühjahr während des ersten Corona-Lockdowns geschlossen wurden, mussten digitale Unterrichtsformen aus dem Ärmel geschüttelt werden. Es wurden Lernportale eingerichtet und Schüler nahmen per Laptop oder Tabletcomputer am Unterricht teil. Doch was tun, wenn in sozial schwachen Familien die technische Ausstattung fehlt? Werden diese benachteiligten Kinder nun noch mehr abgehängt?
Diese Frage treibt Kurt Neumeister um, der in Sachen IT-Technik kein unbeschriebenes Blatt ist und deshalb um die Wichtigkeit digitaler Anwendungen in verschiedenen Lebensbereichen weiß. Bis zum Renteneintritt im Januar 2019 arbeitete der Heidenheimer als Netzwerk-Systemingenieur bei einem IT-Portal für große Versicherungsunternehmen.
Bayreuth als Vorbild für die Laptop-Hilfe
Für ihn sei klar gewesen, erzählt er, dass er als Rentner sein Wissen für andere zur Verfügung stellen möchte. Neben den nachbarschaftlichen Computer-Freundschaftsdiensten bietet Neumeister mittlerweile auch VHS-Kurse im Stadtteiltreff Zanger Berg an.
Zufällig habe er von einer Aktion der Stadt Bayreuth erfahren, die darum bat, ausrangierte Laptops für sozial schwache Schüler zur Verfügung zu stellen. „Das“, so seine Idee, „könnte doch auch in Heidenheim funktionieren.“ Doch gut gemeint heißt noch lange nicht, dass die Umsetzung einfach ist. Woher die alten Lapttops nehmen, woher das Geld für die Hardware, um die Laptops technisch einsatzfähig zu machen? Und wie kommen die Laptops am Ende bei den richtigen Empfängern an?
Wie der Rotary-Club mit ins Spiel kam
Es war der Zufall, der Kurt Neumeister weiterhalf in Form eines Kontakts zum Rotary Club Heidenheim-Giengen. Der Serviceklub startete im Frühjahr, als Schutzmasken rar waren, ein groß angelegtes Benefiz-Nähprojekt. Peter Hail hatte die Räume seines früheren Modegeschäfts zur Verfügung gestellt. Kurt Neumeister war Teil des Teams und half bei der organisatorischen Abwicklung. Die Laptop-Idee fiel bei Rotary auf fruchtbaren Boden. Die Kooperation war geboren. Wie Peter Hail berichtet, übernimmt der Rotary Club die Schirmherrschaft, stellt Geld aus den Maskenerlösen zur Materialbeschaffung für die Geräteaufbereitung zur Verfügung.
Gleichzeitig erhielt Neumeister Unterstützung vonseiten der Stadt, die Räumlichkeiten im Stadtteiltreff auf dem Zanger Berg als Laptop-Werkstatt zur Verfügung stellt.
Wie kommen die Laptops an die richtigen Adressen?
Bleibt noch die Frage der Verteilung der Laptops. Neumeister hat Kontakt zu verschiedenen karitativen Einrichtungen und sozialen Organisationen aufgenommen, die ihrerseits arme Familien betreuen und wissen, wo die Laptop-Spende gebraucht wird. „So hoffe ich, dass die Geräte an die richtigen Adressen geraten.“
Kurt Neumeister ist startklar, hat mittlerweile mit seiner Frau Ute sowie Helmut Petersen und Manfred Hoffmann ein Team zusammen. Fehlen nur noch die alten Laptops.
Welche Laptops werden gesucht?
Um richtig loslegen zu können, hofft Kurt Neumeister nun auf viele Laptop-Spenden, ausgenommen Apple-Produkte, mit denen er sich zu wenig auskenne. Die Geräte sollten funktionsfähig sein und ein Netzwerkkabel besitzen. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern wird er die Laptops mit neuem Speicher ausstatten und Windows 10 samt Lizenz sowie einige Freeware-Tools zur Text- und Datenverarbeitung installieren.
Was passiert mit den alten Daten?
„Die Daten werden so gelöscht, dass sie nicht mehr wieder herstellbar sind“, versichert Kurt Neumeister. Die alten Festplatten und auch Laptops, die nicht mehr einsetzbar sind, werde er sachgerecht entsorgen. Damit die Spender sich sicher sein können, wird dies mit Kurt Neumeister vertraglich vereinbart.
Wie können alte Laptops gespendet werden?
Die Abgabezeiten im Stadtteiltreff Zanger Berg (neben Bäckerei Matzner) sind freitags von 9 bis 11 Uhr. Spender können sich zudem auch per E-Mail an [email protected] wenden. An diese Adresse können sich auch soziale Organisationen wenden, die sich beim Verteilen der Spenden beteiligen möchten.