Wer sagt denn, dass es sich nur im schick eingerichteten Esszimmer stilvoll tafeln lässt? Und wenn schon unter freiem Himmel, dann nur bei strahlendem Sonnenschein? Bleiben nicht gerade die Partys am stärksten in Erinnerung, die nach einem Wolkenbruch unter einem zumindest etwas Schutz bietenden Dachvorsprung zu Ende gehen? In der Hand die eilig vom Grill genommene Rote – noch nicht ganz gar, aber dank einer ordentlichen Portion Emotion die leckerste Wurst aller Zeiten.

Es ist eben eine Frage der Einstellung, wie man äußeren Umständen begegnet. Und offenbar ist die Bereitschaft, in Erwartung einiger schöner Stunden ein gewisses Risiko einzugehen, ausgeprägter als gedacht. Den Beweis lieferten all jene, die gestern auf den Schlossberg pilgerten, um sich dort inmitten sommerlichen Grüns niederzulassen und allerhand Leckereien zu genießen.

Tradition trotzte dem Wetter

OB Bernhard Ilg räumte ein, angesichts der Wetterkapriolen befürchtet zu haben, die Tradition der Schlossbergtafel müsse unterbrochen werden. Dass dann aber die Kulisse passte, fügte sich für ihn ins Gesamtbild des Schlossbergs: Die Art, wie das Naturtheater am Vorabend seinen 100. Geburtstag gefeiert habe, mache ihn stolz. Und was die Opernfestspiele angehe, so sei auf nationaler Ebene noch nichts Grandioseres zu sehen gewesen.

Norbert Pfisterer, der Vorsitzende des Naturtheaters, nahm die Glückwünsche von Marcus Bosch, dem Künstlerischen Leiter der Opernfestspiele, zum Jubiläum dankend entgegen und durfte sich auf einen nicht alltäglichen Aperitif freuen: Chorgesang mit Dudelsackbegleitung.

Fünfte Auflage

Zum fünften Mal stand die Schlossbergtafel, die Kulinarisches und Kunst verbindet, im Veranstaltungskalender. Klar, die Gefahr war angesichts der mit allerlei Unwägbarkeiten garnierten Wettervorhersagen der vergangenen Tage nicht von der Hand zu weisen, mit dem lockeren Get-together baden zu gehen. Letztendlich trafen die Veranstalter angesichts des zunächst fast makellos blauen Morgenhimmels aber die Entscheidung, zu Tisch zu bitten. Und sie taten gut daran: Mehrere Hundert Gäste wollten sich die Mischung aus Oper, Freilufttheater und Nahrhaftem nicht entgehen lassen. Wobei jeder selbst verantwortlich war, was in seinem Picknickkorb steckte.

Für klassische Untermalung sorgten Solisten der Opernfestspiele, das Naturtheater steuerte Szenen aus seinem aktuellen Programm bei, während sich die Picknicker die mitgebrachten Spezialitäten schmecken ließen.

Käse und Rotwein

Passend zum französischen Nationalfeiertag wäre schon eine unspektakuläre, wenngleich stilechte Kombination aus Baguette, Käse und Rotwein als angemessen durchgegangen. Dabei wollte es aber kaum einer bewenden lassen. Vielmehr entpuppten sich die nach und nach geöffneten Körbe und Taschen als wahre Schatzkästchen für Freunde wohlsortierter Gaumenfreuden.

Besonders freuen durften sich darüber, dass es von oben trocken blieb, all jene, die an einem Wettbewerb der Heidenheimer Zeitung teilnahmen. Gesucht war das schönste Picknick, wobei die mit HZ-Redaktionsleiter Thomas Zeller und Gastronom Frank Widmann („Widmanns Löwen“) besetzte Jury besonderes Augenmerk darauf verwandte, wer das schmackhafteste Essen und die beste Dekoration aufgeboten hatte.

Schlussendlich ging der Sieg an Alexandra Floruß. Lohn für ihre Mühe: ein Hauskonzert mit Marcus Bosch.

Von der Innenstadt rauf auf den Schlossberg


Die Anfänge der Schlossbergtafel liegen in der Hauptstraße: Im Juni 2014 kamen dort 350 Personen zusammen, um an einer 100 Meter langen Tafel ein Massen-Picknick zu veranstalten. Festspiel-Direktor Marcus Bosch wünschte sich schon damals ein „White Dinner“ beim Schloss.

Ein Jahr später war es soweit. Heidenheims Hausberg erwies sich als geeigneter Schauplatz für die Veranstaltung, und die Organisatoren freuten sich über die große Resonanz: Mehrere Hundert Teilnehmer wurden gezählt. Heuer ging die Schlossbergtafel zum fünften Mal über die Bühne. bren