Sanierung des Heidenheimer Rathauses

So weit sind die Arbeiten an der neuen Fassade

Das Heidenheimer Rathaus wird gerade grundlegend saniert. Im Zuge dessen erhält es auch eine neue Fassade. So weit sind die Arbeiten mittlerweile fortgeschritten.

So weit sind die Arbeiten an der neuen Fassade

Thomas Obermüllers Arbeitsplatz ist momentan vermutlich derjenige mit der spektakulärsten Aussicht über Heidenheim. Schon der Weg dorthin unterscheidet sich grundlegend von den meisten anderen: Mit einem Lastenaufzug geht es an der Außenwand des Rathauses acht Etagen hinauf bis zum Dach.

Was dort geschieht, sehen nur Obermüller und seine Kollegen. Die Passanten vor dem Gebäude bekommen davon nichts mit. Auch die Montage der neuen Fassade lässt sich durch das Gewirr von Gerüststangen, Verstrebungen, Stahlbodenelementen und Absturzsicherungen meist nur erahnen.

So soll das Heidenheimer Rathaus mit neuer Fassade aussehen.

Wer sich von Metallbaumeister Obermüller nach oben befördern lässt, erkennt hingegen im Detail den Fortschritt der Arbeiten: Unterhalb der Gebäudekante verläuft mittlerweile eine Dämmschicht aus Mineralfaser, die später hinter einer eloxierten Aluminiumfassade verschwindet. Sie soll dem massiven Betonklotz zumindest etwas die Wucht nehmen.

Ende Februar begann zudem der Einbau der Fenster, der nun etagenweise von oben nach unten vonstattengeht. Im Zuge dessen müssen nach und nach sämtliche Bereiche der Stadtverwaltung vorübergehend ihre Büros räumen. Als Ausweichquartier steht unter anderem das von der Stadt erworbene LBBW-Gebäude an der Ecke Grabenstraße/Rathausplatz zur Verfügung.

Auch das Bürgeramt zieht vorübergehend aus dem Rathaus aus

Dort wird für längere Zeit auch das Bürgeramt Platz finden. Außerdem belegt Oberbürgermeister Michael Salomo demnächst übergangsweise Räume im obersten Geschoss, in denen bisher der Zensus untergebracht ist, weil im Eingangsbereich des Rathauses Rohbauarbeiten für das künftige Bürgerforum beginnen.

Aktuell sind dort die drei obersten Stockwerke leergeräumt. Betroffen ist damit auch der Geschäftsbereich Hochbau, den Stefan Bubeck leitet. Er erläutert das Vorgehen der Fassadenbauer: Zunächst werden die neuen Fenster installiert, dann erst die alten auf der Innenseite entfernt und entsorgt.

Neue Fenster mit automatischer Nachtauskühlung

„Wir bekommen das Modernste, das verfügbar ist“, sagt Bubeck. Bedeutet: Aluminiumprofile, thermische Trennung, Dreifachverglasung mit innenliegendem Sonnen- bzw. Blendschutz. Auf einen Dreh- folgt immer ein Kippflügel. Dieser ermöglicht eine automatisiert gesteuerte Nachtauskühlung des Gebäudes.

Außerdem tragen die neuen Fenster dazu bei, dass der Energiebedarf für das gesamte Rathaus am Ende der Sanierung erheblich niedriger liegt als vorher. Angepeilt sind 46 Prozent.

Jedes Fensterelement wiegt 120 Kilogramm

Samt Glas bringt es ein jedes der Fensterelemente auf etwa 120 Kilogramm. Die Breite entspricht dem Achsraster, das beim Bau des 1972 eingeweihten Hauses vorgegeben wurde: Im Abstand von jeweils 104 Zentimetern lässt sich im Innenbereich eine Zwischenwand einziehen. „Das bedeutet eine sehr große Flexibilität, je nach Anforderung der einzelnen Verwaltungsbereiche“, so Bubeck.

Die Nordfassade soll einschließlich der Verkleidung aus Aluminium Ende 2023 fertiggestellt sein, nach dem Jahreswechsel dann der Austausch der Fenster auf der Südseite beginnen. Dort werden deshalb voraussichtlich schon ab Mai 2023 die zwischen den einzelnen Stockwerken verlaufenden Betonelemente um jeweils 30 Zentimeter gekürzt.

Neue Rathausfassade hängt auch von der Statik ab

Das erfolgt wegen des Gewichts: „Die neue Fassade wiegt ja etwas“, erläutert Bubeck, „deshalb muss etwas weg, wenn Neues hinzukommen soll. Sonst funktioniert das mit der Statik nicht.“

Dass mit diesen Arbeiten unangenehme Erkenntnisse einhergehen können, zeigte sich im vergangenen Herbst. Bis Oktober hatte sich die Sanierung im Zeitplan bewegt, dann aber traten beim Absägen der sogenannten Vorsatzschalen Schäden im darunterliegenden Beton zutage. An durchschnittlich 20 Stellen pro Stockwerk präsentierte sich loser Kies und Sand, lagen Teile des Bewehrungsstahls frei.

Beim Bau des Heidenheimer Rathauses wurde nicht immer sauber gearbeitet

„Da hat man in der Vergangenheit offensichtlich nicht sauber gearbeitet“, sagt Bubeck beim Blick auf eine der schadhaften Stellen, „der frische Beton wurde nicht überall sorgfältig gerüttelt.“ Folge: Unter der Schalung bildeten sich vor fünf Jahrzehnten Blasen, die nach Einschätzung eines jetzt eingeschalteten Gutachters eine normgerechte Montage der neuen Fassade nicht zuließen. Unter statischen Gesichtspunkten sei der Beton „grundsätzlich in Ordnung“, versichert Bubeck, gleichwohl wurde zur unumgänglichen Beseitigung der Fehlstellen eine Fachfirma ins Boot geholt.

Ehe Ende Januar die Ausbesserung beginnen konnte – dafür sind mehrere Tage lang mehr als sieben Grad Celsius erforderlich –, mussten zunächst die als dünne Dämmschicht angebrachten, salzhaltigen Holzwolle-Leichtbauplatten entfernt, anschließend ihre Reste abgeschliffen werden. Sie sind allgemein beispielsweise unter dem Markennamen Heraklith bekannt, werden aufgrund ihres Aussehens mitunter aber auch Sauerkraut-Platten genannt.

Sanierung des Rathauses dauert möglicherweise 14 Wochen länger

Bezogen auf das gesamte Gebäude, rechnen die Verantwortlichen wegen des zusätzlichen Aufwands mit einer Verlängerung der Bauzeit um 14 Wochen. Ob zumindest ein Teil davon wettgemacht werden kann, wird sich zeigen. Die Mehrkosten belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Salomo zufolge können sie über einen von Anfang an eingeplanten Puffer für Unvorhergesehenes abgedeckt werden.

Die gesamte Sanierung des Rathauses ist mit 33,5 Millionen Euro veranschlagt, wobei der größte Brocken auf die Fassade entfällt. Informationen zum aktuellen Stand soll es in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 30. März, geben (16 Uhr, Emil-Ortlieb-Saal).

Photovoltaikanlage auf dem Dach des Heidenheimer Rathauses

Parallel zur Fassade wird auch das Flachdach des Rathauses saniert. Es erhält eine neue Abdichtung und Dämmung, anschließend folgt die Installation einer Photovoltaikanlage.

Da die Fenster künftig von innen gereinigt werden, ist die Vorrichtung für die mobile außenliegende Arbeitsbühne entbehrlich. Das ermöglicht eine flexiblere Nutzung der Terrasse im achten Stock des Gebäudes.

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