Es ist, wenn man so will, der vierte Anlauf, um doch noch einen Mörder zu finden: Vor 40 Jahren hat ein unbekannter Mann die damals 18-jährige Heidenheimerin Sabine Rahn vergewaltigt und getötet. Die Polizei bittet um Hinweise, auch mit Hilfe von fünf großen Plakaten, die am Freitag in Schnaitheim (wo das Mädchen wohnte) und Nattheim (wo sie tot gefunden wurde) am Straßenrand aufgestellt wurden. Das großformatige Bild der jungen Frau soll in und um Heidenheim noch einmal die Aufmerksamkeit auf das damalige Geschehen lenken.
Polizei bemüht sich um „Cold Cases“
Wieder auf den Tisch gekommen sind die Akten im Fall Sabine Rahn jetzt, weil das Innenministerium landesweit die Bestrebung hat, sogenannte „Cold Cases“ wieder ins Blickfeld zu rücken. Bei allen Polizeipräsidien wurden entsprechende Arbeitsbereiche gegründet, die die Akten der ungelösten Tötungsdelikte noch einmal durcharbeiten – und in bestimmten Fällen auch neue Ermittlungen anstreben.
Modernere Untersuchungsmethoden
„Wir haben heute andere Untersuchungsmethoden und gehen aus anderen Blickwinkeln an die Ermittlungen heran“, sagt Kriminaloberkommissar Manuel Köhler, der zusammen mit seinem Kollegen Jens Mayer für den Fall Sabine Rahn zuständig ist. Durch die Plakataktion erhoffen sich die beiden Ulmer Polizeibeamten, an neue Hinweise zu kommen. „Auch ein Gerücht von damals kann der entscheidende Hinweis zur Klärung des Falles sein“, so die Polizei.
Per Anhalter unterwegs gewesen?
Sabine Rahn hat am Abend des 11. März 1983 die elterliche Wohnung in Schnaitheim verlassen, um sich mit Freunden in der Stadt zu treffen, kam dort aber nie an. Bislang ist laut Polizei und Staatsanwaltschaft unklar, wohin Sabine Rahn ging oder fuhr und mit wem sie unterwegs war. Relativ sicher scheint aber, dass sie vom Stadtteil Schnaitheim per Anhalter fahren wollte und ihr Mörder sie mitgenommen hat. Zudem gehen die Ermittler davon aus, dass sie nicht zu einem völlig Fremden ins Auto stieg, sondern den Mann gekannt haben muss, der dann zum Täter wurde.
Am Montag, 14. März 1983, fanden Kinder beim Spielen die Leiche von Sabine Rahn in einer Fichtenschonung bei der Keltenschanze am östlichen Ortsrand von Nattheim. Eine 20-köpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf. Hunderte von Hinweisen aus der Bevölkerung gingen bei der Polizei ein, die aber offenbar alle ins Leere führten. Zwei Wochen nach der Tat wurde ein Tatverdächtiger festgenommen, der aber später entlastet werden konnte und wieder auf freien Fuß kam.
Knapp 50 Blutproben genommen
Wieder aufgenommen wurden die Ermittlungen 1995, zwölf Jahre nach der Tat: Auch damals wurde die Öffentlichkeit noch mal aufgefordert, Hinweise zu geben. Die wichtigste Spur im Fall ist bis heute eine DNA-Spur des Täters, die mit den kriminaltechnisch besser gewordenen Methoden 1995 mit knapp 50 Blutproben von Männern abgeglichen wurden, die Sabine Rahn kannten. Ein Treffer war damals nicht dabei, es konnte lediglich ein vager Tatverdacht ausgeräumt werden.
2015 erfolgte ein neuer Anlauf, den Mörder von Sabine Rahn zu finden: Es wurden Speichelproben zunächst von einem kleineren Personenkreis genommen, danach gab es eine Reihenuntersuchung von knapp 200 Männern. Aber auch diese Bemühungen der Polizei blieben vergeblich: „Es gibt keinen Treffer“, so der damals zuständige Staatsanwalt gegenüber unserer Zeitung.
Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen sowie die Polizeidirektion in Ulm unter Tel. 0731.188-2525.