Generalistische Pflegeausbildung

Pflegeschulen in Heidenheim kämpfen mit hoher Abbrecherquote

Die beiden Pflegeschulen in Heidenheim haben eine gute Auslastung erreicht. Jedoch brechen relativ viele Schülerinnen und Schüler ab. So versucht der Landkreis, dem entgegenzuwirken:

Was früher drei verschiedene Ausbildungen waren, ist seit dem 1. Januar 2020 ein Berufsbild: zu diesem Zeitpunkt wurde die generalistische Pflegeausbildung eingeführt, die die vorherigen Ausbildungsberufe in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege vereint. Die nach den neuen Standards ausgebildete Pflegefachperson kann in allen drei Bereichen arbeiten. In Heidenheim hat diese gesetzliche Änderung bewirkt, dass die vorher getrennten Ausbildungen an der Pflegeschule des Klinikums und an der Maria-von-Linden-Schule nun zum selben Beruf führen.

Während die Zahl der Auszubildenden an beiden Schulen wieder zugenommen hat, gibt es eine relativ hohe Anzahl an Abbrüchen. Davon berichtete Diana Moll, Koordinatorin der Pflegeausbildung im Landratsamt Heidenheim, vor dem Bildungs- und Sozialausschuss des Kreistags.

Insgesamt 95 Plätze

Die Maria-von-Linden-Schule bietet 64 Plätze für die generalistische Pflegeausbildung an, die Berufsfachschule für Pflege und Gesundheit am Klinikum Heidenheim 31 Plätze. An der Maria-von-Linden-Schule ist die Auslastung seit 2020 (50 Auszubildende) zunächst zurückgegangen bis auf 34 Auszubildende, die 2022 gestartet sind. Danach wuchs die Zahl der angehenden Pflegefachkräfte wieder an, zum Ausbildungsstart 2024 und 2025 sind alle 64 Plätze belegt. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Nicht jeder Auszubildende schafft es auch bis zum Abschluss. 2020 brachen von den 50 Schülerinnen und Schülern 20 die Ausbildung wieder ab, vom Jahrgang 2023, der 2026 die Ausbildung beendet, fehlen bereits elf von 47 Auszubildenden. Der Jahrgang 2024 hat bereits sieben der 64 angehenden Pflegekräfte verloren.

Die Berufsfachschule am Klinikum ist auch relativ gut ausgelastet: 2024 starteten 30 Auszubildende, allerdings haben davon zehn bereits abgebrochen. 2025 werden 28 Menschen die Ausbildung beginnen. Vom Jahrgang 2023, der im kommenden Jahr den Abschluss machen wird, ist nicht einmal mehr die Hälfte der Auszubildenden dabei: Von den 28 Startern haben 15 die Ausbildung wieder abgebrochen.

Sprache als Problem

Laut Diana Moll sind Sprachschwierigkeiten häufig der Grund für den Abbruch der Pflegeausbildung. Bis zu 70 Prozent der Auszubildenden haben einen Migrationshintergrund. Um dem entgegenzuwirken, gibt es seit Januar 2023 das Projekt der „Assistierten Ausbildung für Pflegekräfte“ der Awo Heidenheim. Dabei werden einerseits Menschen mit Migrationshintergrund auf die Ausbildung vorbereitet, andererseits aber auch Auszubildende, die sich bereits in der dreijährigen generalistischen Pflegeausbildung befinden, umfassend unterstützt, unter anderem auch mit Sprachunterricht. Das Projekt wird vom europäischen Sozialfonds gefördert und läuft noch bis Ende des Jahres 2025.

Laut Landratsamt zeige dieses Projekt bereits Wirkung, die Gesamt-Abbruchquote beider Schulen habe deutlich reduziert werden können. Im Kursjahr 2023/2024 lag sie bei knapp 35 Prozent, im aktuellen Kursjahr 2024/2025 nur noch bei knapp 18 Prozent.

Während dem Ausbildungsabbruch aufgrund von Sprachproblemen entgegengewirkt wird, gebe es auch Auszubildende mit erheblichen Fehlzeiten, die die Schule abbrechen oder junge Menschen, die feststellen, dass die Pflege doch nicht der richtige Beruf für sie sei, erläuterte Diana Moll. Bei den Gründen für die Fehlzeiten lasse sich kein festes Muster erkennen: Mal seien es Langzeit-Erkrankungen, Veränderungen in den persönlichen Lebensumständen oder mangelndes Interesse an der Ausbildung, die dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler häufig fehlen.

Eine Anhäufung zu hoher Fehlzeiten führe dazu, dass die betroffenen Auszubildenden aus gesetzlichen Gründen keine Zulassung zur Teilnahme an der Abschlussprüfung erhalten. Dann müsse überlegt werden, ob es Sinn ergibt, die Ausbildung weiterzuführen. „Nicht alle Auszubildenden mit hohen Fehlzeiten brechen die Ausbildung ab, einige wiederholen auch das erste Ausbildungsjahr oder beginnen die Ausbildung erneut“, so Diana Moll.

Auch Lehrkräfte fehlen

Die hohe Auslastung der beiden Pflegeschulen bringt ein weiteres Problem mit sich: Die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen werden knapp. Deshalb hat der Landkreis zwei Stipendien für Studierende der Pflegepädagogik ausgeschrieben. Die Studentinnen oder Studenten erhalten für maximal zwei Jahre 300 Euro monatlich, wenn sie sich verpflichten, nach dem Studium an den Pflegeschulen des Landkreises zu unterrichten.

Darüber hinaus seien auch die Stationen im Klinikum an ihrer Belastungsgrenze, was die Aufnahme von Pflegeschülerinnen und -schülern angehe, so Diana Moll. Besonders problematisch sei dies im Bereich der Kinderpflege. Hier werden bereits Praxisphasen in der Pistorius- und Königin-Olga-Schule absolviert. Darüber hinaus wäre dies auch in Kindertagesstätten im U3-Bereich möglich. Allerdings finde man hier keine Einrichtungen, die Pflegeschüler aufnehmen möchten.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar