FSME und Borreliose

Kleine Tiere, große Gefahr: Wie ist die Zeckenlage im Landkreis Heidenheim?

Zwischen hohem Gras und schattigen Waldrändern lauert eine kaum sichtbare Gefahr: die Zecke. Die unscheinbaren Spinnentiere lauern gut versteckt im Unterholz, auf Gräsern oder am Wegesrand und ein Stich kann weitreichende Folgen haben. Auch im Landkreis Heidenheim lauert die Gefahr – was Zecken so gefährlich macht, wie man sich schützt und im Ernstfall richtig reagiert.

So unscheinbar wie auch gefährlich: Zecken sind längst mehr als nur eine lästige Sommerplage. Die winzigen Spinnentiere sitzen gut versteckt im hohen Gras, auf Sträuchern oder im Unterholz und warten geduldig auf den nächsten Wirt. Ein Stich ist schnell passiert. Dabei können die kleinen Blutsauger gefährliche Krankheitserreger übertragen, allen voran die Viren der Frühsommer-Meningoenzephalitis, auch bekannt als FSME und die Bakterien der Borreliose. Besonders in Risikogebieten wie dem Landkreis Heidenheim ist Vorsicht geboten. Denn ein einziger Stich genügt und kann weitreichende gesundheitliche Folgen haben.

Borreliose erkennen und richtig behandeln

Borreliose ist in Deutschland die häufigste durch Zecken übertragene Infektion. Wird sie früh erkannt, lässt sie sich gut mit Antibiotika behandeln. Die Krankheit kann verschiedene Organe angreifen, vor allem in späteren Stadien Haut, Nervensystem und Gelenke. Eine Schutzimpfung gibt es bisher aber noch nicht.

Das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt, dass das erste typische Zeichen der Borreliose die Wanderröte ist: eine ringförmige Hautrötung, die sich einige Tage bis Wochen nach einem Zeckenstich nach außen ausbreitet. Oft kommen grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen hinzu. Wenn Borrelien das Nervensystem befallen, kann es zu brennenden Nervenschmerzen und Lähmungen der Hirnnerven kommen, was zu Taubheitsgefühlen sowie Seh- und Hörproblemen führen kann. Selten sind auch Lähmungen an Armen, Beinen oder Herzrhythmusstörungen möglich.

Monate oder Jahre später kann eine Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) auftreten, meist an den Knien. Außerdem kann eine chronische Hautentzündung entstehen, bei der die Haut an Armen, Beinen oder Körperenden bläulich verfärbt und sehr dünn wird.

FSME: Zeckenvirus mit gefährlichen Folgen

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die vor allem das zentrale Nervensystem angreift. Der Verlauf der Krankheit ist überwiegend zweiphasig: Zunächst treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Nach einer kurzen symptomfreien Phase können sich in der zweiten Krankheitsphase schwere neurologische Erkrankungen wie Gehirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Rückenmarksentzündung (Myelitis) entwickeln.

Besonders bei Erwachsenen kann FSME bleibende Folgeschäden verursachen, darunter anhaltende Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und neurologische Ausfälle wie Lähmungen, erklärt das RKI. Etwa 70 bis 95 Prozent der Infektionen verlaufen jedoch ohne Symptome. Eine spezifische Behandlung gegen das Virus gibt es nicht, die Therapie ist rein symptomatisch. Die beste Vorbeugung gegen FSME ist die Impfung, besonders für Menschen, die in Risikogebieten leben oder sich viel in der Natur aufhalten.

Heidenheim ist FSME-Risikogebiet

Nach Angaben des RKIs (Stand 2025) zählt der gesamte Landkreis Heidenheim zum FSME-Risikogebiet. Dr. med. Cornelia Bausenhardt-Ahl von der Allgemeinarztpraxis Dres. Maunz in Heidenheim sagt: „Wir sehen jedes Jahr natürlich saisonale Zunahmen der Zeckenstiche ab dem Frühjahr, aber 2025 nicht mehr als sonst.“ Zudem teilt sie mit, dass bisher keine vermehrte Borreliose-Fälle in der Praxis waren, sondern es sich zuallermeist um das Erythema Migrans, also die Wanderröte handelt, die antibiotisch behandelt wird.

Die FSME-Impfung wird vom Gesundheitsamt Heidenheim auf Basis der STIKO-Empfehlung ausdrücklich empfohlen – besonders für Menschen, die sich häufig in der Natur aufhalten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist eine Gruppe von Expertinnen und Experten, die prüfen, welche Impfungen sinnvoll und sicher sind.

Genaue Zahlen zur Impfrate im Landkreis gibt es nicht, aber Bausenhardt-Ahl schätzt, dass etwa 30 Prozent der Erwachsenen und 50 Prozent der Kinder geimpft sind. Wer nicht sicher ist, ob er geschützt ist, sollte beim Hausarzt oder der Hausärztin nachfragen und seinen Impfpass zeigen.

Prävention und Nachsorge

Maßnahmen zur Zeckenprävention, etwa in Schulen oder Kindergärten, werden laut dem Landratsamt Heidenheim derzeit nicht zentral koordiniert, sondern von den jeweiligen Einrichtungen eigenverantwortlich umgesetzt. Weitere hilfreiche Informationen zum Thema Zecken gibt es auf der Homepage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit.

Die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen gegen Zecken bestehen darin, geschlossene und lange Kleidung zu tragen – insbesondere lange Hosen und Ärmel. Helle Kleidung kann dabei helfen, Zecken frühzeitig zu erkennen. Beim Aufenthalt in der Natur, vor allem im Unterholz, ist es ratsam, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen, um das Eindringen von Zecken zu verhindern. Zusätzlich sollten Repellentien – also zeckenabweisende Mittel – auf Haut und Kleidung aufgetragen werden, so Bausenhardt-Ahl. Der Aufenthalt in hohem Gras sollte möglichst vermieden werden. Nach dem Aufenthalt im Freien ist es wichtig, den gesamten Körper sowie die Kleidung gründlich abzusuchen – ebenso Kinder und Haustiere, die Zecken ebenfalls leicht aufnehmen können.

Wird eine Zecke gefunden, sollte sie so schnell wie möglich entfernt werden, bestenfalls mit einer Pinzette, die dünne lange „Ärmchen“ hat. Die Entfernung sollte mit einem entschlossenen Ruck in gerader Richtung erfolgen. Anschließend muss die Einstichstele gut beobachtet und mit einem Stift umkringelt werden, um sicherzugehen, wo die Stelle war. Bildet sich eine ringförmige Rötung, die sich nach außen ausbreitet, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, so Bausenhardt-Ahl. Zudem kann man beim Hausarzt zeitnah nach einem Zeckenstich eine ausstehende FSME-Impfung begonnen oder aufgefrischt werden. Fieber, Kopfschmerzen und andere grippeähnliche Symptome sind ernst zu nehmen, da sie auf eine FSME-Infektion hinweisen können.

So handelt man richtig im Ernstfall

Zur Entfernung einer Zecke sollte möglichst ein Spezialwerkzeug wie eine Zeckenpinzette, ein Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte verwendet werden. Falls keines dieser Hilfsmittel zur Hand ist, kann auch eine normale Pinzette verwendet werden – vorausgesetzt, sie besitzt nach innen gebogene Spitzen. Flache oder gerade Pinzetten sind ungeeignet, da sie den Zeckenkörper beim Greifen quetschen und dadurch Krankheitserreger in die Wunde pressen könnten.

Die Zecke sollte möglichst nah an der Haut am Kopf erfasst werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Körper der Zecke nicht gequetscht wird. Anschließend wird sie langsam und gerade aus der Haut gezogen – ohne zu drehen oder zu ruckeln. Nach der Entfernung sollte die Einstichstelle gründlich desinfiziert werden.

Es ist wichtig, die Zecke nicht mit Öl, Nagellack oder Klebstoff zu beträufeln, da diese Substanzen die Zecke in Stress versetzen und die Abgabe infektiöser Sekrete fördern können. Im Notfall – wenn kein Werkzeug zur Verfügung steht – kann die Zecke auch mit den Fingernägeln am Kopf gepackt und vorsichtig entfernt werden, ohne dabei Druck auf den Körper auszuüben.