Endlich wieder im normalen Modus: Darüber, dass der Bürgerpreis wieder vor einem vollen Konzerthaus verliehen werden konnte, freuten sich am Mittwochabend nicht nur Dieter Steck als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Heidenheim und Meinrad Schad als Vorstandsvorsitzender der Hanns-Voith-Stiftung, sondern wahrscheinlich auch viele der Besucherinnen und Besucher sowie die vier Preisträger des Ehrenamtspreises. „Gemeinsames Handeln stärkt unseren Zusammenhalt“ war das Motto der Auszeichnung, die von Kreissparkasse und Hanns-Voith-Stiftung zusammen zum neunten Mal vergeben wurde.

Mehr als 200 Vorschläge

Über 200 Vorschläge wurden für den Bürgerpreis eingereicht. „Diese Zahl zeugt von einem unglaublich starken Ehrenamt in unserem Landkreis“, so Dieter Steck bei seiner Begrüßung. 2020 wurden die Preis in kleinem Kreis übergeben, „das war sehr schade für die Preisträger“, erzählte Steck. Deshalb habe man sich 2021 dazu entschieden, mit der Preisverleihung auszusetzen. Er sei sehr dankbar, dass es in diesem Jahr wieder geklappt hat.

Catrin Weykopf, Mitglieder der HZ-Redaktionsleitung und Mitglied in der Bürgerpreis-Jury, moderierte eine Begrüßungsrunde, in der sie einige Jurymitglieder befragte. So war ihr beispielsweise aufgefallen, dass in der Kategorie „Engagierte Unternehmer“ fast nur Männer für den Preis vorgeschlagen wurden, in der Kategorie „Lebenswerk“ hingegen fast nur Frauen. „Ist die Welt so einfach, dass Männer die Unternehmer sind und Frauen sich dem Ehrenamt widmen?“, fragte sie Almuth Kummer, Pfarrerin der Paulus-Waldkirchen-Gemeinde. „Die Dinge ändern sich“, sagte die Mutter von sieben Kindern, früher seien Frauen oft nicht berufstätig gewesen und hätten dann Zeit für ehrenamtliches Engagement gehabt. „Man sollte das aber auch nicht gegeneinander ausspielen“, meinte sie.

Großer Zusammenhalt im Landkreis Heidenheim

An Erwin Krajeswki, Vorstandsmitglied der Hanns-Voith-Stiftung, ging die Frage, ob der Bürgerpreis mit einem Preisgeld von 2000 Euro in jeder Kategorie, der Vielzahl an Engagement im Landkreis Heidenheim überhaupt gerecht werden könne. „Monetär sicherlich nicht“, meinte Krajewski, aber es sei auch eine Form der Anerkennung, vorgeschlagen und zur Veranstaltung eingeladen worden zu sein. „Wir haben einen gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Landkreis, den anderen nicht haben“, so Krajewski.

Die vier Preisträger wurden jeweils von einem Jurymitglied als Laudator vorgestellt:

U21: Nathalie Lehmann

In der Kategorie U21 lobte der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter den Einsatz von Nathalie Lehmann. Die 14-jährige Schülerin des Heidenheimer Max-Planck-Gymnasiums ist nicht nur Schwimmtrainerin beim SV Heidenheim 1904, sondern hat auch noch damit begonnen, sich um die Integration ukrainischer Mitschülerinnen und Mitschüler am MPG zu kümmern.

Roderich Kiesewettter übergab den Preis in der Kategorie U21 an die 14-jährige Nathalie Lehmann.
Roderich Kiesewettter übergab den Preis in der Kategorie U21 an die 14-jährige Nathalie Lehmann.
© Foto: Rudi Penk

Sie spricht russisch und hilft den Neuankömmlingen durch Übersetzen und unterstützt sie beim Deutschlernen. „Sie hat diese Aufgabe von sich aus übernommen und ist eine wichtige Unterstützung bei der gelebten Willkommenskultur an ihrer Schule“, so Kiesewetter. „Wir sind Freunde geworden und Freunden hilft man gerne“, sagte die 14-Jährige, als sie ihren Preis entgegennahm.

Alltagshelden: „Heidenheim für Ukraine“

Um Hilfe für die Ukraine ging es auch beim Preis in der Kategorie Alltagshelden. Hier wurde der Verein „Heidenheim für Ukraine“ ausgezeichnet, der zu Beginn des Kriegs in der Ukraine mit 15 aktiven Helfern startete und mittlerweile 150 aktive Unterstützer hat. Entgegengenommen wurde der Preis stellvertretend von den beiden Vorstandsmitgliedern des Vereins Jasmin Glänzel-Seibold und Matthias Seibold.

Jasmin Glänzel-Seibold nahm den Preis in der Kategorie "Alltagshelden" für den Verein "Heidenheim für Ukraine" entgegen.
Jasmin Glänzel-Seibold nahm den Preis in der Kategorie „Alltagshelden“ für den Verein „Heidenheim für Ukraine“ entgegen.
© Foto: Rudi Penk

Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo beschrieb, dass die Anfänge des Vereins in privaten Kontakten zur Ukraine lagen. Seitdem werde passgenaue Hilfe für Menschen in der Ukraine, aber mittlerweile auch für Geflüchtete aus der Ukraine im Landkreis Heidenheim geleistet. „Woche für Woche werden Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht“, so Salomo. Der Verein sei durch seine persönlichen Kontakte in das vom Krieg erschütterte Land sicher, dass die Hilfe auch dort ankomme, wo sie gebraucht werde. Jasmin Glänzel-Seibold bedankte sich für die Unterstützung für den Verein. Es gebe einen harten Kern, der von Anfang an dabei war, aber mittlerweile auch viele, die spontan und kurzfristig helfen, „auch das ist sehr wichtig.“ Die Menschen, die sich für die Ukraine engagieren, kämen aus allen gesellschaftlichen Bereichen. „Das zeichnet Heidenheim sehr aus“, so Glänzel-Seibold.

Engagierter Unternehmer: Ulrich Knöller

In der Kategorie „Engagierte Unternehmer“ überreichte Landrat Peter Polta den diesjährigen Bürgerpreis an Ulrich Knöller aus Königsbronn. Der Unternehmer, der lange Jahre ein Ingenieurbüro in Königsbronn führte, sei seit den 1970er-Jahren ehrenamtlich engagiert, so Polta.

Ulrich Knöller wurde als engagierter Unternehmer ausgezeichnet.
Ulrich Knöller wurde als engagierter Unternehmer ausgezeichnet.
© Foto: Rudi Penk

Der gelernte Maschinenschlosser und studierte Bauingenieur habe sich für den Erhalt vieler historischer Gebäude in Königsbronn eingesetzt. Entstanden sind so die Feilenschleiferei, das Kannenmuseum oder der historische Flammofen, mit dem auch die Industriegeschichte Königsbronns nachvollziehbar wird. Knöller ist Vorsitzender des Kulturvereins in Königsbronn und sei bei allen Bauvorhaben immer ein wichtiger Berater gewesen. „Er hat eine Vorbildfunktion, die den Zusammenhalt der Bürger in Königsbronn prägt“, so Polta. „So viel Lob bin ich gar nicht gewöhnt“, sagte Knöller, als er den Preis entgegennahm. Wenn dieser teilbar wäre, würde er seiner Frau ein großes Stück davon abbrechen, meinte er. Engagement müsse immer auch Spaß machen, so Knöller: „Das hängt auch mit dem Umfeld zusammen, das muss einfach stimmen.“

Lebenswerk: Rosalia Tietböhl

Seit rund 40 Jahren engagiert sich die Steinheimerin Rosalia Tietböhl für andere Menschen, weshalb Doris Boch, Vorstandsvorsitzende der katholischen Erwachsenenbildung Heidenheim, ihr den Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk überreichen durfte. Angefangen habe sie mit der ehrenamtlichen Arbeit als Jugendleiterin, berichtete Boch. Seit über 20 Jahren habe sie Pflegekinder in der Familie und setze sich auch für deren Familien ein. Sie besucht Frauen im Gefängnis in Schwäbisch Gmünd, ist Gemeinderätin in Steinheim und bei der Feier „Gemeinsam statt einsam“ im Heidenheim mit dabei.

Rosalia Tietböhl bekam den Preis für ihr Lebenswerk.
Rosalia Tietböhl bekam den Preis für ihr Lebenswerk.
© Foto: Rudi Penk

Seit 2015 engagiert sie sich außerdem im Freundeskreis Asyl in Steinheim. Rosalia Tietböhl sei bei den Geflüchteten als „Big Mama“ bekannt. „Sie handeln immer im Sinne ihrer Mitmenschen und setzen sich selbstlos für sie ein“, sagte Doris Boch. Auf die Frage, woher sie die Motivation für ihren Einsatz nehme, sagte Tietböhl: „Ich nehme die Kraft aus meinem Glauben und der Liebe zu meinen Mitmenschen.“

Das war die Jury

Die Jury beim Bürgerpreis bestand aus Doris Boch, Vorsitzende der Katholischen Erwachsenenbildung Heidenheim, dem Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter, Erich Krajewski (Hanns-Voith-Stiftung), Pfarrerin Almuth Kummer, Landrat Peter Polta, Oberbürgermeister Michael Salomo, Meinrad Schad (Hanns-Voith-Stiftung), Dieter Steck (Kreissparkasse Heidenheim), dem Landtagsabgeordneten Andreas Stoch und Catrin Weykopf (HZ). Heidenheims früherer Oberbürgermeister Bernhard Ilg wurde aus der Jury verabschiedet und zu seinem neuen Ehrenamt als Vorsitzender des Stiftungsrats der Hanns-Voith-Stiftung beglückwünscht.