Ob Margarete Steiff erwartet hätte, dass nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene begeistert von den Stofftieren sind, die sie vor mehr als 100 Jahren in Giengen erfunden hat? Seit 25 Jahren ist es jedenfalls dokumentiert, dass es diese erwachsenen Steifftier-Liebhaber gibt, denn damals wurde der Steiff-Club gegründet. „Im ersten Jahr haben wir schon 10.000 Mitglieder gewinnen können“, berichtet Inge Zinnecker, die den Steiff-Club leitet. Mittlerweile sind es rund 20.000 erwachsene Sammler, die für 50 Euro Jahresbeitrag Teil des „Inner Circle“ der Steiff-Kunden sein wollen.

Inge Zinnecker, die seit 1985 bei Steiff arbeitet, war schon in der Vorbereitung des Clubs dabei. „In den 1980er-Jahren kam die Sammelbewegung aus den USA nach Europa“, erinnert sie sich. Die Firmengeschichte war damals noch nicht publiziert, es existierte nur ein kleines Firmenmuseum, in dem hauptsächlich Schaustücke und einige der historischen Steifftiere ausgestellt waren. „Steiff hat begonnen, verstärkt Repliken zu produzieren“, erzählt Zinnecker, 1981 ging der erste Retro-Bär in Serie. „Wir wurden überflutet von Anfragen nach der Geschichte und der Herstellung unserer Produkte“, so die Leiterin des Steiff-Clubs.

Eine neue Käufergruppe für Steiff-Tiere

Das Spielwaren-Unternehmen entdeckte eine neue Käufergruppe: Erwachsene, die ihre Sammelleidenschaft an Steifftieren ausleben oder sich an die geliebten Spielzeuge ihrer Kindheit erinnern. Um diese enger an die Marke zu binden, wurde der Steiff-Club gegründet, es entstand „eine Dreiecksbeziehung zwischen Steiff, autorisierten Clubhändlern und den Endverbrauchern“, so Zinnecker.

Die Mitglieder des Steiff-Clubs kommen zu 65 Prozent aus Deutschland, 20 Prozent aus den USA, zehn Prozent aus England und fünf Prozent aus Asien. Die meisten von ihnen sind Frauen, das durchschnittliche Alter liegt zwischen 45 und 60 Jahren. Eine Mitgliedskarte verschafft ihnen freien Eintritt ins Steiff-Museum, jedes Jahr gibt es ein Clubgeschenk für Mitglieder, in diesem Jahr ein zehn Zentimeter großer silbergrauer Teddybär. Zweimal jährlich informiert ein Magazin die Mitglieder über Neuheiten und Raritäten, gibt Einblicke ins Archiv der Firma oder in die Familiengeschichte der Steiffs.

Spezielle Stofftier-Editionen für die Steiff-Clubmitglieder

Außerdem stellt die Firma spezielle Club-Editionen her: Limitierte Sammlerstücke für die Clubmitglieder, oft Repliken, aber auch sogenannte Miniatur-Displays, die wie kleine Puppenstuben mit Steiff-Tieren bestückte Szenen zeigen – etwa die Nähstube von Margarete Steiff (2009). „Die Editionen sind grundsätzlich ausverkauft“, berichtet Inge Zinnecker. Trotzdem seien die limitierten Clubprodukte keine Spekulationsobjekte: Gesammelt würde aus Liebe, meint die Clubleiterin.

„Die meisten Mitglieder sagen, sie würden ihre Steifftiere nie verkaufen“, sagt sie. Aktuell stagniere der Sammlermarkt oder sei sogar rückläufig. In der Produktion von Steiff steht der Baby- und Kindermarkt im Fokus. „Um so wichtiger ist es, die Sammler gut zu betreuen“, meint Inge Zinnecker. Die Sammler seien gute, aber auch sehr kritische Kunden, die Qualität einfordern würden.

Fachhändler für Steifftiere verschwinden

Schwierig sei, dass die Fachhändler für Spielwaren fast verschwunden sind, berichtet die Leitern des Steiff-Clubs. „Die Clubmitglieder sind aber oft auf die Händler fokussiert – und schließlich muss man ein Steifftier ja auch anfassen, bevor man es kauft“, meint sie.

Persönliche Kontakte zwischen den Clubmitglieder gebe es auch, berichtet Zinnecker. Manche treffen sich an Stammtischen, andere kennen sich vom jährlichen Steiff-Sommer. Bei diesem Fest auf dem Firmengelände wird heuer auch der 25. Geburtstag des Steiff-Clubs gefeiert. Am Freitag, 30. Juli, werden in der Schranne rund 650 Clubmitglieder erwartet, darunter 150, die schon von Anfang an dabei sind.