Manchmal muss man sich sein Glück wohl einfach verdienen – und die Giengenerinnen und Giengener haben sich ihr Wetterglück beim Kinderfest verdient, nachdem sie trotz grauer Wolken und Regenschauer am Morgen ihr Programm nach Plan durchgezogen haben. Bis zum Preistanzen der Kinder auf dem Schießberg sah die Welt bereits viel freundlicher aus. „Wir haben am Montagabend schon gesagt, dass wir das durchziehen. Wir haben schließlich so lange darauf gewartet“, erzählte Oberbürgermeister Dieter Henle im Tanzkreis, selbstredend mit Zigarre in der Hand, um den Zunder für die nächste Runde des Preistanzens anzufachen.

„Die Prognosen sahen mal wieder schlimmer aus als es tatsächlich gekommen ist. Heute Morgen haben auch schon viele angerufen und gefragt, ob wir das Fest absagen. Aber die Hemmschwelle ist da wirklich sehr groß“, erklärte auch Kulturamtsleiter Andreas Salemi, während sich sein Sohn einen Fußball ergattert hat. „Dann hängt der Haussegen schon mal nicht schief“, lachte er.

Die volle Stadtkirche beim Gottesdienst vor dem Festzug.
Die volle Stadtkirche beim Gottesdienst vor dem Festzug.
© Foto: Nadine Rau

Schon lange bevor sich die Kinder um neun Uhr in der Stadtkirche zum Gottesdienst getroffen haben, waren vom Bruckersberg um sechs Uhr morgens die Böllerschüsse ertönt. Kurz darauf startete der Musikverein Stadtkapelle mit Dirigent Hannes Färber seinen Zug durch die ganze Stadt. Ein Glück, das es zwischendurch Verpflegung für die Musikerinnen und Musiker gab – mal ein Bier hier oder ein bisschen etwas zu frühstücken dort. Selbst gegen halb neun, als es noch regnete, lief die Truppe munter auf dem Schießberg weiter.

Der Musikverein Stadtkapelle bei seinem Umzug durch die Stadt.
Der Musikverein Stadtkapelle bei seinem Umzug durch die Stadt.
© Foto: Nadine Rau

Der Gottesdienst, über Pfarrer Johannes Weißenstein hing symbolisch eine Taube, stand ganz im Zeichen des Friedens, der bedauerlicherweise, so die Botschaft, nichts Selbstverständliches ist.

„Für mich bedeuten Pfingsten und das Kinderfest ein friedliches Miteinander und das ist ein Signal, das nach außen gehen soll“, so Henle, der sich auch über viele Ehrengäste wie seinen Vorgänger Gerrit Elser oder Nils Hammerschmidt, Bürgermeister aus der Partnerstadt Zeulenroda-Triebes, freute.

Ehrengäste aber sind natürlich vor allem die Kinder. Das Preistanzen, die Vorführungen, die Wettspiele – alles hat geklappt, und das zwischen etlichen Besucherinnen und Besuchern. Nach dem Gottesdienst hatte der Festzug mit den Kindern über eine etwas andere Route als sonst durch die Stadt und am Rathaus vorbei auf den Schießberg geführt, bunt geschmückte Birken und bunt gebundene Blumenkränze prägten das Bild. Bemerkenswert der volle Einsatz aller Beteiligten beim Festzug: Sogar eine Frau mit verletztem Bein wurde den Berg hinaufgeschoben.

Der Festzug hinauf auf den Schießberg.
Der Festzug hinauf auf den Schießberg.
© Foto: Nadine Rau

Oben dann freuten sich die Kinder auf ihren großen Einsatz beim Preistanzen, die Erwachsenen indes konnten sich nach ihrem Geschmack belohnen (unter anderem bereits mit Barfüßer-Bier – im Vorgriff auf das neue Restaurant in der Innenstadt). Mehrere Vereine kümmerten sich um die Stände, an denen die Warteschlangen gegen Mittag unfassbar lang geworden waren. Die Großen also warteten aufs Essen, die Kleinen sicher eher auf die Wettspiele am Nachmittag. Beim Seilziehen, Wettlaufen, Sackhüpfen oder Eierlaufen gaben sie ihr Bestes.

Choralblasen ausnahmsweise nicht vom Turm, stattdessen vor der Stadtkirche.
Choralblasen ausnahmsweise nicht vom Turm, stattdessen vor der Stadtkirche.
© Foto: Nadine Rau

Ob wohl der diesjährige, etwas zusammengewürfelte 40er-Jahrgang ähnlich nervös war, bevor er seine Polonaise im Tanzkreis zeigte? Vermutlich, geklappt aber hat es dennoch. Auch zwei Jahre Pandemie, das hat der gesamte Tag bewiesen, konnten den Traditionen des Giengener Kinderfestes nichts anhaben.