Unverändert groß ist das Entsetzen über den von Wladimir Putin gegen die Ukraine entfesselten Krieg, der so viel Zerstörung, so viel Leid und Trauer über die Menschen gebracht hat. Alle Redner, soweit sie dieses Thema beim Festbankett zum 30. Geburtstag der Verschwisterung von Gerstetten mit Cébazat ansprachen, wünschten sich Frieden und Freiheit für alle Menschen. Dafür gab es donnernden Applaus.

220 Besucher erlebten ein Fest, bei dem der Musikverein „Harmonie“ in kleiner Besetzung, aber vorzüglich, das Deutschlandlied, die französische Hymne und die Europa-Hymne spielte. Außerdem sorgte der Musikverein für exzellente Bewirtung der Festteilnehmer. Auch das fiel auf und straffte den Zeitplan: Die Übersetzung der Reden ins Französische bzw. ins Deutsche konnte jeder auf einer großen Leinwand hinter dem Rednerpult mitverfolgen.

Ein Projektchor aus den Reihen des Musikvereins Gerstetten eröffnete mit zwei Chorsätzen in der Turn- und Festhalle das Festbankett zum 30. Geburtstag der Verschwisterung von Gerstetten und Cébazat.
Ein Projektchor aus den Reihen des Musikvereins Gerstetten eröffnete mit zwei Chorsätzen in der Turn- und Festhalle das Festbankett zum 30. Geburtstag der Verschwisterung von Gerstetten und Cébazat.
© Foto: Klaus-Dieter Kirschner

Bilder von Kindergarten-Kindern

Wirklich rührende Momente waren die Übergabe von gemalten Bildern aus dem Kindergarten Cébazat an Gerstetten und ein Kunstwerk, bei dem Kinder und Jugendliche aus der Partnerstadt Deutschland und Frankreich im Herzen Europas abbilden und nicht vergaßen, für die Blumenstadt Cébazat auch noch bunte Blüten zu verewigen. Dieses kleine, bewegliche Herz ist in den Nationalfarben beider Länder gehalten und mit der 30 auf der Rückseite versehen.

Bürgermeister Roland Polaschek erinnerte an Anfang seiner Festrede an Gerstettens früheren Bürgermeister Klaus Merkle sowie dessen Cébazater Kollegen Bernard Auby, die 1992 offiziell die Partnerschaft besiegelten. Das jetzige Gemeindeoberhaupt zeigte sich stolz und nannte es eine große Ehre, dass er dieses Werk weiterführen dürfe. Viele der damals an die Verschwisterung geknüpften Erwartungen hätten sich mehr als erfüllt. Gewissermaßen alle Altersschichten seien beteiligt. Besonders hervorgehoben wurde das Trina-Orchester und das Trina-Zeltlager, wo Kinder und Jugendliche aus Cébazat, Gerstetten und Werischwar sich gegenseitig kennenlernen oder gemeinsam musizieren. Nach Corona soll das Jugendlager 2024 wieder aufleben. Im Juli spielt das Trina-Orchester in Werischwar.

Aus Vulkangestein gefertigt ist der Würfel, der die Jahreszahl 30 sowie die Wappen von Gerstetten und Cébazat ziert und von Bürgermeister Flavien Neuvy (am Rednerpult), dem Gerstetter Kollegen Roland Polaschek (li.) überreicht wurde. Mit im Bild (von re.) Peter Maier und Veronika Haberkorn, die Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Gerstetten.
Aus Vulkangestein gefertigt ist der Würfel, der die Jahreszahl 30 sowie die Wappen von Gerstetten und Cébazat ziert und von Bürgermeister Flavien Neuvy (am Rednerpult), dem Gerstetter Kollegen Roland Polaschek (li.) überreicht wurde. Mit im Bild (von re.) Peter Maier und Veronika Haberkorn, die Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Gerstetten.
© Foto: Klaus-Dieter Kirschner

Polaschek fand zum Ukrainekrieg deutliche Worte und dankte der Bürgerschaft, für die Aufnahme von 150 Flüchtlingen aus der Ukraine. Der Redner beklagte, dass die Front unter den Staaten Europas, was den Ukrainekrieg angeht, bröckelt. Dabei sei es doch so wichtig, einig zu sein, wo es um Frieden und Freiheit und um die Menschenrechte geht: „Unsere Partnerschaft ist doch ein Wegweiser gegen den Krieg und gegen jegliche Rivalität und für den Frieden“.

Junge Menschen eingebunden

Landrat Peter Polta nannte dieses Fest „ein wunderbares Ereignis“ und lobte die Gerstetter für alle Unterstützung bei der Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge. Aktuell seien es 1800 im Landkreis. Die Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden seien von unschätzbarem Wert. Im Gegensatz zu anderen Orten habe man beizeiten die jungen Leute mit eingebunden. Das Trina-Zeltlager wie das Trina-Orchester nannte Polta „leuchtende Beispiel“.

Cébazats Bürgermeister Flavien Neuvy erinnerte an Klaus Merkle und Bernard Auby, die Väter der Verschwisterung: Freiheit, Gleichheit und Freundschaft waren die Beweggründe, bis im Februar 2022 Unfassbares geschehen sei. Nur zwei Stunden Flugzeit von Berlin tobe seit dem ein unbarmherziger Krieg: „ein Angriff auf Demokratie und gegen jedes Völkerrecht“. In seinen weiteren Ausführungen verlangte Neuvy, den Agrarbereich neu zu sortieren und sich weiter unabhängig von Gas und Öl zu machen und überdies nicht Waren aus Ländern zu importieren, die täglich die Demokratie und Menschenrechte mit Füßen treten. Da gab es langen Beifall.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier freute sich in ihrem Grußwort, dass die Bande der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich immer enger worden seien, wo doch gerade jetzt Rechtspopulisten zu spalten versuchen. Freiheit, Gleichheit und Solidarität müssten gepflegt werden. Breymaier dankte allen, die in Vergangenheit und Gegenwart für die Völkerverständigung arbeiten und die Zukunft gestalten: „Diese Begegnungen sind von unschätzbarem Wert und gelebter Frieden“.

Der SPD-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, Andreas Stoch, freute sich über den Schwung, den die Partnerschaft bekommen habe und beklagte bitter, wie auf einmal Russland die Idee der Völkerverständigung mit Füßen trete und die nach dem Zweiten Weltkrieg gefundene Friedensordnung angreife: „Jeden Tag müssen wir neu diese Friedensordnung verteidigen“. Hier leiste so eine Partnerschaft wichtige Beiträge. Stoch lobte die bis dato von Cébazat, Gerstetten und Werischwar gesuchten Wege.

Ein Gitarren-Trio umrahmte am Samstagnachmittag in Gerstetten die Eröffnung einer sehenswerten Fotoausstellung, an der sich Fotografen aus Gerstetten, Cebazat und Werischwar beteiligt haben.
Ein Gitarren-Trio umrahmte am Samstagnachmittag in Gerstetten die Eröffnung einer sehenswerten Fotoausstellung, an der sich Fotografen aus Gerstetten, Cebazat und Werischwar beteiligt haben.
© Foto: Klaus-Dieter Kirschner

Für Werischwar überbrachte Bürgermeister Dr. Adam Fetter die Geburtstagsgrüße. Francois Desnous, Präsidentin des Komitees Cébazat, beklagte, dass mit dem Ukrainekrieg der Aufbau Europas zu Ende und so vieles zerbrechlich geworden sei. Es gelte daher jetzt verstärkt die Gemeinsamkeit zu betonen und weiterzuentwickeln. Sie forderte außerdem „ein Bollwerk gegen Nationalismus und Rassismus“. Peter Maier und Veronika Haberkorn, die Präsidenten des Partnerschaftskomitees Gerstetten, erinnerten an weitere Gallionsfiguren der letzten 30 Jahre, Artur Kary und Franz Nerad, und versicherten, sich „nicht auf dem Erreichten ausruhen und weiter für Freiheit, Gleichheit und Demokratie einstehen zu wollen“.

Partnerschaft Sontheim/Brenz - Saint-Valery-en-Caux Europäische Versöhnung im Brenztal

Sontheim/Brenz

Fotoausstellung im Gerstetter Rathaus


Mächtiges Gedränge herrschte am Samstagnachmittag im Gerstetter Rathaus, wo eine sehenswerte Fotoausstellung eröffnet wurde. 80 Fotografen aus den Partnergemeinden Werischwar (Ungarn) und Cébazat (Frankreich) sowie Gerstetten beteiligten und entdeckten in jeweils ihrer Heimat teils unbekannte Motive. Die Jury aus den Fotofreunden Herbrechtingen und Rudi Penk (HZ) ließ die Köpfe rauchen und vergab schließlich für jeden Ort drei Preise sowie Extrapreise für Schüler aus Ungarn.

Bürgermeister Roland Polaschek zeigte sich beeindruckt von dem, was da unter dem Thema „Perspektiven unserer Heimat“ abgeliefert wurde. Letztlich kamen 130 der eingereichten 250 Fotos in die Ausstellung. Man spüre beim Betrachten der Arbeiten, wie sehr sich Franzosen, Gerstetter und Ungarn mit ihrer Heimat identifizieren und dabei teils auch pfiffige Ideen bei der Umsetzung verwirklichten.

Der neue Präsident des deutsch-französischen Partnerschaftskomitees, Peter Maier, sprach zunächst von der großen Sorge, am Ende vielleicht mit dem Vorhaben zu scheitern, weil nicht genug Bilder eingeschickt werden. Das Gegenteil war seit letzten Oktober der Fall und wurde dann zu einer Herausforderung für die Jury.

Cebazats Bürgermeister Flavien Neuvy äußerte sich begeistert über diese Ausstellung und dankte den Gerstettern für die herzliche Freundschaft.