Anfang der 1980er Jahre kam für Dettingen die Erlösung von Verkehrslärm und Autoabgasen: Eine Umgehungsstraße (Landesstraße 1164) wurde eingeweiht. Seitdem meidet der Durchgangsverkehr die kurvenreiche Tour durch den Ort. Geblieben aber ist die (alte) Anhauser Straße Richtung der Jahrhunderte alten Linde. Ursprünglich sollte dieses Sträßchen zurückgebaut werden, erzählen alte Dettinger. Das aber habe man vergessen.

Jetzt ist die Anhauser Straße wieder in den Blickpunkt gerückt, seit vergangenes Jahr der untere Abschnitt der Landesstraße zwischen Anhauser Tor und dem Abzweig ins Kiesental erneuert und teilweise verbreitert worden ist. Ein Felsvorsprung wurde beseitigt und ein Radweg angelegt. Seit Ende März wird an diesem Radweg Richtung Dettingen weitergebaut. Die Firma Leonhard Weiss ist Auftragnehmer, das Land Auftraggeber. Die Baukosten für knapp 800 Meter (neuen) Radweg wurden auf 450.000 Euro beziffert.

Die Alte Anhauser Straße bei Dettingen wird um einen halben Meter schmäler. Der Asphalt ist abgefräst, der Streifen der vormaligen Landesstraße wird renaturiert. Sowohl die Landwirte als auch Radfahrer werden künftig hier unterwegs sein.
Die Alte Anhauser Straße bei Dettingen wird um einen halben Meter schmäler. Der Asphalt ist abgefräst, der Streifen der vormaligen Landesstraße wird renaturiert. Sowohl die Landwirte als auch Radfahrer werden künftig hier unterwegs sein.
© Foto: Klaus-Dieter Kirschner

Anhauser Straße bei Dettingen: 50 Zentimeter weniger

Ein großer Teil dieses Radwegs soll künftig über die Anhauser Straße führen. Dort kündigten kürzlich mal auf der Westseite, mal auf der Ostseite der Asphaltdecke blaue und hellgrüne Farbtupfer Bauarbeiten an. Von der schätzungsweise etwas mehr als fünf, teils sechs Meter breiten Anhauser Straße wurden inzwischen 50 Zentimeter gemäß der Farbtupfer abgefräst und etliche hundert Meter „renaturiert“. Humus statt Asphaltdecke.

Bei einigen Landwirten herrscht darüber Unverständnis. Der Belag samt Unterbau der Anhauser Straße sei prima in Schuss gewesen, selbst die einst aufgetragene Fahrbahnmarkierung habe in den vergangenen 40 Jahren kaum Abnutzung erfahren. Zudem sei das Sträßchen wesentlich breiter als jeder klassische Feldweg, was im Hinblick auf die heutzutage größeren und breiteren Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen positiv zu sehen sei. Das Problem von wegbrechenden Randstreifen, das auf schmäleren Feldwegen oftmals auftrete, habe man hier nicht gehabt. Kurzum: Aus Sicht der Landwirte ist die Verschmälerung der alten Anhauser Straße eine „Verschwendung von Steuergeldern“. Der teilweise Rückbau sei unnötig.

Das sagt Dettingens Ortsvorsteherin Anette Lindenmaier

Aus dem Gerstetter Rathaus heißt es, dass die Radwegeplanung bereits vor etlichen Monaten mit der Gemeinde besprochen worden sei. Dettingens Ortsvorsteherin Anette Lindenmaier berichtet von einer kürzlich stattgefundenen Sitzung des Ortschaftsrats. Dort sei weniger die Aufnahme der Bauarbeiten kritisiert worden, sondern dass entgegen der Zusagen der Straßenbauplaner am Regierungspräsidium Stuttgart die überarbeiteten Pläne nicht mehr in den Gremien vorgestellt wurden und einfach mit den Arbeiten begonnen wurde. Dass die Pläne nicht noch einmal in den Gremien behandelt wurden, betrachtet man auch seitens der Gemeindeverwaltung als unglücklich.

Was sagt der in der Außenstelle des Regierungspräsidiums in Ellwangen angesiedelte Projektleiter Steffen Widmann zu all der Kritik? Er begründet den Wechsel des abzufräsenden Streifens von der einen auf die andere Straßenseite damit, dass dort jeweils der Belag mehr oder minder kaputt sei und deswegen zurückgebaut werde. Zudem würden damit andere Ausgleichsmaßnahmen nicht erforderlich. Im Übrigen sei die alte Landesstraße immer noch im Besitz des Landes und das stehe zu den beabsichtigen Maßnahmen bei der Verwirklichung der Baupläne. Durch die Nutzung der alten Landesstraße würden keine neue Flächen für den Radweg in Anspruch genommen.

Anhausen/Dettingen

Neuer Radweg in zwei Abschnitten


2022 wurde entlang der Landesstraße der erste Abschnitt des neuen Geh- und Radwegs gebaut – vom Anhauser Tor bis zum Parkplatz Kiesental. Damals mussten die Bauarbeitenden mit schwerem Gerät unter anderem kubikmeterweise Fels entfernen, um für den Radweg Platz zu schaffen. Um die rund 600 Meter Weg zu bauen, gingen vier Monate ins Land, die Baukosten bezifferte das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) mit 1,9 Millionen Euro beziffert. Mit dem jetztigen zweiten Abschnitt, der den Lückenschluss zwischen Anhausen und Dettingen bedeutet, wurde Ende März begonnen. Beendet sein sollen die Arbeiten voraussichtlich bis zum 7. Juli.