Ein Radweg, der im Nichts endet oder in der Pampa hinter hohen Disteln die Radfahrer ausbremst? So etwas erregt Aufsehen, zumal hier Bayern und Württemberg und die Landkreise Dillingen und Heidenheim aufeinandertreffen. Das Thema ist durch, denn am 21. September geht es los mit dem Bau eines Radwegs zwischen der Landesgrenze und Ballmertshofen an der dortigen Landesstraße, die das Dorf mit Burghagel verbindet.
Heidenheim
Bis dato mussten die Pedalritter von dem auf bayrischer Seite vorhandenen Weg abbiegen und auf die Straße ausweichen. Doch dort wird augenscheinlich ganz schön flott gefahren und damit ist die Gefahr für die Radfahrer groß. Nun wird es zum Lückenschluss kommen.
In der ersten Sitzung des Gemeinderats nach der Sommerpause stellte Ingenieur Helmut Kolb (Steinheim) die Ausbaupläne vor, nachdem sich zuvor Bürgermeister Alfons Jakl glücklich geäußert hatte, dass es keine Probleme beim Grunderwerb gegeben habe. Auch hätten Betroffene erlaubt, vorübergehend während der Straßenbauarbeiten Teile ihrer Grundstücke nutzen zu dürfen.
Heidenheim
Dankbar ist Jakl, dass die Problemlösung insofern nicht mehr bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten muss, weil Dischingen in Vorleistung für das Land geht und den Radweg bauen lässt. Danach werde abgerechnet. Das Land übernimmt die Baukosten, die nach dem Ausschreibungsergebnis um 74 353 Euro unter den Kostenhochrechnungen des Planers liegen. So der Winter keinen Strich durch die Rechnung macht, sollen die Bauarbeiten bis 30. April 2021 abgeschlossen sein.
Königsbronn
Der Bauabschnitt von der Landesgrenze bis zur Kreuzung beim Schloss Ballmertshofen misst etwas über zwei Kilometer Länge. Auf die Ausschreibung hin hätten neun Firmen ihre Angebote kalkuliert und eingereicht. Wie Helmut Kolb dazu im Gemeinderat ausführte, konnten sämtliche Angebote, weil fehlerfrei, zugelassen werden. Der günstigste Bieter, die Firma Scharpf, hatte 792 437 Euro errechnet, der teuerste hätte die Arbeiten für 1,015 Millionen Euro ausgeführt.
Steinheim
Der Radweg verläuft in einem Abstand von mindestens 1,75 Metern neben der Landesstraße von Ballmertshofen nach Burghagel und nutzt die teils vorhandene Trasse eines grasbewachsenen Feldwegs. Vor Ballmertshofen sei der Weg vor ewigen Zeiten asphaltiert gewesen. Unkraut habe sich vielfach den Weg zurückerobert. Der Radweg wird zweieinhalb Meter breit, nur im Bereich einer kleinen Brücke über den Seegraben, der selten Wasser führt, misst die Fahrbahn drei Meter.
Großer Schilderwald
Seine Zuhörer stimmte Kolb darauf ein, dass der Schilderwald an dem kombinierten Rad- und Fußweg kräftig aufgeforstet werde. Die Vorschriften verlangen, dass der Radweg beiderseits mit weißen Streifen ähnlich der Landesstraße begrenzt wird. Die Feldwege, die den Radweg kreuzen, seien vorfahrtsberechtigt. Das heißt: Schilder, die Vorfahrt achten gebieten, und weiße Anhaltestreifen wird es ebenso geben, wie ein Schild, das nach der jeweiligen Kreuzung erneut den Rad- und Fußweg entsprechend ausweist. Die Bauern schauen auf ein Dreieck, das ihnen die Vorfahrt am Schnittpunkt mit dem Velo-Pfad signalisiert.
Die Bauarbeiten werden in Ballmertshofen starten, unterwegs ist in einer Senke ein separater Brückenbau über den Seegraben erforderlich und somit ein Abstand von vier Metern zur Landesstraße. Auf eine Frage aus der Mitte des Gemeinderats, wie der Radweg denn beim Schloss weitergeführt werde, hielt Bürgermeister Jakl eine entsprechende Markierung für denkbar. Jedoch sei man hier noch nicht zu einem Ergebnis gekommen, zumal die Ortsdurchfahrt Ballmertshofen durchaus eine Erneuerung nötig habe.
Ende einer Radweg-Posse
Die Bürokratie macht in deutschen Landen nicht Halt an der Landesgrenze. Nach vielen Jahren spöttischer Bemerkungen über den unvollendeten Radweg gehen die Bauarbeiten an der Landesstraße 1082 am 21. September los.
Der Radweg wird 2044 Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Auf 1350 Kubikmeter sind die Erdarbeiten hochgerechnet, 2070 Kubikmeter Schotter werden eingebaut. Die Asphalt- und Deckschicht erfordert 5300 Kubikmeter Material. Bei der Brücke über den Seegraben werden bei den Erdarbeiten 300 Kubikmeter bewegt und eine große Brückenplatte (sie wird aus zwölf Kubikmetern Beton gegossen) wird mit entsprechendem Guss-Asphalt abgedichtet.