Das Härtsfeld bietet Motorradfahrern viele reizvolle Strecken, mit schwungvollen Kurven, schönen Ausblicken und relativ einsamen Pisten. Und mit einer Rast am Härtsfeldsee oder einem Selfie vor Burg Katzenstein lassen sich bestimmt auch Likes in den Sozialen Medien aller Art sammeln. Dem Reiz einer Tour durch die USA erliegen jedoch auch Biker mit dieser malerischen Landschaft vor der Haustür. Route 66 statt B 466.

Wobei: dieses Wortspiel ist nicht ganz zulässig, denn die Biker fuhren nicht durchweg die legendäre Strecke durch die USA, sondern einige Abschnitte, die noch den ursprünglichen Reiz innehaben. Was Tourenplaner Eduard zusammen mit einem Neresheimer Reisebüro vielmehr vorbereitet hatte, war eine Rundreise in der Form einer Acht. Doch dazu später mehr.

In Las Vegas starteten die Dischinger ihre Tour

Zehn Männer machten sich also im vergangenen Oktober auf den Weg in die USA. Acht von ihnen stammen vom Härtsfeld, aus Dischingen, Demmingen und Amerdingen. Ein weiterer Biker stieß aus der Dischinger Partnergemeinde Mittelherwigsdorf hinzu, einer aus München. Mit dabei auch der Demminger Ortsvorsteher Stefan Kragler und Tourenführer Eduard Sing. Allesamt sind sie keine Motorrad-Novizen, manche von ihnen sollten aber zum ersten Mal eine Harley unterm Hintern haben. Für Kragler ist es dagegen schon die dritte Motorradreise durch die USA.

Stopp am Moki Dugway – bayerische Landesflagge inklusive.
Stopp am Moki Dugway – bayerische Landesflagge inklusive.
© Foto: Michael Heinze

Das Web-Tagebuch, das Kragler geführt hat, belegt, dass die gestandenen Herren zwischen Ende 40 und Anfang 60 wild entschlossen waren, die Tour in vollen Zügen zu genießen. Und fast meint man auf den Bildern zu sehen, wie der Stress des Alltags nach und nach von ihnen abgefallen ist. „Atemberaubende Landschaften, unvorstellbare Weiten“, fasst Sing seine Eindrücke zusammen. Stundenlang seien sie gefahren und nur zwei, drei Autos begegnet.

Vor diesem Ritt in die Einsamkeit mussten die Biker erst einmal eine der wohl quirligsten Städte der USA bestehen, von München ging der Flug nämlich nach Las Vegas. Dort checkten sie im pyramidenartigen Hotel „Luxor“ ein. Lange blieben sie freilich nicht in der Zockermetropole, denn auf sie warteten schließlich die gemieteten Harleys, die sie über die Distanz von 5300 Kilometern in 16 Tagen auf den Motorrädern schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt bringen sollten.

Ausnahmsweise nicht im Nebel: Die Golden Gate Bridge mit San Francisco im Hintergrund.
Ausnahmsweise nicht im Nebel: Die Golden Gate Bridge mit San Francisco im Hintergrund.
© Foto: Michael Heinze

220 Meilen absolvierten die wackeren Zehn am ersten Tag, auf noch ungewohnten Maschinen und bei Temperaturen, die gefühlt doppelt so hoch waren wie in der Heimat. Natürlich statteten sie ihre Maschinen umgehend mit einigen Erkennungszeichen aus. So kam es, dass am Heck von Stefan Kraglers Harley das Demminger Wappen durch die USA flatterte. Sie seien immer wieder freundlich begrüßt und fotografiert worden, erzählen sie. Im Vergleich dazu wirkte es offenbar geradezu rüde, dass die ordentlich nach Vorschrift dahinpröttelnden Härtsfelder sogar von hektischen Lastwagenfahrern überholt wurden.

Die Dischinger rollten extrem diszipliniert durch die USA

Die achtförmige Reise führte den Tross zunächst Richtung Osten und in einer langen Schlaufe wieder durch Las Vegas, bevor sie sich Richtung Nordwesten auf die Pazifikküste zu bewegten, um von San Francisco an der Küste entlang bis Los Angeles zu tuckern. Von dort führte der letzte Abschnitt der Reise wieder nach Las Vegas. Ihre Route hatten sie ich vorher schon auf T-Shirts drucken lassen, um die häufigste Frage Einheimischer mit einem Fingerzeig auf die Brust beantworten zu können.

Fast drei Wochen unterwegs in einer Gruppe, in der sich noch nicht alle kannten. Dazu unbekannte Motorräder und das ungewohnt lange Fahren – wird das nicht anstrengend? Kragler und Sing winken ab. Es habe alles wunderbar funktioniert.

Jeder im Team hatte seine Aufgabe. Kragler bloggte die Erlebnisse für alle Daheimgebliebenen, einer fungierte als Mechaniker – und Sing war der unumstrittene Reiseführer. „Zu zehnt zu fahren ist nicht ganz einfach“, erzählt Kragler. Es brauche ordentlich Disziplin, damit gerade in den Großstädten keiner auf einer sechsspurigen Straße vom Kurs abkomme. Und auch, wenn sie gemütlich durch die schier endlosen Weiten des amerikanischen Westens rollten – der Tagesablauf war straff geplant, bis hin zu den regelmäßigen Tankstopps. Schließlich wartet fernab der großen Städte nicht hinter jedem Hügel eine Tankstelle auf die Kundschaft. Es sei aber nur einmal tatsächlich etwas knapp geworden mit dem Sprit, erzählt Sing schmunzelnd.

Und was vorher eine Gruppe Gleichgesinnter war, kam offenbar als Freunde zurück. „Wir sind zusammengewachsen und treffen uns immer noch“, erzählen sie. Der Reiseblog von Stefan Kragler ist unter http://biker-tour-usa-2011.blogspot.com zu finden.