Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Anlageberater oder unseren Bundesfinanzminister - nach dem Besuch des neuen Programms „Grüne Kohle“ des bekannten Finanz-Satirikers Chin Meyer am vergangenen Sonntag in der Begegnungsstätte Arche in Dischingen waren sich die gut 100 Besucher wohl nicht mehr ganz so sicher, was sie glauben durften und was nicht.
„Grüne Kohle“ – lässt man sich die beiden Wörter auf der Zunge zergehen, bietet das eine schier unendliche Spielwiese an aktuellen Themen für einen kunterbunten Event. In der Tat legte der in Hamburg zur Welt gekommene Kabarettist, Buchautor, Schauspieler, Moderator und Kolumnist bei sommerlichen Temperaturen in seinem schrillen, mit 100-US-Dollar-Noten bedruckten Anzug los wie die sprichwörtliche Feuerwehr – oder, wie es Chin Meyer provokativ formulierte: dieser Crashkurs wird Ihr Leben verändern.
Homöopath des Geldes
Meyer’s Eltern wollten, dass er einen sinnvollen Beruf erlernt - Arzt oder Anwalt, wie sich das eben so gehört. Aber nein, Chin Meyer wurde „Homöopath des Geldes“. Entsprechend sinnierte er über den Credit Suisse-Skandal und erläutere, wie Wirecard vom Global-Player zum German Globuli-Player wurde. Meyer präzisierte, weshalb der Ausgabeaufschlag beim Erwerb von Fonds-Anteilen das nicht unwichtige und gleichermaßen schmerzhafte Wort „Aufschlag“ beinhaltet und titulierte sich selbst als perfekte Synthese zwischen Karl Lauterbach und Christian Lindner.
Hohe Themenvielfalt
Spannend war das Explizieren, weshalb Zigaretten und Tabak als nachhaltig eingestuft werden dürfen und warum sich der Grünen-Politiker Alois Hofreiter die Haare schneiden lassen sollte. Greenwashing war eines der zentralen Themen, welches Meyer durch den Kakao zog – er erläuterte es am Beispiel eines schwedischen Textilkonzerns und bewies, dass viele Aussagen doch nur prätentiös dargestellt werden. Meyer brachte nahe, warum der Puma-Schützenpanzer der pazifistischste Panzer der Welt ist: er schießt nicht, er fährt nicht – oder kurz gesagt: er kann nichts. Zur Belohnung widmete Meyer dem Panzer einen eigenen Song. Diesem Stilmittel bediente er sich an diesem Abend mehrfach: so bekamen auch die CumEx-Geschäfte oder Aladins Wunderlampe (in Anspielung auf die Portfolio- und Risikomanagement-Software Aladdin des US-amerikanischen Finanzdienstleisters BlackRock) ihr individuelles Gesangsstück.
Im Winter auswandern
Zum Thema Klimapolitik verfolgte Meyer seine ganz eigenen Ansätze. So schlug er vor, dass ganz Deutschland zwischen November und März in wärmere Gefilde auswandern sollte – kaum Heizen senkt den Energieverbrauch signifikant und fungiert ganz nebenbei als Klimaretter – zumindest für Deutschland. Gesellschaftskritisch interessant war auch die Idee, dass jeder Planet seinen eigenen Gott hat. Für die Erde ist der strafversetzte Azubi-Gott Eberhardt zuständig – und wird obschon der hoffnungslosen Aufgabe von allen anderen Göttern ständig nur bemitleidet.
Opernstück als Abschluss
Meyer baute gefühlt das halbe Publikum in sein Bühnenprogramm ein und fand so einen schnellen und direkten Zugang zu seinen Besuchern, die er auch gerne mal behutsam aufs Korn nahm - getreu des Mottos: überlegen Sie sich beim nächsten Mal gut, ob Sie tatsächlich in der ersten Reihe sitzen wollen. Die zahllosen Pointen des Satirikers trafen durchaus den Nerv der Anwesenden und animierten gleichermaßen zum Lachen wie zum Nachdenken. Einen Kritikpunkt muss sich Meyer dennoch gefallen lassen: er packte in sein knapp zweistündiges Programm eine Vielzahl an Themen ein – und blieb dabei gelegentlich an der Oberfläche hängen. Da hätte ein bisschen mehr Detailtiefe gutgetan. Ansonsten war es ein unterhaltsamer Abend, welcher in einer Stand-Up-Oper für Corinna aus dem Publikum mündete, in welche Meyer individuelle und persönliche Details fulminant integrierte.
Echter Scheck zum Schluss
Im Anschluss überreichte die Heidenheimer Volksbank eG einen Scheck in Höhe von 750 Euro an die von Inge Grein-Feil und Siggi Feil initiierte Aktion „Freunde schaffen Freude“.
Dischingen
Finanzielles auch zum guten Schluss
Echt Finanzielles: Im Anschluss ans Finanzkabarett überreichte die Heidenheimer Volksbank eG einen Scheck in Höhe von 750 Euro an die von Inge Grein-Feil und Siggi Feil initiierte Aktion „Freunde schaffen Freude“.