Oh ja, es kann wieder Fasching gefeiert werden nach Herzenslaune. „Jetzt isch gnuag“, war passend das Motto des Faschingsvereins Dischingen. Genug von was? Natürlich von Corona-Verboten, aber längst nicht genug von Hexentänzen, Garde-Glitzer, Motto-Wagen, Prinzen und Prinzessinnen und natürlich gut gelaunten Menschen.

Diese strömten zu Tausenden nach Dischingen und machten aus dem Ort die größte Faschings-Hochburg des Landkreises. Höhepunkte und Besonderheiten gab es reichlich.

Fazit des Präsidenten Ralf Eberhardt:

„Das war absolut genial.“ Damit meint er das Wetter, die friedlich feiernden Menschen, die zufriedenen Gastgruppen. Es habe Straßenzüge gegeben, da seien noch nie so viele Menschen gewesen wie diesmal. „Die Leute wollen raus.“ Das Schöne dabei: Laut Polizei kam es zu keinerlei unschönen Vorkommnissen.

Wetterglück für die Dischinger

„Gleich wird es so warm, da könnt ihr euch ausziehen“, ruft einer der Moderatoren ins Publikum. Keine Viertelstunde lang tröpfelte es ausgerechnet zum Start, da war der Regen auch schon vorbei und es herrschte bestes Umzugswetter. Das Publikum ignoriert den kurzen Regen. Bis zum Ende des Umzugs zwei Stunden später ist auch jeder wieder trocken.

Die Dischinger: Die Bewohner tun das ihre, damit ihr Ort faschingsreif ist. Einige machen ihre Garagen und Höfe auf, schenken Getränke aus, schmücken ihre Häuser mit Luftballons und haben teils Lautsprecher angebracht für Partymusik. Eine Familie hat den Ladenwagen des Bauernhofs an der Straße geparkt und kurzerhand zur Tribüne für die Kinder umfunktioniert. Die hatten immer so Angst vor den Hexen, jetzt seien sie geschützt, erzählt die Oma.

Platz im Abseits: Heike und Klaus Randler und „Hebbe“ Täubel sind zwar mittendrin und sehen doch nie etwas vom Umzug. Sie sitzen an der Kasse im Bürgeramt, versorgen die Verkäufer mit den Eintrittskrawatten und sind erst fertig mit ihrer Arbeit, wenn der Umzug schon eine halbe Stunde lang rum ist.

Hotspot: Viel los ist in den Straßenzügen bei der Awo und bei Varta. Der größte Trubel herrscht am Rathaus, wo auch der Hauptsprecherwagen steht und es Würstel- und Getränke gibt und die Jugend Zöschingen ein kleines Festzelt aufgebaut hat.

Der erste Wagen: Laola gibt es für den ersten Wagen des Umzugs: ein Polizeifahrzeug. „Sandra, das war extra für Dich“, sagt der Sprecher und das Publikum winkt der Polizistin im Wagen zu. Genauso viel Applaus gab es für den neuen Bürgermeister Dirk Schabel, der gleich mal zum König ausgerufen wird. Gefolgt von der Präsidentenkappe, wo neben dem Präsidenten Ralf Eberhard und dem Ehrenpräsidenten Jürgen Dönninghaus das Geburtstagskind des Tages mit dabei ist: der achtjährige Hannes.

Faschingskostüme: Was ist 2023 beliebt als Verkleidung? Auffallend viele haben bunte Turnanzüge im Stil der 1980er Jahre übergezogen, freilich sind aber auch viele wärmende Ganzkörper-Kostüme in Form von Bären, Hasen, Dinos und sonstigen Pelztieren am Start.

Pause: Der Umzug hat immer wieder große Lücken, weil die Hexen und Gruppen immer wieder anhalten für Vorführungen. An den Lautsprechern wird mit Musik überbrückt, es wird gemeinsam geschunkelt und gesungen.

Höchster Wagen: Beim Wettstreit um den höchsten Umzugswagen duelliert sich die Jugend. Die Demminger Jugend hat eine dystopische Mad-Max-Welt geschaffen und lässt einen Gitarrenspieler sogar noch mit einem Gabelstapler über allem spielen. In das Rennen der höchsten Wagen steigen auch die Faschingsfreunde Hütte Medlingen mit ein mit „Dia de los muertos“. Verkleidet als Totenskelette nach dem Motto „Rest in peace Fasching 2022, jetzt wird wieder gefeiert.“ Die Riffinger Hüdde will frei nach Tabaluga nicht erwachsen werden und stapelt ebenfalls ganz oben mit. Überhaupt liefert sich die Jugend ein Battle, wer macht hier die beste Party?

Politische Aussagen: Die Dischinger sind gut im Austeilen. Mit ihren Mottowagen greifen sie die Fußball-WM in Katar auf. Die Menschenrechte werden in Toilettenschüsseln runtergespült, an der weißen Bekleidung des Schaichs klebt Blut und Arbeiter werden an Ketten geknechtet. Auf einem weiteren Mottowagen geht es um die Preissteigerungen: tatsächlich fährt dort eine alte Zapfsäule ebenso mit wie ein dünn bestücktes Einkaufsregal. Und zu guter Letzt kommt da noch Karl Lauterbach als übergroße Figur ums Eck, die mit dem Fernrohr nach Macht Ausschau hält, während die Welt im Käfig eingesperrt ist.

Der krönende Abschluss: Ein guter Schluss ziert alles. Das ist als vorletzte Gruppe der Elferrat der Dischinger und schließlich das Prinzenpaar Katrin I. und Martin I. Weik. Die beiden waren die, die am längsten warten müssen. Bis ihr Wagen nach eineinhalb Stunde losfährt, sind die ersten Umzugs-Teilnehmer schon unterwegs Richtung Nachparty im Festzelt am Sportplatz.

Der Saisonabschuss: Den feiern die Dischinger mit ihren Gästen beim Kehraus am Faschingsdienstag, 21. Februar, ab 19 Uhr in der Egauhalle.