Genügend Plätze?

So steht es um die Kinderbetreuung in Steinheim

Während die Situation in Sachen Kinderbetreuung in Söhnstetten recht entspannt ist, fehlen in den Einrichtungen in Steinheim und Sontheim im Stubental Plätze – insbesondere wohl für Kinder unter drei Jahren. Oder ist der Bedarf nur rechnerisch?

Neubaugebiete, Geburtenentwicklung, Wegzug – zahlreiche Faktoren beeinflussen den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder in Kommunen. Diese alle im Blick zu halten und den Betreuungsbedarf für die nächsten Jahre in Steinheim zu prognostizieren, ist die Aufgabe von Aileen Stolz, Sachgebietsleiterin Bildung und Kultur. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats stellte sie den Stand der Dinge vor.

272 Betreuungsplätze gibt es derzeit in Steinheim – inklusive der Gruppen im Waldkindergarten Gnannenweiler. „In der vergangenen Vergaberunde konnte am Standort Steinheim allen ein Platz angeboten werden“, so Stolz. „Allerdings gibt es für Zuzüge unter dem Jahr keinen Spielraum mehr.“ Dazu kommt: In Steinheim werden kaum Plätze im Rahmen der altersgemischten Gruppen an Kinder unter drei Jahren vergeben. Diese Gruppe ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einer Krippe, da nur Kinder zwischen zwei und sechs Jahren betreut werden. Derzeit sind es in Steinheim nur sechs Kinder zwischen zwei und drei Jahren. „Das heißt aber nicht, dass es keine Anfragen gibt“, so Stolz. „Es werden weniger Kinder aufgenommen, weil dadurch mehr Plätze für Über-Dreijährige zur Verfügung stehen, die auch benötigt werden.“ Für die Berechnungsgrundlage wird von einer Nachfrage bei den Unter-Dreijährigen von 50 Prozent ausgegangen.

In Steinheim und Sontheim fehlen Betreuungsplätze

Auch aus diesem Grund hat Stolz für das Kindergartenjahr 2025/2026 die Zahl von 27 fehlenden Plätzen in Steinheim berechnet und sieht damit den Bedarf einer weiteren Gruppe. Allerdings lasse sich nach dem geburtenstarken Jahrgang 2020 ein sinkender Trend erkennen, wenn diese Kinder in die Schule kommen. „Man muss aber bedenken, dass durch das Neubaugebiet im Königsbronner Feld ab diesem Jahr mit dem Zuzug weiterer Familien zu rechnen ist.“

In der vergangenen Vergaberunde konnte am Standort Steinheim allen ein Platz angeboten werden.

Aileen Stolz, Sachgebietsleiterin Bildung und Kultur

Am Standort Sontheim fehlen laut Stolz konstant Betreuungsplätze. 25 Plätze stehen zur Verfügung. „Und die Gruppen sind immer voll und der Bedarf muss von Steinheim abgefangen werden.“ Eine Möglichkeit, Zwei- bis Dreijährige in einer altersgemischten Gruppe zu betreuen, gebe es nicht. Für das kommende Kindergartenjahr hat Stolz 19 fehlende Plätze berechnet. Hier bestehe also ebenfalls Bedarf an einer weiteren Gruppe.

Etwas Puffer in Söhnstetten

Die Geburtenrate in Söhnstetten, wo 72 Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, ist recht konstant. „Allerdings könnte sich durch das Neubaugebiet der Bedarf an Betreuungsplätzen erhöhen“, so Stolz. Derzeit sieht sie keinen Handlungsbedarf, langfristig könnte jedoch auch hier eine weitere Gruppe benötigt werden. „Derzeit ist das aber der Standort mit zumindest etwas Puffer.“

Mathias Brodbeck (FWV) relativierte den errechneten Bedarf etwas. „Wir gehen davon aus, dass 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren tatsächlich auch einen Platz in Steinheim und Söhnstetten belegen. Das halte ich für zu hoch angesetzt. Die tatsächliche Nachfrage liegt deutlich niedriger. Insofern sind diese fehlenden Plätze in der Realität nicht wirklich da. Zumindest nicht in dieser Dimension.“ Er sprach von einer rein rechnerischen Reservierung. „In Sontheim sieht es natürlich anders aus.“  

Dr. Mechthild Freist-Dorr (Grüne) dazu: „Wenn wir das Angebot nicht haben, fragen die Eltern auch nicht danach. Ich unterstelle, dass das Angebot auch genutzt wird, wenn es da ist.“ Das habe die Erfahrung etwa mit der Krippengruppe im Kinderhaus gezeigt. „Da gibt es keine Probleme, die voll zu bekommen.“ Söhnstetten als Ausweichmöglichkeit sieht Freist-Dorr nur bedingt als sinnvoll. „Wer in Steinheim wohnt und in Heidenheim arbeitet, will sein Kind nicht nach Söhnstetten bringen.“

Wer in Steinheim wohnt und in Heidenheim arbeitet, will sein Kind nicht nach Söhnstetten bringen.

Dr. Mechthild Freist-Dorr (Grüne)

Holger Weise gab beiden Seiten recht. „Richtig ist eine Mischung aus beiden Aussagen“, so der Bürgermeister. „Aktuell müssen wir uns über einen Neubau keine Gedanken machen, weil stimmt, was Mathias Brodbeck sagt. Aber mittelfristig werden wir nicht darum herumkommen, uns darüber Gedanken zu machen.“

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