„Die Planungen für die Wentalhalle befinden sich auf der Zielgeraden, nun können wir uns dem Schulareal in Söhnstetten widmen.“ So leitete Bürgermeister Holger Weise den Tagesordnungspunkt in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Steinheim ein. Bereits im Jahr 2021 wurde über die Ortsentwicklung im Teilort und das dazugehörige Konzept für die Seebergschule gesprochen, bevor der Vollbrand der alten Wentalhalle die Planungen in den Schatten stellte. Nun werden diese wieder aufgerollt.
Das Raumprogramm für die Zukunft
Schon im Jahr 2018 wurde ein Anbau am Hauptschulgebäude realisiert, um eine dreigruppige Kindertagesstätte im Gebäude unterzubringen. Um einen ökologisch wertvollen Fortbestand des Schulgebäudes zu sichern, ist jedoch eine Neustrukturierung des gesamten Areals notwendig. Vorgesehen war seitens der Verwaltung, dass das Grundschulgebäude erhalten und das Hauptschulgebäude abgerissen werden soll.
Nun lag es am Gemeinderat, das geplante Raumprogramm erneut festzulegen, um ein sogenanntes VgV-Verfahren mit Planskizze einleiten zu können. In einem offenen Architektenwettbewerb soll dann ein passendes Büro ermittelt werden. Zur Debatte stehen mehrere Punkte: Man will künftig eine fünfgruppige Kindertageseinrichtung anbieten, die auch Krippenbetreuung ermöglicht; zuvor waren vier Gruppen angedacht. Zudem möchte man hierfür einen multifunktionalen Raum realisieren, der für verschiedene Förder- und Bewegungsangebote genutzt werden kann. Als Beispiele werden vor allem Sprachförderung und Bewegungsangebote genannt.
Die Räumlichkeiten in der Seebergschule sollen künftig für die Ganztagsbetreuung ausgelegt werden. Zudem sollen das vorhandene Lehrschwimmbecken und die Verwaltungsstelle erhalten bleiben. Letztere könnte sich jedoch deutlich verkleinern – das sollen die Prüfungen der Architekten ergeben. Auch die Räumlichkeiten des Musikvereins sowie die Außenstelle der Ortsbücherei sollen bestehen bleiben. Dabei wäre eine Kombination mit einem Begegnungsraum oder einem Co-Working-Bereich denkbar.
Zusätzlich ist ein neuer multifunktionaler Vereinsraum angedacht. Diesen sollen die örtlichen Vereine nutzen können, sodass die Seebergschule als Ortszentrum gestärkt wird. Änderungen sind ebenfalls im Außenbereich vorgesehen: Sitzgelegenheiten, Bewegungsmöglichkeiten, Spielgeräte. Rund um die Schule soll es insgesamt hochwertiger werden.
Ideen der Gemeinderäte
Freilich lief der Tagesordnungspunkt nicht ohne Einwände der Gemeinderäte ab: Der Hauptkritikpunkt war der geplante Abriss des Hauptschulgebäudes. „Ich halte das nicht für ökologisch sinnvoll“, sagte Mechthild Freist-Dorr (Grüne/Unabhängige). „Das sollte nochmals geprüft werden – am besten von den Architekten selbst.“ Dieser Aussage stimmten viele Gemeinderäte zu. So vertrat Torsten Schäch (Freie Wählervereinigung) die Meinung, man solle den Architekten in diesem Punkt vertrauen und ihnen die nötige Freiheit gewähren.
Gemeinderat Christoph Müller (FWV) schlug zudem vor, das Raumprogramm zu konkretisieren: „Die bestehenden Räume müssen genau geprüft werden.“ Vor allem sei ihm dabei die Feuchtigkeit in den Räumen des Musikvereins aufgefallen. Bürgermeister Holger Weise versicherte, dass die Prüfung ordnungsgemäß durch die Architekten erfolgen solle. Zudem erklärte er, dass die Sanierung oder gegebenenfalls der Neubau nur etappenweise realisiert werden könne, um den laufenden Schulbetrieb nicht zu beeinträchtigen. „Wir wollen auf Container verzichten.“
Vor der abschließenden Abstimmung einigte man sich darauf, dass die Grundschule erhalten und umgebaut werden soll. Aus den Plänen, das Hauptschulgebäude abzureißen, wurde aus dem „soll“ ein „kann“. Die Entscheidung liegt nun bei den beauftragten Architekten, die nach der einstimmigen Beschlussfassung und der nun folgenden europaweiten Ausschreibung gesucht werden. Inspiriert von den Planungen für die Wentalhalle wird hier – wie besprochen – ein Vergabeverfahren (VgV) mit Planskizze durchgeführt.
Was bedeutet VgV mit Planskizze?
Ein VgV-Verfahren ist ein europaweites Vergabeverfahren, das öffentliche Auftraggeber in Deutschland bei größeren Aufträgen für Liefer- und Dienstleistungen anwenden müssen. Es stellt sicher, dass Angebote transparent, fair und wettbewerblich eingeholt und nach klaren Kriterien bewertet werden. Je nach Komplexität gibt es dafür verschiedene Verfahrensarten wie ein offenes Verfahren, nichtoffenes Verfahren oder Verhandlungsverfahren.
Die Planskizze ist dabei ein Instrument zur Bewertung der Planungsqualität. Sie ermöglicht es, die Qualität des Angebots anhand konkreter Projektbezüge zu beurteilen, was besonders bei der Vergabe von Planungsleistungen relevant ist.