Um eine halbe Million Euro

Restaurierung des Steinheimer Zehntstadels wird teurer als gedacht

Die Schreinerarbeiten verteuern die Restaurierung am denkmalgeschützten Gebäude in Steinheim ein weiteres Mal. Die Fertigstellung bis Weihnachten bleibt aber das vorrangige Ziel.

Planmäßig laufen die Restaurierungsarbeiten an Steinheims ältestem Gebäude. Der über 400 Jahre alte Zehntstadel soll spätestens ab dem neuen Jahr seiner neuen Funktion als Veranstaltungszentrum zugeführt werden. „Der Bau läuft hervorragend“, berichtete Architekt Wolfgang Sanwald jetzt dem Gemeinderat.

Dieser guten Nachricht steht allerdings auch die weniger erfreuliche Tatsache entgegen, dass sich die Kosten weiter erhöhen werden. Insgesamt vier Vergaben zu den Schreinerarbeiten im Gebäude hatte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zuzustimmen. Ursprünglich waren dafür Ausgaben in Höhe von knapp 140.000 Euro veranschlagt. Die Summe beläuft sich aber tatsächlich auf 220.500 Euro. Das bedeutet eine Kostenüberschreitung von über 80.000 Euro für die Schreinerarbeiten.

Diese Mehrkosten resultieren zum Teil aus statischen Gründen, die in dem denkmalgeschützten Zehntstadel zu beachten sind. So muss der Saal im Dachgeschoss mit einem feuerhemmenden Brandschutzelement mit integrierter zweiflügeliger Zugangstür abgetrennt werden. Oberhalb der Tür ist eine Verglasung vorgesehen, die für eine ausreichende Belichtung im Saal sorgen soll. Auch sie muss als Brandschutzverglasung ausgeführt werden, wozu wiederum aus statischen Gründen (Verformung des Daches) eine Sonderkonstruktion erforderlich ist.

Behandlung der Holzbalken im Steinheimer Zehntstadel schlägt teuer zu Buche

Ein Extra, das noch mit in die Schreinerarbeiten aufgenommen wurde, stellt eine Sitzbank dar, die entlang der Traufe im Dachgeschoss eingebaut werden soll und mit 13.680 Euro zu Buche schlägt. Per Sandstrahlung erhalten die historischen Holzbalken eine intensive Oberflächenbehandlung, wozu nochmals knapp 100.000 Euro aufgebracht werden müssen.

In Summe muss damit gerechnet werden, dass die gesamte Restaurierung des Zehntstadels um rund 500.000 Euro teurer wird als ursprünglich geplant. Aus anfangs kalkulierten 3,3 Millionen werden wohl am Ende knapp 3,8 Millionen Euro, wobei die Maßnahme auch ordentlich vom Land gefördert wird.

„Ist das dann die Obergrenze?“, wollte Mathias Brodbeck (FWV) wissen. Sein Fraktionskollege Dr. Klaus Sakowski stellte angesichts der sukzessiven Kostenüberschreitungen dieselbe Frage und mahnte an: „Irgendwann muss Schluss sein!“ Es gehe nicht um Vorwürfe bezüglich der Finanzierungsplanung, sondern darum, zu wissen, worauf alles hinausläuft, stellte Hans-Peter Mack (FWV) klar.

Mit überplanmäßigen Ausgaben sei dennoch nicht zu rechnen, erklärte Bürgermeister Holger Weise auf Frage von Mathias Brodbeck. Die Maßnahme falle in den Bereich der Ortskernsanierung.

Keine weiteren Kostenerhöhungen erwartet

„Die Frage ist: Was kann man noch reduzieren?“, sagte Architekt Sanwald und schlug vor, gegebenenfalls vom zweiten Brandschutzelement, der Festverglasung mit Durchsicht zum Treppenraum, und von der Sitzbankkonstruktion im Dachgeschoss abzusehen. Letzteres wollte Bürgermeister Weise allerdings nicht wieder herausnehmen: „Es wäre schade, wenn wir auf die Bank verzichten würden.“

Mit weiteren hohen Mehrkosten ist jetzt wohl nicht mehr zu rechnen. Als letzte Handwerker-Leistungen werden nur noch Fließenarbeiten ausgeschrieben. Auch die Planungen der Außenanlagen wurden inzwischen in Angriff genommen. Die Gemeinde kalkuliere hier nochmals mit Kosten in Höhe von 380.000 Euro, sagte Ortsbaumeister Christian Engels.

Bei Projekten dieser Art müsse man damit rechnen, dass es im Laufe des Baufortschritts zu Kostenerhöhungen kommen kann, sah Dr. Mechthild Freist-Dorr (Grüne) die finanzielle Entwicklung nicht zu dramatisch. Trotz der Unwägbarkeiten, die vor allem aus dem Denkmal- und Brandschutz resultieren, habe man auch einige Einsparungen vornehmen können, ließ Christian Engels nicht unerwähnt und zählte entsprechende Maßnahmen auf.

Am Ende stimmte der Gemeinderat bei einer Enthaltung der Vergabe der Schreinerarbeiten in vollem Umfang zu. „Ich bin guter Dinge, dass wir unsere Weihnachtsfeier in diesem Jahr vielleicht schon im Zehntstadel abhalten können“, antwortete der Ortsbaumeister auf die Frage nach der Fertigstellung. Als Zielsetzung wurde der 24. Dezember 2025 angepeilt – der Zehntstadel wäre dann ein passendes Weihnachtsgeschenk an die Bevölkerung in und um Steinheim.

Wozu diente einst der Zehntstadel?

Den Erhalt des Steinheimer Zehntstadels hat sich ein Förderverein auf die Fahnen geschrieben. Ziel ist es, das älteste Gebäude der Albuch-Gemeinde so umzugestalten, dass hier Kulturveranstaltungen oder auch Feste stattfinden können.

Auf der Homepage des Fördervereins heißt es, der Zehntstadel sei 1617 erbaut worden, um hier den „Zehnten“, die damalige Steuer in Form von Geld oder Naturalien für die Zehntherren (Adel und Kirche) zu sammeln.

Der Stadel überstand den 30-jährigen Krieg unversehrt, wurde aber erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder aktiv genutzt — als Lager und Maschinenplatz des Steinheimer Bauhofs. Anfang des 20. Jahrhunderts diente der Stadel als Farrenstall zur Haltung der gemeindeeigenen Bullen. Später dann zog der Heimatverein in das Gebäude und stellte dort seine gesammelten Exponate aus.

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