Zahnputz-Pulver im Weckglas, Handbutter im Blechschieber, festes Rosmarin-Pfefferminz-Shampoo im Stoffbeutel – Jasmin Schnitzer hat alle Hände voll zu tun. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie kreiert und produziert ihre Naturkosmetik selbst, kümmert sich um das Marketing, den Vertrieb und die Buchhaltung.
„Allein ist das fast nicht mehr zu schaffen“, sagt die 37-Jährige. Zum Glück hat sie die Unterstützung ihrer Mutter und von Freunden und Bekannten, aber derzeit arbeitet sie trotzdem gefühlt fast rund um die Uhr. Denn in der Vorweihnachtszeit ist Jasmin Schnitzer fast jedes Wochenende auf Märkten in der Region unterwegs, um ihre Produkte zu verkaufen, aber auch um darüber zu informieren. „Meine Produkte sind erklärungsbedürftig, weil die Anwendung etwas anders ist.“ Als Beispiel nennt sie das feste Shampoo in Herzform. „Die Haare müssen dafür gut nass sein, es schäumt nicht so intensiv wie ein flüssiges Shampoo, ist aber sehr sparsam in der Anwendung.“

Ihr Unternehmen Floro Naturkosmetik hat Jasmin Schnitzer vor Anfang 2021 gegründet. Zuvor war bei ihr die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis diagnostiziert worden, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Daraufhin stellte die gelernte Redakteurin nicht nur ihre Ernährung um, sondern begann auch mit der Herstellung ihrer eigenen Kosmetik. „Ich wollte selbst entscheiden, womit ich mich pflege und alles vermeiden, was meinen Körper belasten könnte“, erklärt sie.
Nur eine Handvoll Zutaten
Heraus kamen Produkte, die meist nur aus einer Handvoll Zutaten bestehen und ohne synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe auskommen. Außerdem enthalten sie keinen Alkohol, keine Silikone, Paraffine, Parabene, Sulfate oder Aluminiumsalze. Statt Parfüms werden ätherische Öle verwendet. Die Inhaltsstoffe sind biozertifiziert, aber Jasmin Schnitzer hat sich bewusst gegen ein Bio-Siegel für ihre Kosmetik entschieden. „Das ist einfach wahnsinnig teuer, ich will lieber in die Produktion neuer Produkte investieren.“ Was ebenfalls nicht gerade günstig ist, denn für sämtliche Produkte braucht es Labortests und einen Sicherheitsbericht. Ein Bio-Siegel hält sie dennoch für wichtig, wenn man den Hersteller des Produktes nicht kennt. „Aber ich bin keine anonyme Marke.“ Sie lebe vollkommene Transparenz und liste sämtliche Inhaltsstoffe auf.

Seit Juli erhält Jasmin Schnitzer einen Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit, was ihr ermöglicht, sich jetzt Vollzeit um Floro Naturkosmetik zu kümmern. „Das war wie ein Befreiungsschlag und seitdem sind Umsatz und Gewinn auch sehr gestiegen.“ Um die staatliche Förderung zu bekommen, müsse man glaubhaft nachweisen, dass man mittelfristig vom eigenen Unternehmen wird leben können. Und diesem Ziel kommt Jasmin Schnitzer immer näher. Sie produziert ihre Kosmetik im alten Schulhaus in Sontheim Stubental, seit einem Jahr hat sie in Steinheim in der Neudorfer Straße 7 einen kleinen Verkaufsraum eröffnet. Und sie hat vor kurzem weitere Vertriebswege erschlossen: Seit Mitte November hat sie in den Edeka-Märkten in Steinheim, Gerstetten und Langenau ein eigenes, frei stehendes Verkaufsregal – ebenso im Söhnstetter Dorfladen.

Ihre Kunden sind zu 80 Prozent Frauen. „Manche haben Hautprobleme, wie Neurodermitis, andere möchten sich einfach etwas gönnen oder ihnen ist die Regionalität wichtig“, erklärt Jasmin Schnitzer. Zudem kaufen ihre Produkte immer mehr junge Familien, die auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit Wert legten. Denn der 37-Jährigen war schon bei der Unternehmensgründung klar, dass sie die Umwelt nicht unnötig mit Verpackungsmaterial schädigen will. Sie verwendet kein Plastik, sondern Stoffbeutel, Gläser und neuerdings auch Metalldosen, für die sie ein Pfandsystem entwickelt hat.
Die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis hat das Leben von Jasmin Schnitzer jedenfalls radikal verändert. Und eigentlich sollte und wollte sie auch Stress vermeiden. „Es ist sehr viel Arbeit und mein Privatleben kommt jetzt während des Weihnachtsgeschäfts zu kurz, aber ich bin meine eigene Chefin, kann mich kreativ entfalten und dazu beitragen, andere Menschen gesünder und glücklicher zu machen. Das ist positiver Stress für mich“, sagt sie. Und so gibt es natürlich auch schon Pläne für die Zeit nach den Weihnachtsmärkten. Eine neue Duftrichtung der Natron-Deo-Creme soll auf den Markt, ebenso eine weitere Geschmacksrichtung beim Zahnputz-Pulver. Außerdem will Jasmin Schnitzer ein Öl zum Abschminken kreieren.
Verkauf und Beratung
Der kleine Verkaufsraum von Floro Naturkosmetik in der Neudorfer Straße 7 in Steinheim hat montags und donnerstags von 14 bis 15.30 Uhr geöffnet. Termine für eine Beratung können außerhalb dieser Zeiten unter Tel. 0151 28902059 bei Jasmin Schnitzer gemacht werden. Beraten lassen kann man sich auch im Edeka-Markt in Langenau am Donnerstag, 4. Dezember, von 10 bis 12 Uhr und im Edeka in Gerstetten am selben Tag von 16 bis 18 Uhr. Zudem ist Jasmin Schnitzer auf verschiedenen Advents- und Weihnachtsmärkten anzutreffen. Mehr Infos gibt es auf floro-naturkosmetik.de