Trägerwechsel

Kita Sonnenschein: Weshalb die Gemeinde Sontheim einen Kindergarten übernommen hat

Pünktlich zum Start des neuen Kindergartenjahres beschreitet Sontheim einen neuen Weg bei der Kinderbetreuung: Die Gemeinde übernahm von der katholischen Kirche eine Kita.

Im Rahmen der kleinen Eröffnungsfeier betonte Bürgermeister Tobias Rief die Wichtigkeit, die die kommunale Trägerschaft für die Gemeinde hat. „Wir haben hier in Sontheim mit der evangelischen Kirche ja eine besonders große und breit aufgestellte Kinderbetreuung. Fest steht allerdings auch: Es ist eine Trägervielfalt anzustreben“, so Rief mit Verweis auf die gesetzlichen Vorgaben.

Deckung des Personalbedarfs

Als die katholische Gemeinde das Trägerschaftsverhältnis für den Franziskus-Kindergarten – jetzt Kita „Sonnenschein“ – im Sommer letzten Jahres gekündigt hatte, sei es demzufolge auch gar nicht möglich gewesen, diese Betreuungseinrichtung noch in die Hände der evangelischen Kirche zu geben. Stattdessen habe man sich als Gemeindeverwaltung zusammen mit dem Gemeinderat ganz bewusst auf diesen neuen Weg gemacht, „weil wir so die Möglichkeit haben, die Qualität der Kinderbetreuung selbst absichern zu können“.

Für die Verwaltung und den Gemeinderat sei es deshalb von Anfang an wichtig gewesen, „dass das Team der Kita alles bekommt, was es dafür benötigt“, so der Bürgermeister. Dazu zählt natürlich vor allem erst einmal die Deckung des Personalbedarfs der Einrichtung. Im Falle des Franziskus-Kindergartens hatte genau dieser Punkt in den letzten Monaten bei vielen Eltern für Ärger und Frustration gesorgt. Aufgrund eines akuten Personalmangels hatte die Einrichtung im Frühjahr dieses Jahres ihre Betreuungszeiten teilweise sogar einschränken müssen.

Alle Ängste und Fragezeichen wurden uns relativ schnell genommen, weil von Anfang an eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit stattfand

Jessica Lex, Kita-Leiterin

Die Gemeindeverwaltung betrieb daraufhin ein intensives Personal-Recruiting, das mittlerweile auch Früchte getragen hat: Die Situation in der Kita hat sich entspannt. Zu den von der katholischen Trägerschaft übernommenen Erzieherinnen sind in den letzten Wochen und Monaten weitere neue Kolleginnen hinzugekommen. So betreuen nun zwölf Mitarbeiterinnen 50 Kinder im Ü3-Bereich und zehn Kinder im U3-Bereich in der Kita Sonnenschein. „Wir sind jetzt hier richtig viele Damen, eine bunte Mischung“, so die Leiterin der Einrichtung, Jessica Lex.

Eigene Arbeitsgruppe

Vorbereitet wurde die Übernahme der Trägerschaft seitens der Sontheimer Verwaltung mit einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe, die sich zeitweise sogar wöchentlich traf. Über die Entscheidung der Kommune, die Trägerschaft der Kindertagesstätte selbst zu übernehmen, sei man sehr froh gewesen, so Jessica Lex, „alle Ängste und Fragezeichen wurden uns relativ schnell genommen, weil von Anfang an eine sehr gute und intensive Zusammenarbeit stattfand“. Man habe als Team von der Verwaltung sehr viel Wertschätzung erfahren, ergänzte sie.

Umbauarbeiten wurden durch den Trägerwechsel nicht nötig, lediglich der Namenszug im Eingangsbereich musste angepasst werden. Foto: René Rosin

Für Sontheims Bürgermeister Tobias Rief können kommunale Trägerschaften solcher Betreuungseinrichtungen richtungsweisend sein, „ja sie müssen es sogar. Denn im Prinzip ist es heutzutage ja so: Die Kirchen haben mit dem Mitgliederschwund zu kämpfen, man konzentriert sich immer mehr aufs Kerngeschäft. Kitas sind eine soziale Einrichtung, die die Kirchen sehr lange sehr gern betrieben haben, die heutzutage aber sehr schnell überfordern können“.

Und noch aus einem weiteren Grund seien kommunale Trägerschaften in diesem Bereich ein Zukunftsmodell, so Rief. „Die Gemeinden sind ja bereits auch Schulträger. Und tatsächlich geht die Bildungskarriere von Kindern bereits in der Krippe und im Kindergarten los. Es als Gemeinde in der Hand zu haben, mit welchen Qualitätsstandards gearbeitet wird, hat für die Zukunft eine große Bedeutung“. Er jedenfalls rechnet fest damit, dass sich weitere Gemeinden im Landkreis mit diesem Thema befassen werden. Und auch in Sontheim könnten der Kita Sonnenschein weitere Einrichtungen folgen, die sich in kommunaler Trägerschaft befinden.

Kaufpreis 400.000 Euro

Für das Grundstück und das Gebäude der Kita selbst hat die Gemeinde etwa 400.000 Euro an die katholische Kirche gezahlt. Insgesamt gibt es in Sontheim fünf Kindergärten, in denen insgesamt 240 Kinder im Ü3-Bereich und 50 Kinder im U3-Bereich betreut werden. Zudem gibt es eine Großtagespflege mit zehn Betreuungsplätzen.