Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter

Mobbing und Rassismus: Landratsamt Heidenheim untersucht Vorfälle im Sontheimer Rathaus

Drei Monate sind vergangen, seitdem ehemalige und aktuelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sontheimer Rathauses schwere Vorwürfe gegen die Verwaltungsspitze erhoben hatten. Bei Mobbing und Rassismus habe man weggesehen, hieß es. Das Landratsamt Heidenheim hat sich mittlerweile eingeschaltet und prüft die Vorkommnisse.

Das Landratsamt Heidenheim untersucht derzeit Vorkommnisse im Sontheimer Rathaus, über welche die HZ zuletzt im März dieses Jahres berichtet hat: Ehemalige und aktuelle Mitarbeitende hatten sich an die Redaktion gewandt, nachdem das Verfahren gegen einen ihrer Kollegen gegen einen Strafbefehl eingestellt worden war. Er soll mehrfach durch rassistische und frauenfeindliche Äußerungen gegenüber Kolleginnen und durch Zeigen des sogenannten Hitlergrußes aufgefallen sein.

Gegenüber der HZ erhoben besagte Mitarbeiter, allen voran eine der beiden Frauen, die Anzeige gegen den Mann erstattet hatten, schwere Vorwürfe gegen die Rathausspitze um Sontheims Bürgermeister Tobias Rief: Trotz mehrfacher Beschwerden habe man nicht ausreichend gehandelt und die betroffenen Mitarbeiter geschützt oder das Verhalten des Mannes geahndet.

Mehrfach nach einer Stellungnahme zu den Vorwürfen gefragt, hatte Bürgermeister Tobias Rief konkrete Auskünfte mit Verweis auf den Datenschutz und auf seine Fürsorgepflicht für alle Mitarbeiter verweigert. Erst nach Veröffentlichung des HZ-Artikels verlas er in einer Gemeinderatssitzung ein vorbereitetes Schreiben, in dem er die Vorwürfe bestritt. Gleichwohl versprach er, sich rathausintern unter anderem um eine bessere Kommunikation und interkulturelle Verständigung zu bemühen.

Landratsamt führte bereits im Frühjahr Gespräche

Das Landratsamt Heidenheim bestätigte gegenüber der HZ bereits im April, mit der Angelegenheit befasst zu sein: „Es wurden allseits Gespräche zum Sachverhalt geführt. Ergänzend wurde Bürgermeister Rief um Stellungnahme gebeten“, hieß es damals: „Im Anschluss an dessen Rückmeldung wird der Sachverhalt im Hinblick auf eine weitere Vorgehensweise bewertet.“

Was daraus zwei Monate später geworden ist, ist nicht bekannt. Auf erneute Nachfrage war seitens des Landratsamts lediglich zu erfahren, dass es „zum jetzigen Zeitpunkt nichts Neues zu vermelden“ gebe.

Tobias Rief jedenfalls erklärt auf Nachfrage, dass er auf die Fragen des Landratsamtes bereits schriftlich geantwortet habe. Auf die Frage, welches Ergebnis er erwartet, sagt er lediglich: „Ich gehe davon aus, dass alles korrekt und vorschriftsmäßig geprüft wird und vertraue auf die Kompetenz der Mitarbeitenden und deren Beurteilung.“ Auch er warte auf Rückmeldung in dieser Sache.

Bürgermeister Tobias Rief: Themen Extremismus und Rassismus auf der Agenda

Was die in Aussicht gestellten Verbesserungen innerhalb der Verwaltung anbelangt, sagt Rief, dass derzeit eine Klausurtagung der Gemeindeverwaltung vorbereitet werde: „Diese findet direkt im Anschluss an die Sommerpause statt und enthält wie angekündigt unter anderem die Themenfelder Extremismus und Rassismus erkennen und wirksam begegnen sowie die Sensibilisierung für interkulturelle Themen im Zusammenleben und Zusammenarbeiten.“

Nach wie vor verfügt die Sontheimer Verwaltung nicht über einen Personalrat. Rief, selbst Gewerkschafter und IG-Metall-Mitglied, habe, seit er im Amt ist, mehrfach auf die Möglichkeit einer Gründung hingewiesen, sie ausdrücklich empfohlen und Unterstützung zugesagt. „Wenn von Seiten der Mitarbeitenden jedoch keine Listen aufgestellt und Wahlen angestrebt werden, dann hab ich keine Möglichkeit, dies darüber hinaus aktiv voranzutreiben“, so Rief weiter. Das Angebot stehe, er habe es auch erneuert, nutzen müsse es aber die Belegschaft.

Derweil ist die Frau, die mit ihrer Anzeige all das ins Rollen gebracht hatte, nicht mehr im Sontheimer Rathaus beschäftigt. Sie habe einen neuen Job gefunden, in dem sie sich sehr wohlfühle, verrät „Anzeigeerstatterin 1“. Sie habe dort viel mit den Themen Teilhabe, Gleichbehandlung, Gleichstellung, Vielfalt, Inklusion und Integration zu tun: „Schwerpunkte, die mir schon immer wichtig waren“, sagt sie, „und die durch die Vorfälle noch mehr an Bedeutung gewonnen haben“.

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