Alles Glück dieser Erde läge auf dem Rücken der Pferde, sagt ein Sprichwort. Das mag stimmen, hilft Anja Ziegler aber seit Jahren nicht weiter. Denn schon sehr lange möchte die Sontheimerin, die im Ort eine interdisziplinäre Praxis betreibt, eine sogenannte „tiergestützte Therapie“ anbieten, also das Arbeiten mit Pferd und Hund. Doch Ziegler hatte bislang immer ein Problem: Ihr Traum scheiterte am fehlenden Bauland.
Das soll sich nun ändern. Denn in den letzten Jahren hat Ziegler mehrere Flurstücke erworben. Fährt man wenige Meter hinter dem Ortsausgang Richtung Niederstotzingen rechts ab und den Hügel hinauf, kommt man an einem Bienenlehrpfad vorbei und passiert dann einige Streuobstwiesen. Hier oben, auf einem etwa 7.000 Quadratmeter großen Areal, will Anja Ziegler eine 60 Meter große Reithalle, einen Außenreitplatz sowie Therapieräume, eine Wohnung und ein gutes Dutzend Parkplätze bauen lassen. Dazu kommt ein Pferdestall mit 20 Boxen, wobei bis zu zehn Pferde für therapeutisches Reiten untergestellt werden könnten. Der Rest der Boxen soll vermietet werden, erläutert sie.
Die Aussicht hier oben ist schön, blickt man zurück, schaut man auf einen Wald, Wiesen und Obstgehölze, bergab geht der Blick weit ins Donauried hinunter über Felder, Wiesen und Äcker. Das Landschaftsschutzgebiet Dexelberg ist nur wenige Gehminuten, der Albschäferweg quasi nur einen Steinwurf entfernt. Doch genau diese wunderschöne Lage macht die Standortwahl von Anja Ziegler zu einem Problem.
Ja zum "therapeutischen Reiten", Nein zum Standort
„Das ist das letzte kleine Stück Natur, das wir haben“, sagt Walter Unseld, Gemeinderat der Freien Wählervereinigung. Und verweist auf die vielen Spaziergänger, für die das Areal ein wichtiges Naherholungsgebiet sei. Er ist dagegen, dass hier oben gebaut wird. Zudem gebe es dort weder einen Wasser- noch einen Stromanschluss. Doch Unseld ist es wichtig zu betonen, dass er das Vorhaben „Therapeutisches Reiten“ ausdrücklich begrüße, „ich finde das ein absolut tolles Projekt“. Nur eben nicht an dem von Ziegler jetzt präferierten Standort.
„Das Thema ,therapeutisches Reiten' begrüßt wohl jeder im Gemeinderat“, sagt Bernd Moser, der für die CDU in dem Gremium sitzt. Im Gegensatz zu Walter Unseld hat er auch kein Problem mit dem Standort, „mit dem könnte ich leben“, Sontheim sei ja im Außenbereich durch diverse Schutzzonen stark eingeschränkt. Und ja, das Areal sei ein schönes Naherholungsgebiet, sagt Moser, aber landwirtschaftlich eher uninteressant. „Für Pferde ist es schon ein schöner Standort“.
Anja Ziegler weiß, dass das Gebiet, auf dem sie bauen möchte, als Sondergebiet ausgewiesen werden müsste. Und dass es in einer Wasserschutzzone drei liegt. „Ich habe ganz Sontheim mehr oder weniger umkreist, weil viele Grundstücke wegen Wasserschutz- und Naturschutzgebieten nicht infrage kamen“, erläutert sie. Und andere landwirtschaftliche Flächen seien herausgefallen, „weil die Bodenpunkte dort sehr hoch sind“.
Es ist nicht der erste Anlauf, den Ziegler für ihr Projekt nimmt, sie hatte andere Standorte im Blick, nirgendwo ließ sich ihr Vorhaben umsetzen. Im Sontheims Ortsteil Brenz ist sie vor vier Jahren gescheitert, weil sie zu nah an Wohnbebauung herangerückt wäre. Auch damals hat der Gemeinderat das Projekt „voll befürwortet“, erinnert sich Ziegler, „aber nicht an diesem Standort“.
Der Ball liegt beim Landratsamt
Bevor der Gemeinderat allerdings tatsächlich ein Sondergebiet ausweisen kann, müssen alle naturschutzrechtlichen, immissionsschutzrechtlichen und verkehrlichen Aspekte geprüft und genehmigt werden. Das heißt, der Ball liegt momentan bei den Genehmigungsbehörden im Landratsamt. Für FWV-Fraktionschef Jonas Pürckhauer ist das Projekt eine „tolle Sache“, die Frage sei lediglich: „Ist das der richtige Standort?“ Die Antwort auf diese Frage werde das planungsrechtliche Verfahren liefern. Auch aus Sicht der SPD sei das Vorhaben ein „klasse Projekt“, man müsse nun abwarten, wie sich die Fachbehörden positionieren werden, sagt Fraktionschef Reiner Lindenmayer. Auch er verweist auf die Funktion des Areals als Naherholungsgebiet.
Für Bernd Moser von der CDU liegt das größte Problem in der Verkehrsanbindung: Zu den Grundstücken von Anja Ziegler führt nur ein sehr schmaler Weg „und es kommt halt doch zu einem Pendelverkehr“, mit Pferdeanhängern könne es da schon einmal eng werden. Zudem mündet der Weg auf die Landesstraße und gegenüber liegt die Gartenstraße, es herrscht hier ohnehin viel Verkehr. „Kein ganz übersichtliches Eck“, so Moser.
Letzter Versuch
Sollte Anja Ziegler für ihr Projekt am gewünschten Standort tatsächlich grünes Licht von den Genehmigungsbehörden bekommen, rechnet sie selbst damit, dass dies nicht einfach so geschehen wird. „Es wird bestimmt gewisse Auflagen geben, das ist mir auch klar. Die dann auch umgesetzt werden müssen und in der Planung berücksichtigt würden“. Und wenn sie auch diesmal mit ihrer Standortwahl scheitert? „Ich bin optimistisch, dass es klappt“, sagt Ziegler, ergänzt aber: Wenn sie auch diesmal scheitere, dann würde sie es nicht weiter in Sontheim versuchen.