Eine Schule ist nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, hier werden auch Schutz und Sicherheit besonders benötigt. Sollte trotzdem einmal etwas passieren, zum Beispiel ein kleiner Unfall auf dem Pausenhof, dann sind immer Erwachsene zugegen, um sofort Hilfe leisten zu können. Doch warum sollten das nicht auch die Kinder selbst leisten? Man kann so etwas ja lernen, gerade an einer Schule.
Das hat man sich vor einiger Zeit auch an der Sontheimer Grund- und Realschule gedacht. Dort erlernen die Kinder seit dem letzten Schuljahr nicht nur wichtiges Wissen in ihren Unterrichtsfächern, sie können auch einen Erste-Hilfe-Kurs und einen Selbstverteidigungskurs besuchen. „Unser Erste-Hilfe-Kurs geht auf eine Initiative von Tabea Jochem zurück, die ist im DRK aktiv. Und sie hat eine entsprechende Ausbildung“, erläutert Roland Zeitler, Rektor der Schule.
Wo Menschen sind, gibt es Auseinandersetzungen. Man muss lernen, diese zu klären, ohne dass Gewalt im Spiel ist.
Roland Zeitler, Rektor
Weiterbildung in der Selbstverteidigung
Für Zeitler sind die in solchen Kursen vermittelten Informationen und Erfahrungen Lebenskompetenzen. „Hinter der Selbstverteidigung steckt ja zuallererst einmal Gewaltprävention und Selbstbehauptung. Wann sage ich jemanden, dass es genug ist, wann er aufhören soll, wie mache ich so etwas deutlich?“ Dabei muss es sich nicht einmal um besondere Ausnahmesituationen handeln, kleinere Konflikte geschehen auch täglich auf dem Pausenhof. „Wo Menschen sind, gibt es Auseinandersetzungen. Man muss lernen, diese zu klären, ohne dass Gewalt im Spiel ist“, so Zeitler.
Aus diesem Grund sind Wahrnehmung und Einschätzung von Gefahrensituationen sowie Kommunikation zentrale Bausteine eines Selbstverteidigungskurses. Und man schaue sich an, was eine „typische Opferhaltung“ sei. „In aller Regel strahlt man schon sehr früh körperlich aus, wer man ist“, erläutert der Rektor. Täter suchten sich nämlich Opfer und keine Gegner. So ein schützendes Verhalten besteht aus vielen kleinen aufeinander aufbauenden Schritten, „erst wenn die alle nicht funktionieren, dann kommt die Selbstverteidigung“. Roland Zeitler weiß, wovon er spricht, „ich habe selbst eine Gewaltschutztrainerausbildung für Kinder absolviert“.

Tabea Jochem ist Lehrerin für Englisch, Biologie und katholische Theologie. Und sie leitet die Erste-Hilfe-Kurse, „momentan haben wir im Schulsanitätsdienst Kinder von der siebten bis zur neunten Klasse“. Eines der Ziele sei neben grundlegenden notfallmedizinischen Handgriffen auch eine größtmögliche Selbstständigkeit der Kinder, „gerade die Großen müssen sich selbst eintragen, in ihre Dienstpläne und ihre Protokolle schreiben“. Diese Ausbildung stärke zudem das Selbstbewusstsein der Kinder, wenn die feststellten, „ich kann das und ich darf das“.
Schüler sind motiviert
Beine hoch legen, eine Prellung kühlen, einen Verband anlegen bis hin zu Maßnahmen der Wiederbelebung: Grundlage der Sanitätsausbildung an der GRS Sontheim ist der Basis-DRK-Kurs, erläutert Tabea Jochem. „Die Schüler sind auch wirklich sehr motiviert, sie kommen ja sogar auch außerhalb der Unterrichtszeit“. Optimalerweise säßen irgendwann einmal in jeder höheren Klassenstufe einige Schülerinnen und Schüler, die auf einen Notfall entsprechend reagieren können. Insgesamt etwa 20 von ihnen haben eine solche Ausbildung bereits absolviert.
Theoretisch könnten diese Schüler dann eigentlich auch gleich den Führerschein machen, „dieses Argument hat bei einigen auch tatsächlich zur Überzeugung beigetragen“, erläutert Tabea Jochem lachend. So wie bei Nico Moor, Schüler an der GRS, der nicht nur lernen wollte, wie man sich in Notfallsituationen als Helfer richtig verhält, sondern der das Ausbildungszertifikat für seine Führerscheinausbildung gebrauchen kann. Und für Magdalena Hörger war der Besuch des Erste-Hilfe-Kurses möglicherweise sogar berufsvorbereitend, „ich möchte so etwas später auch beruflich machen und der Rettungsdienst interessiert mich sehr stark. Und außerdem macht es sehr viel Spaß“.
Einsatz in der großen Pause
Mit Beginn des neuen Schuljahres werden die kleinen Sontheimer Sanitäter ihr erlerntes Wissen im kleinen Notfall auch ganz praktisch einsetzen können. In der ersten und zweiten Pause öffnen sie ihren Übungsraum, „und wenn sich ein Kind verletzt hat, dann kann es zu den Sanitätern gehen und wird dort behandelt, natürlich nur kleinere Sachen“, so Rektor Zeitler. Zudem werden die Schulsanitäter bei allen Schulveranstaltungen anwesend sein.