Nach 18 Jahren ist Schluss: Die Mitglieder des 2007 gegründeten Fördervereins Eiszeitkunst im Lonetal haben bei einer außerordentlichen Hauptversammlung vor kurzem einstimmig für die Auflösung votiert. Am Mittwochmorgen trat Gründungsvorsitzender Hermann Mader den Gang zur Notarin an, um den Beschluss beurkunden zu lassen und die Löschung des Vereins aus dem Register zu beantragen. „Damit bin ich nicht mehr Vorsitzender, sondern Liquidator“, so Mader, der sich diese Aufgabe mit seinem Vorstandskollegen Meinrad Schad teilt. Ein Jahr lang werden sie nun den Förderverein vollends abwickeln. Und Mader bekennt, dass er zwar keinen Groll über die Entwicklung hegt, aber doch Wehmut empfindet.
Mit der Schließung des Archäoparks Vogelherd bei Stetten ob Lontal Ende 2022 war die Situation für den Förderverein unklar geworden, denn den zentralen Anlaufpunkt für das Thema Eiszeitkunst im Landkreis Heidenheim gab es nicht mehr. Und alle Versuche des Vorsitzenden, für den Verein eine Fortführung durch Zusammenarbeit mit anderen Stellen oder eine Fusion zu ermöglichen, blieben erfolglos. Ursprünglich war daher schon für September 2024 eine Mitgliederversammlung zur Auflösung vorgesehen gewesen. Rechtliche Probleme hätten aber eine Verschiebung ins Jahr 2025 notwendig gemacht, so Mader.
Viel Lob für die Arbeit des Fördervereins
„Wir mussten die Satzung ändern, um das Vermögen des Vereins der Stadt Niederstotzingen zukommen lassen zu können“, berichtet er. Erst nach einer Eintragung im Vereinsregister konnte dann die Auflösungsversammlung stattfinden. 24 der zuletzt etwa 200 Mitglieder seien dazu dann ins Stettener Bürgerhaus gekommen: „Es war der Tag des Relegationsrückspiels des FCH“, erklärt Mader die geringe Zahl. „Bei der Versammlung gab es viele lobende Worte von Niederstotzingens Bürgermeister Marcus Bremer und Heidenheims Landrat Peter Polta für die Arbeit des Vereins und die Erfolge in den vergangenen 18 Jahren.“ Am selben Ort werde es 2026 nochmals eine Versammlung geben, bei der dann die Liquidatoren entlastet werden müssen.

Das nicht unerhebliche Bar- und Sachvermögen des Fördervereins von 180.000 Euro erhalte nun die kleine Stadt als Eigentümer des Vogelherds wie des Archäoparks, so Mader. Die vereinseigenen Objekte – etwa ein Mammut-Unterkiefer oder ein Stück Mammuthaut, die am Vogelherd ausgestellt waren – sollen im zu einem Naturkindergarten umzugestaltenden Archäopark verbleiben, ebenso die lebensgroße Mammutfigur „Zottel“ samt ihrem Nachwuchs. Wie auch für das Geld sei für diese Stücke eine sachbezogene Verwendung gefordert.
Und noch ist der Förderverein auch in ein paar Bereichen aktiv. So wurde die im Heidenheimer Museum im Römerbad bis September präsentierte Ausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“ mitorganisiert. Der Verein ermögliche hier außerdem kostenlose Führungen für Schulklassen durch die Archäoguides, erläutert Mader. Vorträge würden veranstaltet, und am 21. Juli soll es in Heidenheim zur Vorstellung des neuen Buchs „Zwischen den Zeilen“, das sich mit der Ablösung des Neandertalers durch den Homo sapiens vor etwa 40.000 Jahren befasst, kommen.
Positive Bilanz der Arbeit in 18 Jahren
Darüber hinaus zieht der scheidende Vorsitzende eine rundum positive Bilanz der zurückliegenden Arbeit des Fördervereins. In den vergangenen Jahren habe der Verein dank seiner Sponsoren rund 1,7 Millionen Euro in das Thema Eiszeit investieren können, auch in Sonderausstellungen im Park und die Herausgabe von Publikationen. Über 100 Veranstaltungen und Vorträge seien organisiert worden, unzählige Führungen durch den Archäopark, um Sponsoren zu gewinnen. An fünf Büchern und einem Film sei man beteiligt gewesen. Als einen Höhepunkt in der Würdigung der Vereinsarbeit sieht Mader die Verleihung der Silbernen Halbkugel des Nationalkomitees Denkmalschutz. Sie stehe jetzt in einer Vitrine im Landratsamt, wo auch die Geschäftsstelle des Fördervereins Eiszeitkunst ansässig war.
Die Höhepunkte in der Arbeit des Vereins
Weitere Höhepunkte waren für ihn natürlich die Rückkehr der Mammutfigur 2012 an ihren Heimatort Vogelherd und die Ernennung der Höhlen zum Weltkulturerbe 2017. „Wichtig war mir immer die neidlose Zusammenarbeit innerhalb des Vereins und der Region. Dafür bin ich unheimlich dankbar. Es war eine schöne Zeit“, sagt Mader zurückblickend.
Das Thema Eiszeit lässt mich nicht los.
Hermann Mader, Gründungsvorsitzender
Aber der Thematik wird der Vereinsliquidator auch in Zukunft verbunden bleiben. So sei er in den Lonetalverein und in die Gesellschaft für Urgeschichte eingetreten: „Da werde ich mich weiter in irgendeiner Weise einbringen. Das Thema Eiszeit lässt mich nicht los.“ Ähnlich gehe es auch Bürgermeister Marcus Bremer, da die Stadt Niederstotzingen Eigentümer des Vogelherds sei. Und während die meisten seiner Vorstandskollegen nichts mehr damit zu tun hätten, bemühe sich doch eine Kollegin, den Zusammenhalt der Archäoguides zu bewahren.
Und welche Hoffnungen hat Hermann Mader für die Zukunft der bedeutenden Fundstätte der berühmten eiszeitlichen Tierfiguren? „Der Vogelherd ist ja Weltkulturerbe und 2027 steht eine Evaluation an.“ Da werde geprüft, ob die Welterbestätten entsprechend präsentiert werden. Mader: „Meine Hoffnung ist, dass die Menschen in der Region das Unesco-Welterbe zumindest sporadisch wieder erleben werden können. Damit spreche ich vielen Menschen aus dem Herzen.“