An der Kaltenburg bröckelt der Putz, genauer: am Fuß des Nordturms aus dem Jahr 1677 und an der Nordwand des Jagdhauses. Und das ist nicht das einzige Problem. Die Verfugungen sind schadhaft, das Mauerwerk auch, sodass Wasser eindringt. Die Kosten der Sanierung sind mit rund 239.000 Euro veranschlagt. Diese betreffen zwar nicht die Niederstotzinger Stadtkasse, dennoch waren sie Gegenstand der Sitzung des Gemeinderats.
Die Interessengemeinschaft Kaltenburg hat nämlich wegen dieser anstehenden Sanierungsmaßnahmen um einen Zuschuss bei der Stadt Niederstotzingen nachgesucht. 7500 Euro wurden dabei genannt. Der Verein hat zwar seinen Sitz in Giengen, die Kaltenburg liegt allerdings auf kommunalem Gebiet.
In der Aussprache wurde deutlich, dass dem Verein großer Respekt für die ehrenamtliche Arbeit zum Erhalt der Kaltenburg gezollt wird. Helmut Kircher, der Fraktionsvorsitzender der BWI, sprach dies auch explizit aus: „Was dort geleistet wird, ist wirklich anerkennenswert. Wenn wir dabei unterstützen können, dann machen wir das gerne“, hob er hervor, denn schließlich gehöre die Kaltenburg nach Niederstotzingen.
„Moralische Verpflichtung“
Auch Bernd Hegele, der Fraktionsvorsitzende der CDU, zeigte sich bereit, den Zuschuss zu gewähren, „auch wenn wir nicht sagen können, wie es in Zukunft dort weitergeht“. Eine Ruine sei schließlich ein dem Verfall preisgegebenes Bauwerk, und „auch wir werden den Verfall nicht aufhalten“. Er sah allerdings auch den Wert der Ruine für die Stadt Niederstotzingen: Gerade bei Musik-Events oder auch Hochzeiten habe sich die Kaltenburg mit ihrer einzigartigen Aussicht als gut geeignet gezeigt. Einwendungen hatte er lediglich dagegen, den Zuschuss mit den Vereinsförderrichtlinien zu begründen, da der Verein nicht ortsansässig sei. Eine moralische Verpflichtung sah er aber durchaus.
Das Thema Verfall könne man auch anders sehen, war die Meinung von Martin Däumling, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD: Die Kaltenburg zeige sich bereits jetzt ganz anders als vor dem Engagement der Interessengemeinschaft. „Da wurde wirklich Tolles geleistet“, so seine Einschätzung. Diese Arbeit habe die Unterstützung verdient.
Bedeutung für Tourismus
Bürgermeister Marcus Bremer verwies darauf, dass unter die Vereinsförderrichtlinien auch diejenigen Vereine fallen, die in Niederstotzingen tätig sind, auch wenn sie nicht ihren Sitz dort haben. Auch er hob die Bedeutung für den Tourismus hervor: Das Lone- und Hürbetal habe mit der Kaltenburg besondere Attraktivität für Besucher, Wanderer und Spaziergänger. Der beantragte Zuschuss liege im Übrigen unter dem Wert der Richtlinie, die 15 Prozent der verbleibenden Investitionskosten vorsieht. Diese liegen bei der Sanierungsmaßnahme bei rund 74.250 Euro, nachdem vom Landesdenkmalamt 156.000 Euro an Zuschüssen erwartet werden und von weiterer kommunaler Ebene 8750 Euro.
Die Vergabe erfolgte schließlich ebenso einstimmig wie die Anerkennung der bisherigen Leistungen; und der Zuschuss von 7500 Euro wird nun in den Haushaltsplan 2026 aufgenommen.
IG seit mehr als 10 Jahren aktiv
Im Jahr 2014 startete die Aktion „Wir retten die Kaltenburg“, aus der sodann die Interessengemeinschaft Kaltenburg hervorging. Das Ziel des Vereins ist es, die ca. im Jahr 1180 entstandene Burg zu erhalten und zu sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie damit den regionalen Tourismus zu beleben.