Wie ein etwas aufgeregtes Herz pocht die Musik, die elektronischen Trommelschläge drücken sich zwischen den Fichten hindurch, der Bass hüllt die Ankommenden förmlich ein. Man hört das 2Takt-Festival, bevor man es sieht. Betritt man das Gelände zwischen Nattheim und Fleinheim schließlich, eröffnet sich eine farbenfrohe, freundliche Welt. Selbst wer nur übers Gelände geht, tut dies unwillkürlich im Takt der Musik.
Mehrere Tausend Menschen haben von Freitag bis Sonntag gefeiert, die Nächte durchgetanzt, tagsüber die Sonne genossen, an Workshops teilgenommen oder einfach weitergetanzt, denn das Einzige, was schwerfällt, wenn Musik von allen Seiten auf einen eindringt – ist das Reden.

Mitten unter den Feiernden, optisch nur an ihren kleinen Funkgeräten zu erkennen, waren die Aktiven des Künstlerkollektivs Whild Stage, die das bis ins Detail liebevoll gestaltete Festival ausrichten. Sie sorgen dafür, dass genügend Helfer da sind, dass die Getränke nicht ausgehen und dass die Besucherinnen und Besucher sich sicher fühlen können und akustisch wie optisch etwas erleben. Ein Blick hinter die 2Takt-Kulissen.
Janica Herzog

Bei einem Festival kann es nie zu viele helfende Hände geben. Genau dafür sorgt Janica Herzog. Sie kümmert sich um die sogenannten externen Helfer, die nicht zum Verein gehören, am Festivalwochenende aber trotzdem mitarbeiten wollen. „Die Helfer können sich aussuchen, wann sie arbeiten wollen“, sagt Herzog. Dafür wurde eine eigene App entwickelt, in der man sich für die gewünschten Schichten eintragen kann. Weil naturgemäß die nächtlichen Einsätze, wenn die Party Richtung Höhepunkt geht, am wenigsten beliebt sind, hat das Team ein Sternesystem eingeführt. Für späte Schichten gibt es besonders viele Sterne, die wiederum im Festivalshop eingelöst werden können.
150 Helferinnen und Helfer hat Herzog am Wochenende betreut. „Das ist ein hohes Stress-Level“, sagt sie und strahlt dabei, wie man eben strahlt, wenn eine herausfordernde Aufgabe zur Zufriedenheit führt.
Rabea Hayd

„Ich bin die Mami der Bar“, sagt Rabea Hayd und lacht. Sie gehört zur Gründergeneration der Whild Stage und hat das Wachstum von Verein und Festival von Beginn an mitgestaltet. Jetzt sorgt sie dafür, dass es an der zentral gelegenen Bar an nichts mangelt, hat im Blick, dass der Getränkevorrat ausreicht, dass alle Posten an der Theke besetzt sind und die 5000 Becher, die im Umlauf sind, nach und nach immer wieder gespült werden. An der Bar wird in Drei-Stunden-Schichten gearbeitet, die Schlagzahl ist hoch, die durstigen Besucher recken den Barkeepern ihre hölzernen Bezahl-Chips entgegen. Aperol-Spritz sei nach wie vor beliebt, sagt Hayd, der „Mexikaner“, ein scharfer Tomaten-Cocktail, gehe gut. Im Kommen sei Sekt Mate, fügt sie hinzu und eilt durchs zentrale Spirituosenlager. „Das ist mein Urlaub, mein Herzensprojekt“, sagt die Barchefin.
Frederic Balle

Wahrscheinlich kann es Frederic Balle an den Festivaltagen kaum erwarten, bis es dunkel wird. Dann nämlich beginnt zu wirken, was er in monatelanger Arbeit vorbereitet hat. Seit 2022 ist Balle Teil des Kollektivs und hat sich in die Lichtsteuerung eingefuchst. Jede Bühne hat ihr eigenes Lichtkonzept. Dieses Jahr hat Balle seinen Arbeitsplatz auf dem Technikturm vor dem „Tanztheater“, dessen Elemente er illuminiert. „Wenn es dunkel wird, wird’s spannend“, sagt er vorfreudig. In der Bühne verbaute LEDs, Spiegelelemente, die dieses Jahr auch beim Lichtkunstfestival auf Schloss Hellenstein zu sehen waren, dazu Kunstnebel und Projektionen. Die Lichtshow wird Monate im Voraus in enger Abstimmung mit den Bühnenbildnern entwickelt. Gelernt hat Balle diese Kunst in der praktischen Arbeit, mittlerweile kann er auf einen technischen Fundus zurückgreifen, und alles, was nicht bereits vorhanden ist, leiht sich das Team bei speziellen Dienstleistern.
Florian Görlitz

Als Florian Görlitz über das Gelände kommt, ist er – barfuß, Sonnenbrille, Getränkebecher in der Hand – kaum von anderen Besuchern zu unterscheiden. Görlitz gehört aber zu den Gründern der Whild Stage und hat sich mittlerweile einen Namen als Bühnen-Designer gemacht. Das „Tanztheater“ stammt dieses Jahr von ihm. Die ideale Bühne soll „den Menschen Inspiration bringen, aber auch viel mit Illusion arbeiten“, sagt er. Seine Bühne ist auf den ersten Blick aus rustikalen Brettern gezimmert, steckt aber voller Details und Technik. Motoren halten Elemente in Bewegung, Spiegel verteilen das Licht.
Ein Gemeinschaftsgefühl soll entstehen, sagt Görlitz. Und dieses geht über das Festivalwochenende hinaus: Eine Gemeinschaft sei entstanden, in der sich unterschiedlichste Talente einbringen – vom versierten Handwerker über Orga-Talente bis zur DJane. Dass in den vergangenen zehn Jahren aus der Leidenschaft heraus sogar berufliche Existenzen entstanden sind, freut Görlitz besonders.
Rund 3500 Besucherinnen und Besucher beim 2Takt 2025
48 Künstler auf den Bühnen, mehr als 150 Helferinnen und Helfer im Einsatz und rund 3500 Gäste auf dem Festivalgelände: Das ist die Bilanz des 2-Takt-Festivals 2025. „Die Stimmung war durchweg gut“, berichtet Reika Novak vom Verein Whild Stage am Sonntagnachmittag. Zu dieser Zeit begann sich der große Campingplatz am Rand des Festivalgeländes bereits zu leeren. Dank des stabilen Sommerwetters musste niemand fürchten, im Matsch steckenzubleiben. Abgesehen von kleineren Blessuren sei niemand zu Schaden gekommen.
In den kommenden Wochen werden die Aktiven die Bühnen und anderen Bauten wieder abbauen und zum großen Teil für die nächsten Großveranstaltungen einlagern.