Rückenlage, Beine strampeln: Damit kommt man im Wasser schon ziemlich weit. Und das ist auch so ziemlich das Erste, das Julia Wiedenmann ihren Schwimmschülern beibringt. Die Dreifachmama ist Aquapädagogin, sie hat sich mit einer Schwimmschule selbstständig gemacht und setzt Sicherheit im Wasser an oberste Stelle. Angesichts der vielen Badeunfälle ein brisantes Thema, angesichts der sich verschlechternden Schwimmkenntnisse bei Kindern sowieso.
Julia Wiedenmann, gebürtig aus Dettingen an der Iller, der Liebe wegen in den Landkreis gekommen, ist eigentlich gelernte Physiotherapeutin. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter kam der Impuls von bekannten Eltern, Babymassagekurse anzubieten, später wurde nach Schwimmkursen gefragt. So ist Julia Wiedenmann beruflich nochmal abgebogen, hat sich weitergebildet und hat schließlich nach und nach Angebote für Eltern und Kinder geschaffen. „Das hat sich so ergeben“, sagt die Nattheimerin.
Julia Wiedenmann hat sich in Köln und Hamburg ausbilden lassen
Sie hat sich in Köln zur Aquapädagogin ausbilden lassen, in Hamburg hat sie ihren Master dazu abgelegt. „Ich bin sehr überzeugt von diesem Prinzip“, sagt sie. „Es geht nie um Gewinner und Verlierer, es geht um Motivation und Selbstbewusstsein und darum, mit dem Element Wasser vertraut zu sein und keine Ängste zu entwickeln“, erklärt die Schwimmlehrerin. In ihrem Konzept spielt die Psychomotorik eine große Rolle. Es geht um Bausteine wie Schluckreflexumkehr, Orientierungsfähigkeit und passives Schwimmen. Ziel ist es, Kindern früh, sicher und vielseitig das Schwimmen beizubringen.
Deshalb können bei Julia Wiedenmann schon die Kleinsten abtauchen: Sie bietet Kurse für Babys ab drei Monaten an. Ihr jüngster Schwimmsprössling war acht Wochen alt. Wassergewöhnung, Seepferdchen, Schwimmabzeichen in Bronze, Silber, Gold: In ihrer Schwimmschule können die Kinder eine kleine Wasserkarriere durchlaufen. Für Schwangere wiederum bietet sie Aquafitness an. Und Ideen zur Weiterentwicklung hat sie genug.
Die Nachfrage ist groß – Bäderverfügbarkeit schränkt sie ein
„Man könnte so viel machen“, sagt Julia Wiedenmann. Ohnehin: Ihre Wartelisten sind lang, die Nachfrage groß. Ihre Schwimmschule ist gewachsen, drei Mitarbeiterinnen sind angestellt. Doch die Bäderverfügbarkeit schränkt sie ein. „Es gibt keine freien Zeiten mehr“, sagt die 36-Jährige. Sie ist im Nattheimer Bad, in Neresheim (zu den Winteröffnungszeiten) und eigentlich auch im Lehrbecken der Pistoriusschule, das aber seit Langem wegen einer Legionellenproblematik geschlossen ist. „Es ist knapp“, fasst die Nattheimerin zusammen.
Dabei sollten die Kinder oft ins Wasser, früh schwimmen lernen, fordert Julia Wiedenmann. Nicht selten legen ihre Schützlinge schon mit drei Jahren das Seepferdchen ab. „Das sind dann meist Kinder, die schon als Baby bei mir waren“, erklärt sie. Sie ist überzeugt vom Element Wasser. „Kinder kommen aus dem Wasser und sollten schnell wieder ins Wasser. Da kommen ganz natürliche Reflexe zum Tragen und die Kinder entwickeln im besten Fall keine Ängste.“ Schwimmeinheiten förderten nicht selten Entwicklungsschübe. Julia Wiedenmann: „Da tut sich unheimlich viel.“
Und für die größeren Kinder gelte: Von Selbstbewusstsein und Sicherheit könne man im Wasser nie genug haben. Das geht in ihren Kursen vor. So wird immer wieder ins Wasser gepustet (Schluckreflexumkehr), es wird geübt, sich mit Klamotten im Wasser zu bewegen und der Wechsel auf die Rückenlage wird stetig trainiert. „Das ist mir das Wichtigste“, erklärt Julia Wiedenmann.
Julia Wiedenmann ist beim Schulschwimmen dabei
Es ist ihr ein Herzensanliegen, dass an Schulen mehr Schwimmunterricht angeboten wird. Deshalb hat sie mit der Gemeinde Nattheim und der Wiesbühlschule eine Kooperation geschlossen: Sie ist im Schwimmunterricht der Klassen 2, 3 und 4 dabei. „Ich bin im Wasser bei den Nichtschwimmern und die Lehrkräfte können sich um die anderen Kinder kümmern“, erklärt Julia Wiedenmann. Gerne würde sie auch die ersten Klassen in den Schwimmunterricht einbeziehen. „Und irgendwann vielleicht auch den Kindergarten“, sagt sie.
Handlungsbedarf sei jedenfalls da. Auch Verbände wie die DLRG fordern mehr Schwimmunterricht aufgrund nachlassender Fähigkeiten. Julia Wiedenmann wünscht sich auch ein Umdenken, ein Agieren jenseits der Standards: „Wir sollten weg vom klassischen Brustschwimmen, hin zum Kraulen, bei jüngeren Kindern unbedingt hin zur Rückenlage.“ So könnten sich schon die Kleinsten in Sicherheit bringen, Zeit überbrücken. Ebenso ermögliche die Rückenlage auch Erwachsenen das Kräftesammeln in schwierigen Situationen. „Das kann vielleicht Leben retten“, sagt Julia Wiedenmann.