In Steinweiler hat man einen Namen für das Haus, das am Ortsrand direkt an der Durchgangsstraße liegt: das Waldhaus. Tatsächlich beginnt der Wald unmittelbar hinter dem Haus. Als Thomas und Christine Föll das Haus vor 20 Jahren gekauft haben, hatte er sich aber auch schon auf ihr 1800 Quadratmeter großes Grundstück ausgebreitet: 65 Fichten musste das Paar fällen, bevor es einen Garten anlegen konnte. Eine mehr als 100 Jahre alte Buche stand nur drei Meter vom Haus entfernt, sie brach nach einem starken Regen auseinander, fiel aber glücklicherweise nicht aufs Dach.
Nur zufällig entdeckt
Als das Paar 2004 zum ersten Mal in Steinweiler Halt machte, wollten die beiden ein anderes Haus anschauen, das zum Verkauf stand. Das fast völlig von Bäumen und Büschen verdeckte Waldhaus sahen sie dabei nur zufällig, hinterließen aber einen Zettel mit ihrer Telefonnummer im Briefkasten. Der damalige Hausbesitzer meldete sich auch bei Thomas Föll und hinterließ seine Handynummer, unter der er aber zunächst nicht erreichbar war. Der Kontakt verlief im Sande, das Paar suchte ein ganzes Jahr lang weiter nach einem passenden Haus, allerdings vergeblich. Als die beiden die Suche schon aufgeben wollten, meldete sich der Besitzer des Waldhauses noch einmal.

Das Haus stand kurz vor der Zwangsversteigerung und war voller Gegenstände, die sich über Jahrzehnte angesammelt hatten. „Es war ein richtiges Messie-Haus“, sagt Christine Föll. Als man sich über den Verkauf einig war, begann das Ausräumen, bei dem man den Vorbesitzer unterstützte. „An sechs Wochenenden haben wir mit der ganzen Familie gearbeitet“, erinnert sich Thomas Föll. Von den 88 Fernsehern, die der Vorbesitzer eingelagert hatte, habe er 54 entsorgt, die restlichen habe der Mann mitgenommen.
Hohe Decken und viel Naturstein
Einige der Möbel behielt das junge Paar, Platz war ja auf rund 150 Quadratmetern Wohnfläche genug da. Was schließlich hervorkam, als die vollgestellten Räume leer waren, war ein Haus mit schöner Architektur und sehr guter Substanz: Der Besitzer des Steinweiler Jura-Steinwerks Horst Döring hatte es 1948 bauen lassen. Neben für diese Zeit relativ großen Räumen, hohen Decken und Einbauschränken fanden die Fölls auch viele Details aus Steinweiler Jurakalk wie im massiven Bogen der Eingangstür, aber auch Fußböden aus Carrara-Marmor. Zwei Scheiben aus Buntglas trennen Wohn- und Essbereich, ein verzierter Kachelofen und eine mit Naturstein verkleidete Wand geben dem Haus seinen ganz eigenen Charakter.

Bei den Fölls sind die Rollen klar verteilt: Die 49-jährige Fotografin Christine Föll hat den Blick fürs Ästhetische und die kreativen Ideen, Thomas Föll, 53 Jahre alt und gelernter Industrieelektroniker mit einem Faible für technische Lösungen, kümmert sich um die praktische Umsetzung. Darüber hinaus packte auch Christine Fölls Familie bei der Sanierung des Hauses tatkräftig mit an: Ihr Vater kümmerte sich um Wasser und Heizung, auch der Bruder als gelernter Maurer und späterer Architekt war mit Rat und Tat dabei. Um die Elektrik kümmerte sich Thomas Föll, gemeinsam wurde tapeziert und gestrichen.
Viel Geld stand dem Paar für die Renovierung anfangs nicht zur Verfügung, vieles wurde erst nach und nach gemacht. Und immer wieder entstehen neue Ideen. So verschwand beispielsweise die Tür zum früheren Büro-Anbau hinter einem verschiebbaren Schuhregal. Diese „Geheimtür“ verblüffe Besucher immer wieder, erzählen die beiden lachend. Dahinter verbirgt sich das Arbeitszimmer von Thomas Föll, der heute als Lehrer an der Steinheimer Hillerschule arbeitet.
Den Charakter des Hauses erhalten
Sehr wichtig war den Fölls auch der Garten, in dem sie eigenes Gemüse anbauen. Generell haben die beiden viel Freude am gemeinsamen Werkeln in Haus und Garten: „Wir würden das jederzeit wieder so machen“, sagt Thomas Föll voller Überzeugung. „Uns ist es wichtig, den Charakter des Hauses zu erhalten“, ergänzt Christine Föll. Ziel sei es nicht, alles neu zu machen, sondern Altem wieder neuen Glanz zu verleihen. Dabei gehe es nicht um Perfektion, aber um ein gutes Wohngefühl und die Bindung, die entsteht, wenn man etwas selbst gemacht hat. Fertig ist man dabei natürlich nie: Abgesehen davon, dass Christine Föll gerne auch mal die Dekoration ändert und neue Farbe ins Spiel bringt, gibt es auch Bereiche, die noch nicht renoviert worden sind, wie das Dach und die Fassade des Hauses.
Mittlerweile ist auch die 15-jährige Tochter Mina mit im Renovier-Team. Die Sommerferien nutzt die Familie, um den Gewölbekeller herzurichten. Hier gibt es auch noch einige Erbstücke zu sortieren, die Thomas Föll zwischengelagert hat. Seiner Familie gehörte die Hirsch-Brauerei und das zugehörige Gasthaus in Herbrechtingen. Es stand dort, wo in den 1970er-Jahren das Buigen-Center gebaut wurde. Neben Bildern, Briefen und Tagebüchern gibt es auch noch Schränke oder Bierkrüge. Auch hier findet Christine Föll oft Dinge, die sie in kreative Projekte einbezieht, wie alte Werbeplakate der Brauerei, die Teil einer Collage werden und im Wohnzimmer aufgehängt auch einen Teil der Familiengeschichte mit der Gegenwart verbinden.