Nattheim hat aufgestockt: Seit Anfang 2024 sind für die Wiesbühlschule und die Auernheimer Grundschule drei Schulsozialarbeiterinnen zuständig. Aus einer Stelle wurde ein Team: Zu Annette Kurz, die seit 2014 an der Schule tätig ist, kamen die Sozialpädagoginnen Corina Riek und Katja Ruf.
Wo vorher eine Stelle mit 50 Prozent eingerichtet war, wurde auf 110 Prozent aufgestockt und die Arbeit auf drei Frauen verteilt. So bekam die Schulsozialarbeit in Nattheim mehr Gewicht. Gemeinderätin und stellvertretende Bürgermeisterin Carmen Steckbauer (Unabhängige Wählervereinigung), die in Vertretung für Bürgermeister Norbert Bereska die jüngste Sitzung des Gemeinderats leitete, sagte im Rückblick und zu Fragen aus dem Gremium: „Wir hatten das so entschieden, weil sich die Zeiten und auch die Bedarfe geändert haben.“
Einzelfallhilfe ist zentrale Aufgabe der Schulsozialarbeiterinnen
Jetzt gaben die Pädagoginnen einen Bericht über ihre Arbeit ab – und informierten über Aufgaben und Aktionen. Das Tätigkeitsfeld erstreckt sich von der Einzelfallhilfe, die als zentrale Aufgabe definiert wurde, über Elternarbeit, sozialpädagogische Gruppen- und Projektarbeit, Zusammenarbeit mit Lehrern und der Schule, bis hin zu Netzwerkarbeit und Kooperationen mit Partnern und Institutionen.
Wenn es einem gut geht, dann lernt man auch leichter.
Corina Riek, Schulsozialarbeiterinnen in Nattheim
Corina Riek ordnete die Arbeit ein und sagte: „Wir sind keine Pausenaufsicht, keine Vertretungslehrer, wir sind nicht die Feuerwehr. Wir sind da zur Förderung und Unterstützung der Schüler. Wir sind aber keine Ärzte und auch keine Psychologen. Wir vermitteln bei Bedarf.“ Es gehe bei ihrer Arbeit nicht darum, einen Sündenbock ausfindig zu machen. Die Schulsozialarbeit agiere immer lösungsorientiert.
Die Pädagoginnen wollen Brücken bauen
So wollen die Schulsozialarbeiterinnen Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Jugendhilfe sein. Annette Kurz betonte: „Wir versuchen, Brücken zu bauen.“ Und Katja Ruf zeigte auf: „Wir werden aktiv, wenn ein Kind zu uns kommt oder wenn Eltern oder Lehrkräfte zu uns kommen. Wir brauchen immer einen Auftrag.“ Es gebe aber auch kindeswohlgefährdende Fälle, bei denen die Schulsozialarbeiterinnen eingreifen müssten.
Die Sozialpädagoginnen gaben einen Rückblick auf das Schuljahr 2024/2025 und machten deutlich, wie schwierig es ist, eine Statistik zu führen, wenn viel Beziehungsarbeit niederschwellig und ganz nebenbei verläuft. Grob kamen die Frauen je auf gut 90 Kontakte mit Schülern im vergangenen Schuljahr. Die Zahlen bündeln sich, wenn man auf konkrete Fälle blickt, die betreut werden müssen. Hier hatten die Pädagoginnen je gut 15 zu betreuen. Elterngespräche waren es pro Mitarbeiterin an die 20.
Auch in der Grundschule gibt es schon vielfältige Themen
Gegenstand seien Konflikte innerhalb der Gemeinschaft, schulische Anforderungen, ebenso familiäre Situationen, Migration, Schulabsentismus und Schulangst sowie der Umgang mit psychischen Belastungen und Erkrankungen. Corina Riek ordnete ein: „Ich war selbst erstaunt, wie viel davon auch schon in der Grundschule Thema ist.“ Fälle, bei denen es um Kinderschutz gehe, seien zum Glück nur Einzelfälle in Nattheim. Dennoch gab es auch hier bereits Verdachtsfälle auf häusliche und sexualisierte Gewalt sowie Vernachlässigung, wie die Pädagoginnen mitteilten.
Die Frauen wollen Ansprechpartner sein und präventiv arbeiten. Daher bieten sie ein breites Angebot, das auf vielen Ebenen die Beziehung zu den Kindern herstellt und stärkt, Vertrauen schafft und die Schulsozialarbeit im Ganzen auch sichtbar und ansprechbar macht. Da geht es etwa um Mitmach-Gruppen oder Bewegungsangebote, ebenso wie um Spielanreize und Schlichtungen.
Präventionsarbeit ist Hauptprojekt und Herzensthema
Einiges wurde auch institutionalisiert im Schulalltag. Etwa das Präventionsprojekt „Max Besser“, das eingeführt wurde und mit dem die Pädagoginnen regelmäßig in die Klassen gehen und kindgerecht verschiedene Themen bearbeiten. „Das ist unser Hauptprojekt und Herzensthema. Wir sind damit in allen Klassen präsent“, erläuterte Corina Riek.
Auch ein Klassenrat wurde initiiert, der je nach Wunsch realisiert wird. Hier können neutral und ohne Leistungsorientierung Themen bearbeitet werden. Wobei auch hier Selbstwirksamkeit, Lösungssortierung und auch basisdemokratisches Lernen zum Tragen kommen. Aber, und auch das betonten die Sozialpädagoginnen, das Wichtigste ihrer Tätigkeit sei die Beziehungsarbeit.
Pausenverleih, Pausenverkauf: Es laufen verschiedene Aktionen
Die Sozialpädagoginnen haben auch verschiedene Aktionen umgesetzt. So wurde beispielsweise ein Elternabend mitinitiiert, bei dem die Polizei über Gefahren der Mediennutzung aufklärte, was laut den Pädagoginnen auch immer jüngere Kinder betreffe. Solche Infoabende zu unterschiedlichen Themen soll es künftig weiter geben. Auch ein Pausenhofverleih ist entstanden, bei dem Schüler in Eigenregie Spielzeug verleihen. Ebenso gibt es einen Pausenverkauf, den die Viertklässler anbieten. Der laufe gut, teilweise würden mehr als 100 Muffins verkauft. Auch gab es Aktionen mit der Zukunftsakademie oder der Awo beispielsweise.
Die Damen haben Ideen für die Zukunft. So möchten sie etwa Streitschlichter oder Konfliktlotsen ausbilden, sodass die Schüler, unter Anleitung der Pädagogen, selbst tätig werden können. Auch ist ein Projekt in Planung, das den Übergang von Kindergarten zur Schule sanfter machen soll. Unterm Strich sei es Ziel, ein positives Schulklima zu schaffen“, sagten die Pädagoginnen. Corina Riek etwa betonte: „Wenn es einem gut geht, dann lernt man auch leichter.“
Für die Arbeit kam Lob aus dem Gemeinderat. Carmen Steckbauer etwa sagte: „Das ist sehr gute Arbeit, die die Schulsozialarbeit hier leistet. Es sind ja nicht immer einfache Fälle. Da gehört schon was dahinter.“