Sie lebt einen dieser Mädchenträume, ein Leben wie aus einem dieser bekannten Pferdefilme. Weite Koppeln, Pferdeduft und Galopp zum Abschalten: Sandra Grauer hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie ist Pferdewirtin und Reittherapeutin und neu im Landkreis. Seit wenigen Wochen lebt sie in Nattheim, in Steinweiler hat sie für ihre Pferde eine neue Heimat gefunden. Jetzt will sie sich hier eine Existenz aufbauen – mit ihrem „Ponyhof Grauer“ ein neues Angebot auf dem Härtsfeld etablieren.
Der pure Zufall war es, der sie aufs Härtsfeld führte. Ein Neustart mit Paukenschlagcharakter. Nach 13 Jahren auf einem Reiterhof in Reutlingen kam die Eigenbedarfskündigung. Sandra Grauer musste ihre Existenz in Kisten packen, ein neues Zuhause für ihre Pferde suchen, umziehen, Hände schütteln, Tränchen trocknen. „Das war der absolute Horror“, erinnert sich die 46-Jährige.
Anfangs im Wohnwagen zu Hause: ein Leben zwischen zwei Welten
Dann keimte Hoffnung. Im Internet war sie auf den Waldzierter Hof bei Steinweiler gestoßen. Koppel, Unterstände, Schuppen – eingebettet in Wald und wundervolle Aussicht. Die Entscheidung war schnell gefallen. Ab April lebte sie dann in zwei Welten: Rückbau auf dem alten Hof und voller Energie in die neue Existenz. Zeitweise weilten sie und ihr Partner im Wohnwagen. Seit kurzem nun sind die beiden fest angekommen, in Nattheim haben sie ein neues Zuhause gefunden. Mit Sack und Pack und elf Wallachen ging es ins neue Leben.
Das Leben ist absolut kein Ponyhof.
Sandra Grauer, Inhaberin „Ponyhof Grauer“
Jetzt wird alle Kraft in die Zukunft gesetzt. Sandra Grauer will mit ihrem Ponyhof voll durchstarten. Es wird viel gewerkelt. Überdachungen, Unterstand, Heckenschnitt: An allen Ecken gibt es Arbeit. Nebenbei gilt es, bekannt zu werden, Reitschüler zu finden. Sandra Grauer hat den Anfang gemacht, die Fühler ausgestreckt, Angebote bei der Volkshochschule und über die Ferienprogramme veröffentlicht, Flyer gedruckt und verteilt. Die ersten Anfragen für Reitstunden sind da. „Es kann losgehen“, sagt die Pferdeliebhaberin.
Sandra Grauer durchlief eine klassische Pferdemädchenkarriere
Sandra Grauer bringt einiges an Erfahrung mit. Sie hat, wenn man so sagen möchte, eine klassische Pferdemädchenkarriere hingelegt. Mit fünf Jahren stieg sie erstmals auf ein Pferd – und verlor ihr Herz. Mit 14 Jahren bekam sie ihren ersten eigenen Reitgefährten. Sie wollte Tiermedizin studieren, entschloss sich dann aber für eine Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem bekannten und renommierten Gestüt Marbach. Nach einigen Zwischenstationen und über Umwege folgte Jahre später eine zusätzliche Ausbildung zur Reittherapeutin und schließlich die Selbstständigkeit mit einem eigenen Reiterhof.
Sandra Grauer ist spezialisiert auf Kinder und Jugendliche
Ihr Wissen möchte sie weitergeben. „Ich bin vor allem auf Anfängerunterricht für Kinder und Jugendliche spezialisiert“, sagt sie. Ihr geht es immer um einen korrekten Umgang und um das Wohl der Pferde. Und darum, dass Pferd und Reiter eine Einheit sind und bestenfalls beide wachsen und profitieren können.
Ein Herzensanliegen ist Sandra Grauer das reittherapeutische Angebot – für gehandicapte Kinder, für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen oder Lernschwächen. „Auf dem Pferd kann man zu sich finden, man wird geerdet und getragen. Im Umgang kann man unheimlich viel Selbstbewusstsein erfahren“, fasst die Reitlehrerin zusammen. Sie ist überzeugt vom Ruhepol Pferd.

Ein Traumleben? Sandra Grauer will nichts romantisieren. Misten, organisieren, putzen: Es gibt viel Arbeit, die man auf den ersten Blick nicht sieht und die viel vom Tag einnimmt. Da muss man Hand anlegen, ein Macher sein. Wenn Sandra Grauer nach all den Jahren in der Selbstständigkeit eines weiß, dann dies: „Das Leben ist absolut kein Ponyhof“, sagt sie und lacht.

Jetzt hofft sie auf Zuspruch. Darauf, dass ihr Plan funktioniert. Darauf, dass sie ankommt auf dem Härtsfeld. Unterdessen trotten der Schwarzwälder Max, der Araber Evo und die Shetty-Ponys Manni und Sterni über die Koppel. So, als ob sie nie woanders gewesen wären.