Kommunale Wärmeplanung

Nattheim untersucht: Wie kann in Zukunft klimafreundlich geheizt werden?

Verpflichtend ist er eigentlich noch nicht, dennoch leitet die Gemeinde Nattheim den kommunalen Wärmeplan in die Wege. Welchen Grund das hat und wie Nattheimer Bürger davon betroffen sind – Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Nattheim untersucht: Wie kann in Zukunft klimafreundlich geheizt werden?

An sich ist es eine simple Frage: Wie soll in Zukunft klimafreundlich geheizt werden? Die Debatte dahinter ist jedoch ebenso kontrovers wie komplex – und das damit einhergehende Projekt kommunale Wärmeplanung rollt vielerorts gerade erst an. Während die großen Kreisstädte jene Planung bis Ende des Jahres vorlegen müssen, steht es den kleineren Gemeinden derzeit noch frei. Dennoch beginnen bereits jetzt einige, die Wärmeplanung in die Wege zu leiten. Eine von ihnen ist Nattheim. Warum sie das tut, wie die Wärmeplanung abläuft und wie sie Bürgerinnen und Bürger betrifft – Antworten auf Fragen:

Worum geht’s bei der kommunalen Wärmeplanung? Mit dem Wärmeplanungsgesetz sollen Länder und Kommunen konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Der kommunale Wärmeplan ist gewissermaßen der allererste Schritt dieses Projekts. Er soll ein Art Fahrplan bilden, mithilfe dessen Gemeinden wie Nattheim später Entscheidungen treffen können. Der Plan selbst beinhaltet vier Stufen.

Wenn die kleineren Kommunen einmal dazu verpflichtet sind, gibt es gar nicht genügend Ingenieurbüros, die das auf einmal umsetzen können.

Moritz Sachs, Mitarbeiter der Nattheimer Gemeindeverwaltung

Wie ist die kommunale Wärmeplanung aufgebaut? Im ersten Schritt macht die Gemeinde eine Bestandsanalyse. „Wir untersuchen, wo wir eigentlich stehen“, erklärt Moritz Sachs vom Nattheimer Hauptamt. Dabei wird beispielsweise untersucht, wie alt die Heizungen sind und welcher Verbrauch durch sie anfällt. Bei Schritt zwei werden Potenziale zur Energieeinsparung ermittelt. Dabei werden beispielsweise einzelne Gebäude herausgefiltert, die etwa durch Abwärme andere Gebäude beheizen könnten. Im dritten Schritt wird es etwas konkreter. Durch ein Zielszenario soll die Gemeinde ermitteln, wie sie den zukünftigen Wärmebedarf mit erneuerbaren Energien abdecken kann. „Es geht darum, wie dieser Weg aussehen könnte“, also wie diese klimaneutrale Wärmeversorgung im Jahr 2040 aussehen könnte, so Sachs. Der vierte und letzte Schritt des Wärmeplans beinhaltet eine Wärmewendestrategie, also ein Maßnahmenkatalog. Diese Maßnahmen werden dann allerdings nicht sofort umgesetzt, sondern bilden die Grundlage für weitere Machbarkeitsstudien.

Wie betrifft der Wärmeplan Nattheims Bürger? Zunächst einmal gar nicht. Die Daten für die Bestandsanalyse werden unter anderem von den Netzbetreibern, Wärmeversorgern und Schornsteinfegern abgefragt. „Die Bürger selbst müssen uns ihre Daten nicht zur Verfügung stellen“, erklärt Sachs.

Warum macht Nattheim freiwillig mit? Auch wenn kleinere Kommunen derzeit noch nicht dazu verpflichtet sind, sich mit kommunaler Wärmeplanung zu beschäftigen, stellt die Gemeinde Nattheim bereits jetzt die Weichen dafür. Im Juni beschloss der Gemeinderat, die Planung an die Firma RBS wave GmbH aus Ettlingen zum Bruttopreis von 41.650 Euro zu vergeben. Anfang Oktober wurden entsprechende Verträge unterzeichnet, der offizielle Startschuss ist damit in Nattheim gefallen.

Ich finde es mehr als respektabel, dass wir schon jetzt dabei sind.

Günther Paschwaweh, Nattheimer Gemeinderatsmitglied (SPD)

Wie stehen Gemeinderat und -verwaltung zu dem Unterfangen? Nicht alle Gemeinderatsmitglieder zeigten sich in der Sitzung im Juni vollumfänglich überzeugt von der kommunalen Wärmeplanung. Armin Kast (BWV/CDU) plädierte etwa dafür, die Entwicklung der rechtlichen Lage abzuwarten. Dem hielt Bürgermeister Norbert Bereska entgegen, dass die Umsetzung später teurer werden könnte als sie es momentan ist. Moritz Sachs ergänzte, dass die Gemeinde aus Giengen den Tipp bekommen hatte, bereits jetzt mit der Wärmeplanung zu beginnen, "denn wenn später auch die kleineren Kommunen dazu verpflichtet sind, gibt es gar nicht genügend Ingenieurbüros, die das auf einmal umsetzen können.“ Gemeinderat Günther Paschaweh (SPD) warnte ebenfalls vor einem „Ansturm“ der kleineren Gemeinden auf die Büros, sobald die Verpflichtung komme. „Ich finde es mehr als respektabel, dass wir schon jetzt dabei sind“, so Paschaweh. BWV/CDU-Gemeinderat Sören Plepla kritisierte, „dass es sich dabei um eine sehr theoretische Planung handelt. Die einzelnen Bürger werden dabei nicht berücksichtig. Sie treffen für sich ja individuelle Entscheidungen.“