Kindergärten und Kitas der Gemeinde Nattheim erleben derzeit eine absolute Hochphase in der Kinderbetreuung. Ein erfreulicher Trend, der jedoch die Kapazitäten der Einrichtungen zunehmend auf die Probe stellt. Mit Rekordzahlen bei den Anmeldungen geraten Kindergärten und Personal an ihre Grenzen. Nur im äußersten Notfall wird überbelegt, um allen Kindern einen Platz zu ermöglichen. Dennoch zeigte sich Lisa Wegnagel, als Vertreterin der Einrichtungen, bei ihrem Vortrag in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause zufrieden: „Alle Kinder konnten untergebracht werden – das ist in der aktuellen Lage sehr zufriedenstellend.“
Zentrale Platzvergabe bringt Vorteile
Erstmals wurde in diesem Jahr eine zentrale Platzvergabe durchgeführt. Ein Schritt, der sich laut Gemeindeverwaltung sowohl für Familien als auch für die Einrichtungen als großer Vorteil erwiesen hat. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Kindern unter drei Jahren – sie belegen rechnerisch zwei Kindergartenplätze, was den Druck zusätzlich erhöht.
Auch der Wunsch nach verlängerten Öffnungszeiten ist spürbar. In einer Elternumfrage im Kindergarten Sonnenschein wurde dieser Wunsch deutlich geäußert – ein Hinweis auf den gestiegenen Betreuungsbedarf berufstätiger Eltern. Die verlängerten Öffnungszeiten werden in Zukunft umgesetzt.
Einen Wermutstropfen gibt es jedoch. Aktuell können keine Kinder aus umliegenden Gemeinden in den Nattheimer Einrichtungen aufgenommen werden. Das bedeutet: keine Einnahmen durch den interkommunalen Kostenausgleich. Denn bei Aufnahmen auswärtiger Kinder hat die betreuende Standortgemeinde einen Kostenausgleichsanspruch gegenüber der Wohnortgemeinde des Kindes. Laut der Gemeindeverwaltung Nattheim besuchen derzeit rund 20 Kinder aus Nattheim Kindergärten in anderen Kommunen – das verursache laut Gemeindeverwaltung jährliche Kosten von rund 30.000 Euro.
Fachkräftemangel als größte Herausforderung
Die Gemeinde profitiert von dem 2009 eingeführten Fleximodell, einer flexiblen Betreuung der Kinder vor und nach dem Schulunterricht, sowie der Ganztagsbetreuung, die in Nattheim bereits seit 1999 angeboten wird. Diese Strukturen haben geholfen, kurzfristig auf die steigende Nachfrage zu reagieren. Neu ist hingegen: Auf die Ferienbetreuung besteht nun ein gesetzlicher Anspruch. Einrichtungen dürfen nur noch maximal 20 Werktage im Jahr schließen.
Das größte Problem bleibt der Fachkräftemangel. Zwar ist ein Personalschlüssel von drei pädagogischen Fachkräften für die Ganztagsbetreuung angestrebt, doch dieser ist derzeit nur schwer zu erreichen. Zusatzkräfte ohne pädagogische Ausbildung stoßen zunehmend an ihre Grenzen. „Man braucht pädagogische Fachkräfte“, betont Lisa Wegnagel. Bürgermeister Norbert Bereska macht deutlich: „Die Menschen vor Ort wollen das Fleximodell – aber dafür brauchen wir auch das nötige Personal.“
Beitragserhöhungen beschlossen
Um die Qualität der Angebote zu sichern, wurde eine Erhöhung der Elternbeiträge beschlossen. Die Ganztagsbetreuung ist in Module, die von den Eltern für das Kind gebucht werden können, gegliedert. Die Beitragshöhe für die Zahlung der Module belief sich bisher auf zehn Euro pro Modul und wird nun um drei Euro erhöht.
Auch die Sprachförderung bleibt ein zentrales Thema. Immer mehr Kinder haben sprachliche Defizite, was gezielte Förderung notwendig macht – diese wird weiterhin kostenlos angeboten. Zum Abschluss der Gemeinderatssitzung äußerte sich Auernheims Ortsvorsteher Wolfgang Bernhard kritisch. Es sei schade, dass bei einer Sitzung mit klarem Schulbezug keine Vertreter der Schulen anwesend gewesen seien, so Wolfgang Bernhard.
Die Kinderzahlen in Nattheim
Stand Anfang Juli hat die gesamte Gemeinde Nattheim 6584 Einwohner – rund 300 mehr als im Jahr 2019, also dem Geburtsjahr des Jahrgangs, der in diesem Jahr erstmals die Schule besuchen wird. Zwischen dem Jahrgang 2018/19 und dem Jahrgang 2024/25 gibt es in Nattheim laut dem Bericht der Gemeindeverwaltung 439 Kinder. Im vergangenen Jahr gab es 124 Kinder im Alter von unter drei Jahren, bei 45 möglichen Plätzen. Daraus ergibt sich eine Mindestbedarfsdeckung von 35 Prozent – dem vorgeschriebenen Ziel von Bund und Land.
Für das kommende Jahr wird es 264 Kinder im Kindergartenalter geben bei 248 Plätzen. Um für jedes Kind einen Kindergartenplatz zu gewährleisten, wurde vereinbart, in jeder Gruppe ein Kind mehr aufzunehmen. Dadurch entstehen zwölf zusätzliche Plätze. Zusammen mit den rund 20 Kindern, die in anderen Gemeinden untergebracht sind, und einem Kind, das von einer Tagesmutter betreut wird, erreicht die Gemeinde exakt die benötigte Versorgungsquote.