Ungewisse Zukunft

Zeiss-Gruppe mit solidem Wachstum im Geschäftsjahr 2024/25

Bei der Jahrespressekonferenz der Zeiss-Gruppe zeigt sich CEO Andreas Pecher positiv gestimmt von den aktuellen Zahlen und steigendem Umsatz des Konzerns. Beim Blick in die Zukunft ist die Stimmung eher angespannter:

Ein solides Geschäftsjahr und ein ungewisser Blick in die Zukunft: Was bereits auf der Jahrespressekonferenz im vergangenen Jahr galt, wiederholt sich auch in diesem Jahr bei der Carl Zeiss AG. Vorstandsvorsitzender Andreas Pecher spricht von solidem Wachstum und präsentiert die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024/25, äußert jedoch zugleich Bedenken mit Blick auf die nahe Zukunft. Auch künftige Bauprojekte, wie der geplante Standort in Aalen-Ebnat, wurden thematisiert.

Zeiss mit solidem Wachstum

In nahezu allen Sparten verzeichnet die Zeiss-Gruppe ein Plus. Der Gesamtumsatz liegt bei 11,896 Milliarden Euro, was einem Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Daraus ergibt sich ein EBIT, der Gewinn vor Zinsen und Steuern, von 1,552 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von sieben Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2023/24 gleichkommt.

Besonders die Sparte SMT (Halbleitertechnik) ist mittlerweile das wichtigste Standbein des Konzerns: Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die „Semiconductor Manufacturing Technology“ einen Umsatz von 5,055 Milliarden Euro – ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit setzt sich das starke Wachstum der Sparte fort. „Es ist gut, dass wir mit SMT ein so starkes Standbein haben, das macht jedoch die drei anderen Standbeine nicht weniger essenziell“, so Pecher.

Seit April dieses Jahres ist Andreas Pecher Vorstandsvorsitzender der Zeiss Gruppe. Zeiss

Auch die übrigen Geschäftsbereiche sind solide aufgestellt: Industrial Quality & Research erzielte einen Umsatz von 2,334 Milliarden Euro, Medical Technology 2,704 Milliarden Euro und Consumer Markets 1,569 Milliarden Euro. Lediglich der Bereich Industrial Quality & Research verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Umsatzrückgang von rund einem Prozent (2023/24: 2,369 Milliarden Euro). Der früher schwankungsanfällige Bereich Consumer Markets (Privatkundengeschäft) konnte hingegen, wie in den Vorjahren, ein Wachstum von zwei Prozent verbuchen. „Unsere Sparten sind in unterschiedlichem Maße von der herausfordernden Dynamik der Märkte betroffen. An den Absatzmärkten zeigte sich das insbesondere durch harten Preiswettbewerb und Nachfrageschwächen“, sagt Stefan Müller, Finanzvorstand der Zeiss Gruppe.

Ausblick ist angespannt

Für das kommende Geschäftsjahr rechnet Pecher mit einem möglichen Umsatzrückgang. „Wir gehen davon aus, dass sich die aktuelle Marktlage und das Umfeld im Geschäftsjahr 2025/26 nicht verbessern werden“, heißt es auf der Pressekonferenz. Die einzelnen Sparten werden davon in unterschiedlichem Maße betroffen sein. Ein Lichtblick: Bereits im vergangenen Jahr war der Ausblick angespannt und ein Umsatzrückgang erwartet worden – die tatsächlichen Zahlen fielen jedoch besser aus als prognostiziert.

Etwa eineinhalb Stunden stellten sich Finanzvorstand Stefan Müller und CEO Andreas Pecher (von links) den Fragen bei der Jahrespressekonferenz. Kommunikationsleiter Jörg Nitschke moderierte die Veranstaltung. Erik Tham

Ein Schwerpunkt lag im vergangenen Geschäftsjahr auf Forschung und Entwicklung. „Mehr als 1,7 Milliarden Euro haben wir investiert, um Innovationen zu entwickeln“, so Pecher. Das entspricht rund 15 Prozent des Umsatzes. Entsprechend stolz zeigt sich der Vorstandsvorsitzende über die erneute Nominierung eines Entwicklerteams von Zeiss Medical Technology für den Deutschen Zukunftspreis.
Dieser Kurs soll fortgesetzt werden: „Innovationsstärke bleibt der entscheidende Schlüssel für den mittel- und langfristigen Erfolg von Zeiss.“ Insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Mikroelektronik soll weiter intensiv geforscht werden.

Pecher betont zudem, dass die Beschäftigungssicherung oberste Priorität habe, sollten wirtschaftliche Maßnahmen notwendig werden. Dabei seien Instrumente wie der Abbau von Arbeitszeitkonten oder Kurzarbeit realistische Optionen. Auch betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden, um „die dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“. In den vergangenen Jahren hatte Zeiss jedoch massiv Fachkräfte eingestellt: Laut Pecher wurden in den vergangenen zehn Jahren mehr als 10.000 Stellen neu besetzt. Aktuell stagniert die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahr. Weltweit beschäftigt Zeiss 46.622 Mitarbeitende, davon 22.857 in Deutschland. Rund 20.000 Mitarbeitende sind weltweit in der Produktion tätig (28 Prozent davon in Deutschland), mehr als 7.000 in Forschung und Entwicklung, davon rund 70 Prozent an deutschen Standorten.

Wie sieht es mit dem Standort in Ebnat aus?

„Wir befinden uns weiterhin in einer Hochinvestitionsphase“, so Finanzvorstand Müller. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,294 Milliarden Euro in Sachanlagen wie neue Bauprojekte investiert. Die Liquidität liege „stabil“ bei minus 263 Millionen Euro – eine aus seiner Sicht gesunde Größe für einen Konzern wie die Zeiss-Gruppe. Das Eigenkapital stieg um 590 Millionen Euro auf knapp 8,8 Milliarden Euro.

Seit vergangenem Jahr ist Stefan Müller im Vorstand bei Zeiss und ist seit 2018 CFO. Zeiss

Zu aktuellen Bauvorhaben, wie dem geplanten Standort in Aalen-Ebnat, konnte Müller keine neuen Informationen geben. Der Projektstart sei weiterhin ausgesetzt – aufgrund der Unsicherheiten in der Weltwirtschaft. Eine Wiederaufnahme hänge von externen Faktoren und ausreichender Planungssicherheit ab. „Trotz der Hochinvestitionsphase müssen wir in der aktuellen Lage vorsichtig agieren. Es wurden keine Investitionen gestoppt, aber wir sind zurückhaltender bei neuen Vorhaben“, sagt Müller. Zudem sei es für die Zeiss-Gruppe entscheidend, nicht nur zu investieren, sondern auch profitabel zu wachsen.

Der neue CEO mit Doppelrolle

Der studierte Physiker und ehemaliger McKinsey-Berater Andreas Pecher ist seit 2013 Teil der Zeiss-Gruppe. Seit April dieses Jahres ist er der CEO des Optikkonzerns. Damit beerbte er Karl Lamprecht. Ab Januar ist der Vorstandsvorsitzende zudem noch für die Sparte Carl Zeiss Meditec als Vorstandsvorsitzender aktiv und vertritt sie im gesamten Vorstand der Gruppe. Grund dafür ist das Ausscheiden des bisherigen Vorsitzenden Maximilian Foerst aufgrund eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex. „Für Zeiss war das die beste Lösung aufgrund der bereits bestehenden Strukturen“, so Pecher.

Auf die Nachfrage, wie lange diese Übergangslösung geplant ist, entgegnete Pecher: „Wir hoffen, die Zeit so kurz wie möglich zu halten. Wir suchen nach qualifiziertem Personal und einen richtigen Fit für diese Position. Das kann manchmal dauern.“ Auch mit Blick auf sein Privatleben hofft er auf eine verkürzte Interimszeit: „Gerade ich persönlich und auch meine Familie haben Interesse daran.“