Konzert in Obermedlingen

Sternstunden der Chormusik: Neuer Kammerchor Heidenheim verzaubert mit himmlischen Klängen und brillanten Soli

Der Neue Kammerchor Heidenheim begeisterte im Rahmen der Opernfestspiele Heidenheim mit beeindruckenden Soli und einem vielfältigen Programm in der Stiftskirche in Obermedlingen.

Im Rahmen der Opernfestspiele Heidenheim gastierte der Neue Kammerchor Heidenheim in der Stiftskirche Mariä Himmelfahrt in Obermedlingen. Anlass war die traditionelle Sommerserenade des preisgekrönten Jugendchors am Schiller-Gymnasium.

Der Chor, bestehend aus rund 70 Jugendlichen aus Heidenheim und Umgebung, kann auf beachtliche 33 nationale und internationale Auszeichnungen zurückblicken – und bewies an diesem Abend erneut, warum. Unter der Leitung seines langjährigen Chorleiters Thomas Kammel präsentierte das Ensemble ein Programm, das sich stilistisch über Jahrhunderte und Genres spannte.

Gleich zu Beginn versetzte der Chor mit der Motette „Sicut cervus“ von Giovanni Pierluigi da Palestrina das Publikum in Staunen. Anlässlich des 500. Geburtstags des Komponisten wurde die hochpolyphone Motette mit einer beinahe überirdischen Klarheit und Transparenz dargeboten – unglaublich, dass sich Jugendliche in diesem Alter für ein Werk dieser Komplexität begeistern lassen.

Fast schon orchestrale Tiefe

Immer wieder begleitet wurde der Chor von der renommierten Pianistin Kyoko Kanazawa, deren einfühlsames Spiel den jungen Stimmen einen sicheren klanglichen Rahmen bot – eine Zusammenarbeit, die das gesamte Konzert trug.

Ein stiller Höhepunkt war die Interpretation von Johannes Brahms’ „Guten Abend, gute Nacht“. Der Chor präsentierte das Wiegenlied in puristischer Einfachheit und zugleich mit einer hochsensiblen klanglichen Gestaltung, die das Publikum spürbar berührte. Besonders eindrucksvoll: die Fähigkeit der Jugendlichen, feinste dynamische Schattierungen und Stimmfarben mit größter Konzentration zu entfalten.

Dies wurde auch in Eric Whitacres „Lux Aurumque“ deutlich. Hier entfaltete sich eine beeindruckende Klangkultur: schimmernd, leuchtend, mit fast orchestraler Tiefe und einem Schlussakkord, der in eine knisternde Stille mündete – man wagte nicht, zu atmen.

Brillante Soli beim Neuen Kammerchor Heidenheim

Solistische Glanzlichter setzten unter anderem Kevin Blata, der in „Stand By Me“ (arrangiert von Marc De-Lisser) als Tenor-Solist brillierte, und Lina Koch, die in Ola Gjeilos „Evening Prayer“ mit faszinierenden Saxofon-Improvisationen das Spektrum des Konzerts erweitern konnte. Auch in der achtstimmigen Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zeigte sich ein exzellentes Solistenoktett aus den eigenen Reihen – ein Beweis für die fundierte musikalische Ausbildung im Chor.

Das Publikum war sichtlich bewegt. Minutenlange Standing Ovations und spontane Jubelrufe bezeugten die Begeisterung der 400 Zuhörern in der restlos überfüllten Sitftskirche – und auch unter den Sängerinnen und Sängern war die Freude über diesen besonderen Abend spürbar.

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