Heute ist einiges los im Syrgensteiner Jugendzentrum. Während sich die einen an der Tischtennisplatte ausprobieren, schauen die anderen gemütlich vom Sofa aus zu. Es herrscht reges Kommen und Gehen. Ein „Hallo“ hier, ein „Hallo“ da. Vertrautheit durchzieht die Räume. Heute ist offener Treff im Jugendzentrum. So wie jeden Freitag.
2014 wurde die Jugendarbeit im Bachtal professionalisiert. Seitdem ist die Jugend- und Erwachsenenhilfe Seitz, ein freier Träger der Jugendhilfe, zuständig und mit geschultem Personal vor Ort. Was in Bachhagel gestartet wurde, fand letztlich in Syrgenstein seine Zentrale: Der alte Bauhof wurde mit Fördergeldern und Eigenmitteln umgebaut und umfunktioniert. Das kostete damals um die 800.000 Euro.
Seit 2017 ist der alte Bauhof als Interkommunales Jugendzentrum ein Ort für den Nachwuchs im Bachtal. „Heute ist das unsere Zentrale, wir versuchen aber auch, in den anderen Teilorten präsent zu sein“, sagt Marius Andres. Er ist der zuständige Sozialpädagoge vor Ort. Kollegin Rita Pisani unterstützt ihn.
Niederschwellige Angebote für die Jugendlichen schaffen
Geboten wird Verschiedenes – immer niederschwellig, immer nah an den Jugendlichen. Mittwochs und freitags gibt es einen offenen Treff für Jugendliche ab zwölf Jahren, dienstags sind die Kinder von neun bis zwölf Jahren willkommen. Zusammenkommen, spielen, sich austauschen: Der „offene Treff“ ist das Herzstück der Jugendarbeit. Freitags wird meist selbstgemachte Pizza angeboten, manchmal steht etwas anderes auf dem Plan. Beim Kochen und Vorbereiten werden Fähigkeiten geschult – und Zusammensein geübt. Auch der Barbetrieb samt Kasse wird von den Jugendlichen organisiert – so sollen sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Unsere Zeit und unsere Gesellschaft erfordern Angebote wie unsere.
Marius Andres, Sozialpädagoge im Interkommunalen Jugendzentrum Syrgenstein
Ausflüge, Projekte und Aktionen sowie Einzel- und Gruppenangebote ergänzen das Portfolio der Jugendarbeit im Bachtal. Das sind regelmäßig stattfindende Tanzgruppen oder Sporttage zum Beispiel. Zudem beteiligt sich das Jugendzentrum am Gemeindeleben – etwa am Weihnachtsmarkt oder beim Kinderfest. Gegen Bezahlung kann das Jugendzentrum auch für private Feiern gemietet werden.

Braucht man das alles auf dem Land? Marius Andres sagt: „Ja.“ Er ordnet das Syrgensteiner Jugendzentrum als „Vorzeigeprojekt“ ein und betont: „Den Bedarf dafür gibt es auch auf dem Land.“ Die Jugendlichen hätten die gleichen Themen, wie in der Stadt. Probleme in der Schule oder Schulverweigerung, familiäre Themen und Spannungen, Streit und echte Fehltritte: Das Spektrum sei vielfältig.
Ein geschützter Ort zum Ankommen und Austauschen
Der Sozialpädagoge ordnet ein: „Nach Corona war es schwierig. Die Jugendlichen hatten Probleme mit dem Sozialverhalten oder waren sehr in sich gekehrt. Das wird jetzt aber wieder besser.“ Was deutlich auffalle: Jugendlichen fehle prinzipiell die Verbindlichkeit und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sagt Andres. Auch an der Eigeninitiative mangle es. Er ist sich sicher: „Die Anforderungen an die jungen Leute sind gestiegen“, so Andres. „Unsere Zeit und unsere Gesellschaft erfordern Angebote wie unsere“, fügt er hinzu.
Der Weg hat sich bewährt und solange es die Haushalte einigermaßen hergeben, möchten wir dies zwingend so fortführen.
Mirjam Steiner, Syrgensteins Bürgermeisterin zum Interkommunalen Jugendzentrum
Der Jugendtreff will Anlaufstelle sein. Ein geschützter Ort zum Ankommen und Wohlfühlen, aber auch ein Ort zum Austauschen. Wenn Redebedarf ist, steht immer geschultes Personal bereit. Der Jugendtreff macht Beziehungsarbeit möglich, ebenso Alltagsunterstützung und soziale Förderung. „Vieles läuft aber ganz niederschwellig im Beisammensein oder im Gespräch“, sagt Andres. Ernstere Themen würden in Gesprächen bearbeitet, teils auch mit den Eltern. Und manchmal vermitteln die Sozialpädagogen an andere Stellen oder Experten weiter.
Die Zahlen zeigen: Der Jugendtreff hat sich etabliert
Blickt man ins Zahlenwerk, dann zeigt sich, dass die Einrichtung etabliert ist im Bachtal. Kinder und Jugendliche aus allen Bachtal-Gemeinden sind regelmäßig vor Ort – manchmal sind es mehr als 30 Jugendliche an einem Tag. Andres ordnet ein: „Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklung. Man kann sagen, dass wir nahezu wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben.“ Natürlich gebe es immer wieder Schwankungen. Zum einen saisonbedingt, zum anderen, wenn ein sogenannter Generationswechsel stattfinde, also wenn ältere Jugendliche ins Berufsleben oder Studium starteten. Unterm Strich aber herrscht reger Betrieb.

Das bestätigt auch Syrgensteins Bürgermeisterin und Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft, Mirjam Steiner: „Der Jugendtreff ist mittlerweile zum Selbstläufer geworden. Das hat aber seine Zeit gebraucht.“ Sie ordnet die damalige Entscheidung zur professionellen Jugendarbeit ein: „Es gab nie wirklich Brennpunkte, aber wie überall immer wieder etwas Ärger.“ Im Zuge der Bereitstellung gemeindeeigener Gebäude für die Jugendlichen sei letztlich auch klar gewesen, dass die Arbeit professionell begleitet werden müsse.
Pro Jahr, so ordnet es die Bürgermeisterin ein, wende die Verwaltungsgemeinschaft 70.000 Euro für die interkommunale Jugendarbeit auf. Mirjam Steiner sieht das als präventive Investition und sagt: „Der Weg hat sich bewährt und solange es die Haushalte einigermaßen hergeben, möchten wir dies zwingend so fortführen.“
Marius Andres sieht Erfolge. Auch wenn man das in diesem Bereich schlecht messen kann, weiß er: „Hier wachsen Beziehungen, die Jugendlichen haben Vertrauen zu uns. Und sie lernen hier, dass man mitgestalten kann.“