Die Energiewende hat uns im Griff. Strom, Heizen, Mobilität: Quer durch die Republik wird nach klugen Lösungen gesucht. Auch die Gemeinde Syrgenstein arbeitet daran und sucht Wege in eine klimafreundliche Zukunft.
Die Gemeinde nimmt seit 2023 am „European Energy Award“ (EEA) teil. Der EEA ist ein Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren, das Kommunen bei der Planung und Umsetzung ihrer Energie- und Klimaschutzmaßnahmen unterstützt und selbige misst und evaluiert. Ziel ist es, in Syrgenstein „das Thema Klimaschutz konsequent und strukturiert voranzutreiben.“ Die Kosten werden großteils über ein bayerisches Förderprogramm gedeckt, zehn Prozent (5.000 Euro) trägt die Gemeinde selbst. Die fachmännische Begleitung übernimmt das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza).
Ein erster und geforderter Schritt war die Gründung eines örtlichen Energieteams. So treffen sich seit 2023 elf ehrenamtliche Bürger sowie Gemeinderäte regelmäßig, um die Zukunft mitzugestalten. Das Team arbeitet Themen auf und bringt Vorschläge ein, die dann im Gemeinderat zur Abstimmung kommen können. Parallel will das Energieteam Ansprechpartner sein, das Thema präsent machen, sensibilisieren und die Öffentlichkeit aufklären.
Doch, wie steht die Gemeinde da, wo gibt es Potenzial und welche Ideen stehen überhaupt im Raum?

Wie steht die Gemeinde da?
Bei der Versorgung kommunaler Liegenschaften mit erneuerbaren Energien liegt der Anteil in Syrgenstein bei 1,5 Prozent (Strom und Wärme). Betrachtet man die Kommune als Ganzes, ergibt sich ein anderes Bild: Mit der 2023 in Betrieb genommenen Freiflächen-PV-Anlage erzeuge Syrgenstein inzwischen bilanziell mehr als hundert Prozent des im Gemeindegebiet verbrauchten Stroms, heißt es seitens des Eza. Durch die fortschreitende Elektrifizierung bleibe es aber wichtig, den Ausbau erneuerbarer Energien konsequent voranzutreiben. Beim Wärmeverbrauch liegt der Anteil erneuerbarer Energien in der Gesamtgemeinde bei 19 Prozent. Hier besteht laut Eza, „wie in ganz Deutschland weiterhin großer Handlungsbedarf“. Eine kommunale Wärmeplanung soll parallel anlaufen und in absehbarer Zeit in Auftrag gegeben werden.
Woran wird gearbeitet?
Aktuell sind Verwaltung und Energieteam dabei, zusammen mit dem Eza eine konkrete Klimastrategie zu entwickeln. Diese soll im Frühjahr 2026 vorliegen. „Ziel ist es, ein verbindliches Klimaschutzziel mit einem klaren Absenkpfad für die Treibhausgasemissionen zu definieren sowie einen Ausbaupfad für die erneuerbaren Energien festzulegen“, heißt es. Ein wichtiger Bestandteil ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Kürzlich fand eine Bürgerwerkstatt zum Thema statt. Noch im Dezember soll eine gemeindeweite Online-Umfrage starten.
Welche Ideen stehen im Raum?
Prinzipiell wurden im Verlauf viele und ganz unterschiedliche Ideen gesammelt, die angegangen wurden, angegangen werden sollen oder zur Prüfung anstehen.
Investitionen in Gebäude: Die Gemeinde setzt sich zum Ziel, die kommunalen Liegenschaften bis 2035 klimaneutral zu betreiben. Dazu wird ein Sanierungs- und Neubauplan für kommunale Gebäude erarbeitet und Mindestvorgaben zur Energieeffizienz festgelegt. Erste Datenerhebungen sind angelaufen.
Erneuerbare Energien: Mit dem Energiecoaching liegen Empfehlungen zu weiteren PV-Anlagen vor. Aktuell ist eine Erweiterung der PV-Anlage auf dem Dach des Kindergartens in Staufen in Planung. Wenn weitere Solarparks und Windenergieanlagen angegangen werden sollen, dann mit finanzieller Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, wie Bürgermeisterin Mirjam Steiner sagt. Das Energieteam und die Verwaltung arbeiten weiter an einem Klimaförderprogramm – beispielsweise für Balkonkraftwerke. Denn ein großer Hebel seien auch die Privathaushalte, betont Steiner. Eine Idee ist zudem, zu prüfen, ob Wasserwärmepumpen am Zwergbach möglich sind.
Flächenverbrauch reduzieren: Prinzipiell ruft die Gemeinde die Maxime „Innenverdichtung vor Außenerweiterung“ aus. Es wurden Eigentümer von Baulücken angeschrieben, um auch eine mögliche Verkaufsbereitschaft zu erfragen. Bei Neubaugebieten soll verstärkt auf Klimaschutzaspekte geachtet werden. Energieteam und Verwaltung entwickeln derzeit ein Bonus-System für energetisch besonders vorbildliche Maßnahmen, das künftig Anwendung finden soll. Eine Überarbeitung der Bebauungspläne wurde angestoßen, wie Bürgermeisterin Steiner sagt, um auch den Altbestand für junge Familien nutzbar und attraktiv zu machen.
Mobilität: Für Mitarbeitende der Verwaltung sollen eine Auflademöglichkeit und Serviceboxen für E-Bikes geschaffen werden. Auch ein gemeindeeigenes E-Fahrrad ist geplant. Zudem ist angedacht, den Fuhrpark sukzessive auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Die Installation einer öffentlichen Radreparaturstation ist Thema.
Bildung/ Information: Geplant ist, dass die Syrgensteiner Grundschule zur Klimaschule wird. Zudem will die Gemeinde eine Wärmekampagne umsetzen, um die Bürger umfassend zu informieren.
Umweltschutzaktionen: Am Käuriedgraben etwa soll gemeinsam mit Donautalaktiv ein Konzept entstehen, wie die Fläche zu einem Naturerlebnisraum werden kann, der durch die Wiedervernässung CO₂ im Boden speichert.
Was wird bereits umgesetzt?
Derzeit wird an der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED gearbeitet. Mit der smarten Steuerung sollen Nacht(teil)abschaltungen ermöglicht werden. Das Licht ist dann auch dimmbar. Demnächst sollen die Förderanträge gestellt werden. Im Energieteam könnte man sich unterdessen eine generelle Nachtabschaltung vorstellen.
Kürzlich fand zum ersten Mal ein vom Energieteam organisiertes Repaircafé statt, bei dem Ehrenamtliche defekte Geräte wieder zum Laufen bringen. Auch ein Warenverschenktag ist angedacht. Das Energieteam veröffentlicht zudem regelmäßig eine Klima-Kolumne zu aktuellen Themen. Der einberufene Klimatreff wird aktuell mangels Interesses ausgesetzt.
Wie geht es mittelfristig weiter?
Prinzipiell möchte das Energieteam seine Arbeit auch über den Förderzeitraum hinaus fortsetzen. Dieser endet Ende August 2026. Nach der Kommunalwahl im März kommenden Jahres wird der neue Gemeinderat entscheiden, wie es weitergeht.