Neuer Standort 2026 fertig

Rüstungsboom: Hensoldt investiert Millionen in Oberkochen

Hensoldt hebt seine Prognose an. In Oberkochen entstehen neue Produktionsflächen, mehr Arbeitsplätze und ein Wachstumsschub.

Der Sensorspezialist Hensoldt steuert auf ein weiteres Rekordjahr zu. Das Unternehmen hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025 deutlich nach oben korrigiert. Nach einer Reihe neuer Großaufträge erwartet Hensoldt nun ein Book-to-Bill-Verhältnis zwischen 1,6 und 1,9 – also einen Auftragseingang, der bis zu doppelt so hoch ist wie der Umsatz. Zuvor war man von rund 1,2 ausgegangen. Der Umsatz soll in diesem Jahr rund 2,5 Milliarden Euro erreichen, die bereinigte Ebitda-Marge mindestens 18 Prozent betragen. Vom Wachstum profitiert auch der Standort Oberkochen – dort entstehen neue Kapazitäten und zusätzliche Arbeitsplätze.

Aufrüstung sorgt für volle Auftragsbücher

Treiber der Entwicklung ist die anhaltend hohe Nachfrage der europäischen Nato-Staaten nach moderner Verteidigungstechnologie. Weil die Bundesregierung angesichts der sicherheitspolitischen Lage zahlreiche neue Beschaffungen auf den Weg gebracht hat, schlagen sich die Planungen nun zunehmend in konkreten Aufträgen nieder.

Hensoldt profitiert davon mit seinen Sensorlösungen, Radarsystemen und elektro-optischen Produkten, die in vielen Programmen eine Schlüsselrolle spielen – auch in der Ukraine sind Hensoldt-Radare und Technik des Unternehmens im Einsatz.

„Dass Deutschland aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage stark in seine eigene Sicherheit investiert und sich dieser politische Wille nun in konkreten Aufträgen niederschlägt, ist ein wichtiger Schritt hin zu echter Verteidigungsfähigkeit“, erklärt Hensoldt-CEO Oliver Dörre. „Wir sind mit technologischen Lösungen und durch den konsequenten Ausbau unserer industriellen Kapazität gut aufgestellt, hierzu einen wichtigen Beitrag zu leisten.“

Von der Manufaktur zur Serienfertigung

Für das Unternehmen bedeutet der Boom zugleich eine gewaltige industrielle Herausforderung. Vor dem Ukraine-Krieg produzierte Hensoldt angesichts kleinerer Stückzahlen eher im Manufakturstil, nun müssen komplexe Geräte in Serie gefertigt werden. Auch in Oberkochen, wo die Sparte Hensoldt Optronics ihren Sitz hat, schreitet dieser Wandel voran. Am neuen Standort am Märzenbuckel investiert Hensoldt dafür eine dreistellige Millionensumme. Während die letzten Bauarbeiten noch laufen und viele Abteilungen bereits umgezogen sind, dürfte die Eröffnung im ersten Quartal 2026 folgen.

Mit dem Wachstum geht ein weiterer Stellenaufbau einher. Schon heute beschäftigt Hensoldt mehr als 5000 Mitarbeitende. An den Optronik-Hauptstandorten Oberkochen und Wetzlar sind es rund 1300, hinzu kommen kleinere Teams an zwei Standorten in Aalen. Auch in den kommenden Jahren soll die Belegschaft im Optronik-Bereich und die Oberkochener Belegschaft erneut im zweistelligen Prozentbereich wachsen. So ist es zumindest aus Unternehmenskreisen zu vernehmen.

Neuer Produktionsstandort in Ulm

Auch weiter südlich investiert Hensoldt kräftig. In Ulm will das Unternehmen seine Produktionskapazitäten mit einem neuen Außenstandort erweitern. Dazu wurde eine Industriehalle angemietet und für den Serienbetrieb umgebaut. Der Mietvertrag ist seit wenigen Wochen unterschrieben, das Investitionsvolumen liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich.