Das Ende einer Ära: Am 4. März endet die Amtszeit von Oberkochens Bürgermeister Peter Traub nach exakt 32 Jahren im Chefsessel der Stadt. Die Suche nach seinem Nachfolger läuft bereits das ganze Jahr und kommt nun in die entscheidende Phase. Von den bisher vier Bewerbern sind nach der Wahl am vergangenen Sonntag nur noch zwei im Rennen. Eine Stichwahl soll am vierten Adventssonntag stattfinden.
Aus vier werden zwei
Fangen wir von vorne an: Ursprünglich meldeten sich vier Kandidaten als Nachfolger Traubs. Alexander Kolb, Marcel Winter, Clemens Schönherr und Ferdinand Traub (nicht verwandt mit Peter Traub) hatten allesamt ihren Hut in den Ring geworfen. Im Juli schied Ferdinand Traub aus familiären Gründen aus dem Rennen aus. Übrig blieben Kolb, Winter und Schönherr, die am vergangenen Sonntag, 7. Dezember, zur Wahl standen.
Eine Entscheidung fiel jedoch nicht. Keiner der drei Bewerber konnte sich mit einer absoluten Mehrheit gegen seine beiden Mitstreiter durchsetzen. Dabei ging es zwischen zweien ziemlich knapp zu: Marcel Winter erhielt 40,88 Prozent der Stimmen, Alexander Kolb 39,43 Prozent – beide treten nun in der Stichwahl am 21. Dezember gegeneinander an. Schönherr erhielt 19,63 Prozent der Stimmen und scheidet damit aus dem Wahlkampf aus. Von 6001 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern fanden am vergangenen Wochenende 3379 den Weg ins Wahllokal. Somit lag die Wahlbeteiligung bei 56,31 Prozent – sechs Prozentpunkte weniger als bei der Gemeinderatswahl im vergangenen Jahr.
Laut Bericht der Schwäbischen Post Aalen soll sich Marcel Winter am Wahlabend zufrieden gezeigt haben. Alexander Kolb sprach von breitem Rückhalt in der Bevölkerung. Beide werden den Wahlkampf bis zum Tag der Stichwahl fortführen und kündigten weitere Dialogformate an. Clemens Schönherr zeigte sich nach der Wahl erleichtert und betonte, das Ergebnis mit Fassung zu tragen: „Das ist Demokratie.“ Weiterhin wünsche er sich, dass seine Ideen aus dem Wahlkampf in der Zukunft der Stadt Umsetzung finden.
Wer sind Alexander Kolb und Marcel Winter?
Nicht nur die abgegebenen Stimmen der beiden Anwärter sind sich ähnlich, sondern auch das Alter: Kolb ist 37, Winter 36 Jahre alt. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt Winter in Hüttlingen. Beruflich war er nach seinem Jurastudium als Rechtsanwalt und Assessor tätig. Im Wahlkampf setzt er bisher vor allem auf Bürgerdialoge sowie auf die Themen Transparenz, Bürgernähe und konsequente Umsetzung. Ehrenamtlich ist Winter seit seiner Kindheit engagiert – unter anderem als Ministrant, Lagerleiter, Schülersprecher, Vereinsvorsitzender, Sportkreis-Chef oder Skilehrer. Seinen Wohnort möchte er aufgrund seiner kleinen Kinder (zwei und vier Jahre alt) derzeit eher nicht wechseln.
In Oberkochen aufgewachsen und geblieben ist hingegen sein Konkurrent Alexander Kolb. Kita auf der Heide besucht, Grundschule und Gymnasium in Oberkochen abgeschlossen und dort mit seiner Frau aus der italienischen Partnerstadt eine Familie gegründet – mehr Oberkochen geht kaum. Beruflich ist Kolb seit 2023 Leiter des Kriminalkommissariats Aalen mit mehr als 17 Jahren Erfahrung im öffentlichen Dienst. Ehrenamtlich ist er seit dem vergangenen Jahr als Mitglied des Gemeinderates tätig. Zudem ist er Vorsitzender des Vereins für Städtepartnerschaften Oberkochen, Finanzvorstand des Turn- und Sportvereins Oberkochen sowie stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Oberkochen und der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU-Ostalb. Seine politischen Schwerpunkte sind Sicherheit, Verkehr, Innenstadtentwicklung, Wohnraum und Ehrenamt.
Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung Ende November war für beide Bewerber die Zukunft der Oberkochener Innenstadt ein zentraler Pfeiler ihrer potenziellen Amtszeit. So seien Kolb laut „Schwäbischer Post“ vor allem Aufenthaltsqualität, Gastronomie und Mobilität wichtig. Winter setzt vor allem auf weiterentwickelten Wohnraum, bewahrte Lebensräume und das Vorantreiben größerer Projekte. Auf die Nachfrage, welchem politischen Spektrum die Kandidaten zuzuordnen seien, ordnete sich Winter als Mitte-links ein und erklärte, dass er von einem parteipolitisch übergreifenden Bündnis unterstützt werde. Kolb entgegnete, als Bürgermeister mit allen Fraktionen im Gemeinderat den Dialog suchen zu wollen.
Die vergangenen Bürgermeisterwahlen
In der letzten Wahl mit Beteiligung von Peter Traub am 10. Dezember 2017 trat ein Gegenkandidat an: Mit Anmeldeschluss stellte sich Max Wirth zur Wahl des Stadtoberhauptes auf. Jedoch ohne Erfolg. Traub gewann mit 71,4 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 39,8 Prozent.
Im Jahr 2009 gewann Traub mit 94,34 ohne einen ernsthaften Konkurrenten – laut Archiv der Stadt Oberkochen schafften es jedoch Chuck Norris, Michael Jackson, Joachim Löw, Horst Schlämmer und Otto Waalkes mehrmals auf die Stimmzettel.

