Stichwahl hat entschieden

Marcel Winter ist der neue Bürgermeister in Oberkochen

Marcel Winter gewinnt die Stichwahl und wird neuer Bürgermeister von Oberkochen. Der 36-Jährige setzte sich knapp gegen Alexander Kolb durch. Der Wahlkampf verlief nicht ohne Kontroversen:

Die Wahl zur Nachfolge von Amtsinhaber Peter Traub spitzte sich in den vergangenen Wochen zu: Bei der ursprünglichen Wahl am 7. Dezember konnte keiner der drei Kandidaten eine absolute Mehrheit erzielen. In der Stichwahl am vergangenen Sonntag, 21. Dezember, fiel nun die Entscheidung – wenn auch knapp: Marcel Winter ist der neue Bürgermeister von Oberkochen. Doch wer ist der neue Schultes der Kocherstadt, und wie gelang es ihm, seinen Lokalrivalen in der Direktwahl zu übertrumpfen?

Nur wenige Prozentpunkte entschieden

Der erste Wahlgang am 7. Dezember wurde zwischen drei Kandidaten ausgetragen: Marcel Winter, Alexander Kolb und Clemens Schönherr. Während Winter und Kolb jeweils rund 40 Prozent der Stimmen erhielten, kam Schönherr auf knapp 20 Prozent und schied damit aus dem Rennen aus. Da keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erreichte, wurde die Entscheidung um den Chefsessel im Rathaus auf den vierten Advent vertagt.

In der Stichwahl hatte schließlich erneut Marcel Winter die Nase vorn: Der 36-Jährige erhielt nach der finalen Auszählung 54,77 Prozent der Stimmen, während Alexander Kolb auf 45,23 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,65 Prozent. Insgesamt waren 5995 Oberkochenerinnen und Oberkochener wahlberechtigt.

Erhitzter Wahlkampf

Damit wird Winter das neue Stadtoberhaupt von Oberkochen – allerdings erst ab dem 3. April des kommenden Jahres. Der Stichwahl war ein intensiver Wahlkampf vorausgegangen, in dem beide Kandidaten mit zahlreichen Bürgerdialogen und öffentlichen Auftritten präsent waren. Auch Kontroversen blieben nicht aus: Wie die „Schwäbische Post“ berichtete, wurde wiederholt die Frage diskutiert, inwiefern Gemeinderäte im Amtsblatt für einen Kandidaten werben dürfen.

Auslöser war unter anderem die Gründung des Bündnisses „Wir für Winter“. In dieser Initiative schlossen sich bekannte Oberkochenerinnen und Oberkochener zusammen, um Winter als „unabhängige und parteiübergreifende Initiative“ zu unterstützen. In der Folge erschien im Oberkochener Amtsblatt eine Anzeige mit Porträtfoto und Wahlempfehlung für den Kandidaten. Brisant: Winters Konkurrent Alexander Kolb ist ebenfalls Mitglied des Gemeinderats und erhielt öffentlich Unterstützung von CDU-Mitgliedern aus dem Gremium. Auch für ihn wurde Wahlwerbung im Amtsblatt geschaltet.

Wie die „Schwäbische Post“ weiter erläuterte, unterliegt zwar der Gemeinderat als Gremium einer Neutralitätspflicht, einzelne Gemeinderäte gelten jedoch lediglich als Mandatsträger und dürfen sich im Wahlkampf positionieren. Entsprechend waren Unterstützungsbekundungen auf beiden Seiten rechtlich zulässig. Auch das Schalten von Wahlwerbung im Amtsblatt gilt als Privatangelegenheit, obwohl es sich um ein kommunales Medium handelt – solange keine kommunalen Mittel zur Werbung verwendet werden, wird die Neutralitätspflicht nicht verletzt. Zu den öffentlichen Unterstützern Winters zählen Gemeinderäte aus der SPD-Fraktion, von den Grünen sowie aus dem Wählerblock Freie Bürger Oberkochen.

Wer ist Marcel Winter?

Marcel Winter lebt gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Hüttlingen. Beruflich war er nach seinem Jurastudium als Rechtsanwalt und Assessor tätig. Im Wahlkampf setzte er insbesondere auf Bürgerdialoge sowie auf die Themen Transparenz, Bürgernähe und konsequente Umsetzung. Ehrenamtlich engagiert sich Winter bereits seit seiner Kindheit – unter anderem als Ministrant, Lagerleiter, Schülersprecher, Vereinsvorsitzender, Sportkreis-Chef und Skilehrer. Seinen Wohnort möchte er aufgrund seiner kleinen Kinder (zwei und vier Jahre alt) derzeit nicht wechseln.

Die Ära Peter Traub

Ganze 32 Jahre wird er im Amt gewesen sein: Peter Traub wurde im März 1994 als Bürgermeister der Stadt Oberkochen ernannt. Seit 1995 ist er Mitglied des Kreistags im Ostalbkreis. In seiner Arbeit setzte er einen Schwerpunkt auf stabile Stadtfinanzen, nachhaltige Stadtentwicklung und den Ausbau der kommunalen Infrastruktur. Unter seiner Führung wurden wichtige Investitionen in Bildung, Kinderbetreuung, Energieversorgung und interkommunale Zusammenarbeit umgesetzt.

Neben Anerkennung gab es auch Kontroversen: In seiner Amtszeit kam es zu Kritik an einzelnen Entscheidungen und zu einem gerichtlichen Verfahren, in dem ihm vorgeworfen wurde, seine Amtsbefugnisse überschritten zu haben. Das Urteil führte zu öffentlicher Diskussion über die Grenzen kommunaler Öffentlichkeitsarbeit, schadete jedoch seiner langjährigen Rolle als prägende Figur der Stadtpolitik nur begrenzt.