Raimund Kamm kritisiert Populismus

Ein Jahr Atomausstieg: „Schreckensszenarien sind nicht eingetreten“

Ein Jahr nach dem Atomausstieg am 15. April 2023 bilanziert Raimund Kamm, Vorsitzender des „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“ das Ergebnis. Die prognostizierten Schreckensszenarien seien nicht eingetreten.

Atomkraftgegner Raimund Kamm, Vorsitzender des „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“, kritisiert vor allem den CSU-Politiker Markus Söder für seine populistischen Aussagen. Die an die Wand gemalten Ausstiegsprobleme seien allesamt nicht eingetreten. „Unsere Stromversorgung blieb zuverlässig. Der Strompreis an der Börse ist jetzt sogar mit 4,8 Cent je Kilowattstunde um mehr als die Hälfte niedriger als im April 23 mit damals 9,9 Cent je Kilowattstunde“, so Kamm. Die Endkundenstrompreise seien gemäß dem Vergleichsportal Verivox bei Neuverträgen auf 26,1 Cent je Kilowattstunde gesunken und damit fast ein Viertel niedriger als vor einem Jahr. Die Kohleverstromung sei im März 2024 ein Viertel geringer als im Vorjahresmärz gewesen.

Vollendeter Atomausstieg ist ein historischer Erfolg

Raimund Kamm

Den vollendeten Atomausstieg bezeichnet Raimund Kamm als historischen Erfolg. Die Gefahr durch die laufenden und wegen der übergroßen Risiken nur unzulänglich versicherten Atomkraftwerke (AKW) sei beendet. Es werde kein neuer, hoch radioaktiver, tödlich strahlender Atommüll mehr erzeugt. Auch kein neues Plutonium, das extrem Krebs verursachend ist und zum Bau von Atomwaffen verwendet wird, so Kamm weiter.

Im März 2024 seien fünf Prozent des Stromverbrauchs durch einen Stromimportüberschuss gedeckt gewesen. Dies sei überwiegend Windstrom aus Dänemark und Wasserkraftstrom aus Norwegen gewesen, stellt Kamm fest. „Dieser Stromimport war billiger als der Strom aus deutschen Gas- und Kohlekraftwerken, sodass diese weniger liefen und weniger CO₂ erzeugt haben“, sagt Kamm.

Staatlicher Stromkonzern EDF braucht Exporteinnahmen

„Wir haben auch etwas Atomstrom aus Frankreich importiert, da dort viele AKW nach den großen Ausfällen im Jahr 2022 wieder verfügbar sind und das viel mit Strom heizende Frankreich an warmen Tagen überschüssigen Strom billig dem Ausland anbietet“, so Raimund Kamm. Frankreichs hoch verschuldeter staatlicher Stromkonzern EDF brauche dringend diese Exporteinnahmen, um seine Überschuldung zu verringern.

Unsinnige Diskussionen über Wiederinbetriebnahme

Bayerns Regierung müsse aufhören, die Bevölkerung mit unsinnigen Diskussionen über Wiederinbetriebnahme der stillgelegten AKW oder gar den Bau neuer AKW für dumm zu verkaufen, fordert Kamm. „Wir können und müssen mit dem Ausbau von Solar und Wind und begleitend des Stromverbunds mit Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) und den bereits boomenden Batterien sowie mittelfristig der Energiespeicherung durch Wasserstoff uns eine saubere und preiswerte Stromversorgung aufbauen“, fordert Raimund Kamm.