Leserbrief

Die Presse betreibt Weißwäsche der Kirche und weiterhin unkritische Hofberichterstattung

Leserbrief zum Artikel „Bachs Musik tröstet selbst depressive Menschen“ im überregionalen Teil der gedruckten Ausgabe vom 24. Juli 2025, den die „Südwestpresse“ in Ulm verantwortet.

Schon wieder wird ein ehemaliger Prälat der württembergischen Landeskirche von der Heidenheimer Zeitung in ehrfürchtigem Ton erwähnt – als ginge es um eine moralische Autorität. Dabei ist es längst öffentlich bekannt, dass gerade die oberen Etagen der Kirchenleitung – namentlich der Oberkirchenrat – tief in das systematische Vertuschen von Missbrauchsfällen verstrickt sind. Viele dieser „hochrangigen“ Herren und Damen haben nicht nur weggesehen, sondern aktiv mitgewirkt: durch Schweigen, Verharmlosen und gezielte Einschüchterung von Betroffenen und kritischen Mitarbeitenden.

Ich selbst habe erlebt, wie Pfarrer und Pfarrerinnen ungestraft mobben, lügen, verleumden und andere kirchliche Angestellte aus ihren Positionen drängen konnten – gedeckt von oben. In meinen Büchern habe ich diese Zustände dokumentiert. Doch statt sich diesen dunklen Kapiteln zu stellen, betreibt die Presse eine auffällige Weißwäsche – so als dürften Kirchenrepräsentanten nicht zur Rechenschaft gezogen werden.

Dass das Gebäude des Oberkirchenrats jüngst zweimal mit Schmierereien versehen wurde, ist kein Zufall. Es zeigt, wie sehr sich viele Menschen von dieser Institution abgewendet haben. Doch statt diese Entwicklungen kritisch zu begleiten, liefert die Heidenheimer Zeitung weiterhin unkritische Hofberichterstattung – aus Angst vor Leserprotesten oder kirchlichem Gegenwind?

Ich nenne den Namen des betroffenen Prälaten nicht. Doch wer sich jahrzehntelang durch Schweigen und Verschleierung verdient gemacht hat, sollte das Bundesverdienstkreuz ablegen. Ein bisschen Anstand und Selbstkritik wären angebracht – aber genau daran mangelt es bei diesen geistlichen Herren seit jeher. Solange kein Gericht sie überführt, bleiben sie auf ihren Posten – bestens anwaltlich vertreten auf Kosten der Kirchensteuerzahler. Einfachen Mitarbeitenden bleibt nur das Nachsehen.

Bernhard Veil, Gammelshausen

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