Kunst, Zen und Harmonie

Auf der Suche nach Harmonie: Wie die Unterkochenerin Sybille Steinel aus verschiedenen Materialien beeindruckende Kunstwerke schafft

Die Malerin Sybille Steinel verbindet in ihrer Kunst Farben und Sprache, Fläche und Form, Mensch und Natur. Ihre Bilder sind voller Kraft. Inspirationen holt sie sich aus ihrem selbst angelegten Zen-Garten und aus der Natur. Ihre Eindrücke verarbeitet sie in ihrem Atelier in Unterkochen.

Auf der Suche nach Harmonie: Wie die Unterkochenerin Sybille Steinel aus verschiedenen Materialien beeindruckende Kunstwerke schafft

Es ist immer etwas Besonderes, wenn man einen Künstler oder eine Künstlerin bei sich zu Hause und auch in deren Atelier besuchen darf. Allein der Garten von Sybille Steinel, Mediengestalterin und Malerin, zieht sofort in den Bann. Die 58-Jährige hat einen Zen-Garten angelegt, bei dem man teils ganz ruhig wird und es teils immer wieder neue liebevoll arrangierte Details zu sehen gibt: überall Statuen, gewundene Buchsbaumhecken, Fächerahorn, kreisrunde Rasenflächen, die sich mit einem Barfußpfad, einer Relaxliege, Palmen, vielen Sträuchern, sogar einem Zen-Tor und einem beruhigend vor sich hin plätscherndem Teich abwechseln. Alles ist selbst angelegt und liebevoll gepflegt, Sybille Steinel gestaltet immer wieder neu – und ist dabei immer auf der Suche nach Harmonie und Einheit.

Sybille Steinel ist von Beruf Mediagestalterin und wohnt in Unterkochen. Seit über 20 Jahren beschäftigt sie sich mSybille Steinel ist von Beruf Mediagestalterin und wohnt in Unterkochen. Seit über 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Kunst und bildet sich immer weiter. Foto: Sybille Steinel

Ruhe und Harmonie

Dieses Bedürfnis nach Ruhe, nach Harmonie in allen ihren Lebensbereichen setzt sich auch in ihrem Haus fort, das wie eine lichtdurchflutete mediterrane Villa mitten in Unterkochen wirkt. Alles ist hell, aufeinander abgestimmt, Beige- und Erdtöne sind ebenso zu sehen wie türkis und pink – zu denen sie lachend erzählt: „Ich weiß gar nicht, warum diese bunten Farben immer wieder in meinen Bildern auftauchen! Eigentlich will ich in Erdtönen bleiben, aber irgendwie kommen diese beiden dann doch oft dazu!“ Doch wer die Künstlerin erlebt, in ihrer Lebendigkeit und gleichzeitig von Spiritualität durchdrungen, findet jedes einzelne Bild genau richtig.

In der weiträumigen Küche des Hauses – an dem sie mit ihrem Lebensgefährten zwölf Jahre lang gearbeitet hat und immer noch Details, Farben, erlesene Gegenstände hinzufügt und andere wegnimmt – begegnen uns gleich mehrere ihrer Werke. Direkt an der Terrasse hängt eines ihrer Lieblingsbilder: „Rustic Drips“ in Rost, Türkis, Weiß und faszinierenden Farbverläufen. Man schafft es kaum, weiterzugehen oder den Blick weiterzulenken auf die vielen harmonischen Details des Raumes. Auf dem Tisch steht die vierteilige Serie „Dream“ – kleine, kompakte Quadrate mit Fußteilen aus Holz, die mit ihren türkisen Mustern in den Bann ziehen und sich gegenseitig bereichern. An der Wand eine weitere Serie mit dem Namen „Blue Zen“, etwas kleiner, aus neun einander ergänzenden Quadraten, von denen jedes einzelne ein berührendes Kunstwerk darstellt.

Man schlendert weiter in den offenen Wohnraum, vieles ist in hellem Beige gehalten, aufeinander abgestimmt, mit viel Raum zwischen den Möbeln, und sogar das weiße Klavier und die ebenfalls weiße Hündin Coco passen perfekt in die lichtvolle, beruhigende Atmosphäre. Immer wieder entdeckt man Bilder der Künstlerin. Es sind nie zu viele auf einmal, alles ist harmonisch arrangiert, mit Raum zum Verweilen, den Blick schweifen zu lassen oder auch immer wieder einzutauchen in das nächste Werk. 

Mixed-Media-Technik

Steinel malt in Mixed-Media-Technik und hat nach Acrylfarben und Spachteltechnik in den 2000er-Jahren die Materialien Rost, Marmormehl, Sumpfkalk, Farbschüttungen, Pigmente, Tuschen, Beizen und Collagentechnik erkundet. Seit einiger Zeit arbeitet sie intensiv mit Resin, einer Kunstform, bei welcher mithilfe von Epoxidharz beeindruckende, dreidimensionale Kunstwerke erschaffen werden. Durch das Eingießen von Objekten oder das Einfärben des Kunstharzes werden einzigartige und glänzende Effekte erzielt.

Dies ist eine Technik, bei der alles stimmen muss. Die Außentemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Schnelligkeit und Sorgfalt beim Arbeiten. Während des gesamten Prozesses der Resin-Verarbeitung muss Steinel eine Atemschutzmaske tragen. Der Raum sollte frei von Fliegen sein, damit sie sich nicht in dem Objekt festsetzen, mit dem Bunsenbrenner versucht sie, entstandene Blasen zu entfernen und schließlich muss alles ganz oder – je nachdem, welchen Schritt sie als Nächstes vorhat – fast abtrocknen. Dann kommen weitere Prozesse. Farbschüttungen, die Einarbeitung von Objekten, Schriftzüge – und wenn das alles am Ende nicht so wird wie gewünscht, muss sie das Bild abschleifen und teilweise von vorne beginnen. Jedes ihrer Werke entsteht in einem mehrtägigen bis hin zu einem jahrelangen Prozess. Irgendwann weiß sie dann: Jetzt ist es harmonisch.

Beim Arbeiten mit dem Kunstharz Resin kommt es auf große Genauigkeit an. Foto: Markus Wolf Fotografie

Serie „Woman“

Neben den glitzernden Dekogegenständen und auch ihren Bildern, die beim Betrachten je nach Lichteinfall überraschen können, ist auch ihre Serie „Woman“ ein großer Hingucker. Sie hat experimentiert und mit KI-erstellten, sehr bunten und kraftvollen Frauenbildern eine fünfteilige Bilderserie geschaffen, die mitreißend, faszinierend und absolut Gute-Laune-fördernd ist. In die Bilder sind die Titel eingearbeitet: „be wild“, „Mother Earth“, „Color your World“, Drama Queen“ und „Free Spirit“. Jedes einzelne ist bemerkenswert.

Auch die Serien „Holz“, die türkise Wellen, Meere und zugleich Erde vermittelt, oder „Life“ mit mehr Rosa und Glitzer ziehen beim Betrachten in den Bann. Die Bilder tragen Titel wie „Waves of Serenity“ („Wellen der Gelassenheit“) oder „Serene Earthflow“ („Ruhiger Erdfluss“), und hierzu erzählt die Künstlerin: Nach Beendigung ihres Werkes gebe sie bei ChatGPT ihre Beschreibung ein und wie sie das Bild empfindet, in geradezu poetischen Worten, und lässt sich dann überraschen, was die KI mit ihren Vorgaben als Titel herauskristallisiert. Sehr spannend. Sybille Steinel hat sich für ihr Schaffen ein Motto vorgenommen: Kunst, die verbindet. Und so ist es. Man spürt beim Betrachten ihrer Werke, wenn sie erzählt, wenn sie schweigt oder auch wenn sie Klavier spielt – was ebenfalls einen Ausdruck ihrer Kreativität und ihrer Gefühle bedeutet –, dass sie genau das tut. Sie verbindet: die Materialien, die verschiedenen Schichten, Natur und Mensch, Wort und Farbe – und berührt mit ihren Werken jeden einzelnen Sinn.

Künstlerische Weiterbildung

Steinel geht ihren Weg auf der Suche nach Harmonie immer weiter. Sie bildet sich künstlerisch fort, inspiriert andere, nimmt Klavierunterricht, sie ist viel in der Natur oder in ihrem Zen-Garten und bleibt ihrem Ziel treu: Harmonie zu erzeugen und sich immer wieder zu öffnen für das, was an Neuem auf ihrem Weg auftaucht.

Zur Person

Sybille Steinel wurde 1967 in Aalen geboren und ist in Unterkochen bei ihren Großeltern aufgewachsen. Vor allem zu ihrer Großmutter hatte sie eine sehr innige Beziehung. Vor ein paar Jahren ist ihre Großmutter gestorben. Sybille Steinel war bis zum Schluss bei ihr und hat sie begleitet. 

Nach der Schule hat Steinel zunächst als Fotografin gearbeitet, bis sie zur Mediengestalterin wurde. Seit 1993 ist sie bei der Heidenheimer Zeitung tätig und hat sich nun seit den 2000er-Jahren auch als Künstlerin ein Standbein erarbeitet. Eindrücke zu ihrer Person und ihren Bildern sind unter steinel-kunst.de zu sehen. Sie malt in der Mixed-Media-Technik, häufig in Erdfarben und mit viel Struktur, die beim Betrachten in den Bann ziehen. 

Wer mehr über Sybille Steinel erfahren möchte, kann sich ein Bild machen unter steinel-kunst.de, auf Instagram (steinel_kunst) oder Facebook (Steinel KUNST).