50 Mitarbeiter betroffen

ASS Stahlservice in Neresheim: Insolvenz kurz nach Umzug des Unternehmens

Wenige Monate nach dem Einzug in einen Neubau muss die Firma ASS Stahlservice aus Neresheim einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen.

Die Krise im deutschen Maschinen- und Anlagenbau macht sich auch auf der Ostalb bemerkbar. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, hat die ASS Stahlservice GmbH beim Amtsgericht Aalen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Besonders bitter: Das Unternehmen hatte erst im Frühjahr einen Neubau in Neresheim bezogen. Zuvor war die mittelständische Firma in Ebnat zu Hause. Von dem Antrag sind rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Das Amtsgericht hat Prof. Dr. Martin Hörmann zum Sachwalter bestimmt.

Auch die Geschäftsführung hat sich zu dem Antrag geäußert: „In den vergangenen beiden Jahren waren die Umsätze in der Stahlbranche stark rückläufig. Dieser Antrag war geboten, da wir die konjunkturelle Entwicklung im Anlagen- und Maschinenbau der vergangenen beiden Jahre nicht länger auffangen können“, erläutert Geschäftsführer Joachim Schmid. Wie aus der veröffentlichten Bilanz im Bundesanzeiger hervorgeht, hat das Unternehmen bereits 2023 starke Einbußen hinnehmen müssen und einen Jahresfehlbetrag erwirtschaftet. Im Geschäftsbericht werden unter anderem „sehr schwierige Marktgegebenheiten“ genannt. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

In den vergangenen beiden Jahren waren die Umsätze in der Stahlbranche stark rückläufig.

Joachim Schmid, Geschäftsführer

Bei der anstehenden Sanierung bekommen Hörmann und die Geschäftsführung weitere Unterstützung: Dirk Eichelbaum von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft dhmp Restrukturierung aus Karlsruhe wird die Sanierungsphase als Generalbevollmächtigter begleiten. Er sagt: „Die eigenverwaltende Geschäftsführung bleibt weiterhin verwaltungs- und verfügungsbefugt und will die wirtschaftliche Lage des Betriebs kurz-, mittel- und langfristig stabilisieren“, ergänzt er. Die moderne Lagerlogistik im Gewerbegebiet Im Riegel in zentraler Lage nahe der Autobahn A7 sei ein gewichtiges Argument für unsere Sanierung in den anstehenden Gesprächen mit Geschäftspartnern und Gläubigern.

Aufgrund der Kostensituation am neuen Standort war ein langfristiger Weiterbetrieb nicht mehr möglich, heißt es weiter. Gleichwohl blickt die Geschäftsführung zuversichtlich auf den Sanierungsprozess in Eigenverwaltung: „‚Stahl‘ ist und bleibt eine Schlüsselbranche für die deutschen Wertschöpfungsketten, insbesondere für die Automobil- und Maschinenbauindustrie“, so Schmid.

50 Beschäftigte betroffen

Das Eigenverwaltungsverfahren zielt auf den dauerhaften Erhalt des Standortes ab, teilen die Sanierer mit. Deswegen führe ASS Stahlservice den Geschäftsbetrieb so reibungslos wie möglich fort. Löhne und Gehälter der rund 50 Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld bis einschließlich November 2025 abgesichert. Im Gegensatz zu einem regulären Insolvenzverfahren ist die Eigenverwaltung ein Verfahren, bei dem der Geschäftsführer unter Aufsicht des Sachwalters die Aufgaben der Insolvenzverwaltung übernimmt und damit selbst den Sanierungskurs unter Berücksichtigung der Gläubigerinteressen bestimmt.

Die ASS Stahlservice GmbH wurde 2001 in Aalen-Ebnat von Wolfgang Alber, Rolf Schoch und Norbert Strese gegründet und kombiniert klassischen Stahlhandel, Anarbeitung und Serviceleistungen für Kunden in Deutschland und im angrenzenden Ausland. Mit dem Großhandel von Blankstahl, Walzstahl, Feinkornbaustahl für Druckbehälter, Produkten für besondere Verwendungszwecke oder Gusseisen beliefert der Betrieb eine breite Kundenbasis, insbesondere aus dem Maschinenbau und der Antriebstechnik.Ab 2020 investierte der inhabergeführte Betrieb in einen Neubau im Gewerbegebiet in Neresheim. Den neuen Firmensitz hat die ASS Stahlservice GmbH als Mieter und Nutzer der Hallen im Frühjahr 2025 bezogen.

Hoffnungsschimmer im Maschinenbau

Hinter den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern liegen schwierige Jahre. Laut VDMA Baden-Württemberg verfehlte der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau im vergangenen Jahr das bereits schwache Ergebnis von 2023 um real neun Prozent. Erstmals seit dem Coronajahr 2020 wurde ein nominaler Umsatzrückgang verzeichnet. Als Gründe nennt der Verband Überregulierung, Kostenbelastungen im Inland sowie geopolitische Konflikte und die Verunsicherung aufgrund von Zöllen und weiteren Handelshemmnissen.

Ein Aufwärtstrend ist jedoch erkennbar: Der VDMA BW konstatierte im Juni eine positive Entwicklung . Der Auftragseingang im April lag um sechs Prozent höher als noch im Vorjahresmonat. Aus dem Inland gab es indes elf Prozent weniger Bestellungen, während die Auslandsaufträge um 14 Prozent zulegten. „Für eine nachhaltige Belebung des Inlandsgeschäfts fehlte es jedoch weiterhin an entscheidenden Impulsen“, so Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA BW.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar