Der Fall hat vielerorts für Betroffenheit gesorgt und ein großes Medienecho ausgelöst: Seit Anfang Juli sind beim Schäfer Uwe Rinker in Bachhagel 22 von 39 Tieren verendet. Der Schäfer hat Anzeige erstattet. Jetzt ermittelt die Polizei. Es geht um den Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung. Letzteres, weil Tiere rechtlich gesehen als Dinge gelten.
Landwirt Uwe Rinker, auch bekannt als „Kirchen-Bauer“, hat binnen dreier Wochen mehr als die Hälfte seiner Herde verloren und sagt: „Sie fehlen mir. Jedes tote Tier hat mir wehgetan. Ich habe sie teils mit der Flasche aufgezogen.“ Neben der emotionalen Komponente geht es auch ganz praktisch um Pflegeverträge, die er mit seiner Schafherde erfüllen wollte. „Da komme ich jetzt nicht nach“, so der Landwirt.
Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz
Anfang Juli hatte Uwe Rinker die ersten toten Schafe gefunden. Fortan lag nahezu täglich ein totes Tier auf der Weide. An manchen Tagen auch mehrere. Und immer wieder fand der Schäfer altes und teils auch verschimmeltes Brot auf der Weide. Der Verdacht erhärtete sich und irgendwann, so sagt es Uwe Rinker, „wollte er den Dingen auf den Grund gehen“. Er brachte zwei tote Schafe zur Untersuchung nach München. „Ich wollte wissen, was los ist“, erzählt er. Dabei sei bestätigt worden, dass die Tiere an der nicht artgerechten Fütterung verstarben. Der Schäfer erstattete Anzeige bei der Polizei. Seit der Fall publik ist, habe es sich beruhigt, wie er sagt.

Seitens der Polizei heißt es auf Anfrage: „Fakt ist, dass auf der Weide frisches und auch altes und teils verschimmeltes Brot gefunden wurde und es ist sehr, sehr naheliegend und wir gehen davon aus, dass die Tiere daran gestorben sind“, so Pressesprecher Markus Trieb vom Polizeipräsidium Schwaben-Nord.
So wird auch seitens der Polizei bestätigt, dass eine tierärztliche Untersuchung ergeben habe, dass die Fütterung mit Brot zum Tod der Tiere geführt hat.
Pressesprecher Markus Trieb sagt: „Die Hintergründe dazu sind noch unklar. Der Sachstand ist unverändert. Wir ermitteln gegen Unbekannt.“ Es sei durchaus denkbar, dass der Unbekannte die Tiere lediglich füttern wollte und keine Böswilligkeit vorlag. Dennoch gelte es, den Sachverhalt zu klären.
Bürgermeister Ingo Hellstern schließt Vorsatz aus
Auch Bürgermeister Ingo Hellstern nimmt Stellung zum Vorfall und sagt: „Das ist tragisch, was hier passiert ist.“ Ihm sei es aber wichtig, zu betonen, dass er sich „beim bestem Willen nicht vorstellen kann, dass jemand die Schafe absichtlich vergiften wollte“. Hellstern geht davon aus, dass es aus Unwissenheit geschah. „Einen Vorsatz möchte ich fast schon ausschließen. Das kann ich mir nicht vorstellen“, so der Bürgermeister.

Uwe Rinker bleibt jetzt nur der Appell an die Bürger: „Bitte füttert keine fremden Tiere. Das sollte man ganz prinzipiell nicht tun.“ Es könne nicht nur seine, sondern eben auch andere Tiere betreffen.
Auch Dr. Ursula Domes, Fachtierärztin für kleine Wiederkäuer beim Tiergesundheitsdienst Bayern, sagt: „Schafe sind Wiederkäuer und fressen eigentlich nur Gras. Sie brauchen sonst gar nichts. Das wissen viele nicht.“ Zu viel Brot oder Kraftfutter übersäuere den Pansen, am Ende könne das Schaf nicht mehr richtig verdauen. Schimmelsporen könnten obendrein die Leber angreifen. Im schlimmsten Fall führe dies zum Tod.
Weiden sind keine Streichelzoos.
Dr. Ursula Domes, Fachtierärztin beim Tiergesundheitsdienst Bayern
Ursula Domes will aufklären und sagt: „Man sollte nie ein fremdes Tier füttern. Man weiß nie, was die Tiere schon alles gefressen haben oder was sie vielleicht auch nicht vertragen. Weiden sind keine Streichelzoos.“ Domes beobachtet, dass dies ein hartnäckiges Problem ist: „Das war schon immer so und zu Corona-Zeiten besonders auffällig.“ Domes geht davon aus, dass die Menschen es gut meinen, doch: „Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht“, sagt sie.